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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 191 Musik – das ist für diese Epoche wesentlich frappanter – folgt gleich danach, „wenn es um Reiz und Bewegung des Gemüts zu tun ist“.932 Diese These wird aber der ‚reinen‘ Musik umgehend gefährlich, weil ‚Reiz und Rührung‘ für Kant nie ästhetisch bedeutend sind, künstlerische Gegenstände als lediglich angenehm ausweisen sowie deren normative Verortung als schönes Objekt letzt- endlich untergraben.933 Für Kant ist ‚reine‘ Musik die „Sprache der Affekte“,934 was ihre klar limitierte Fähigkeit, einen objektiven Gedanken darzustellen, auf ästhetische Ideen beschränkt, die mit affektiven Mitteilungen verbunden sind. Sie ist für ihn ohne jede semantische Bedeutung, da sie „durch lauter Empfin- dungen ohne Begriffe“ spreche, keinerlei Persistenz offeriere, vollkommen transitorisch sei und zur geistigen Reflexion somit nichts übrig lasse.935 ‚Reine‘ Musik, so Kants Urteil, sei „mehr Genuß als Kultur […] und hat, durch Vernunft beurteilt, weniger Wert als jede andere der schönen Künste“.936 Wenn also alle anderen ‚schönen Künste‘ eine begriffliche Bedeutung einschließen, ist die ästhe- tische Wertigkeit der musikalischen Komposition mit der formalen Gestaltung gegeben, die nur ein Kriterium der Kant’schen Urteilskritik adäquat erfüllen. Kants Theorie legt zwar fest, dass mathematische Komponenten der musikali- schen Formgebung nur die conditio sine qua non der allgemeinen Mitteilbarkeit des Urteils ‚schön‘ wären, weshalb selbige „an dem Reize der Gemütsbewegung, welche die Musik hervorbringt […] nicht den mindesten Anteil“ hätten,937 räumt diesen aber doch eine höhere Position ein als Hanslick, der schlicht leugnet, dass etwas „musikalisch berechnet“ wäre:938 An dieser mathematischen Form, obgleich nicht durch bestimmte Begriffe vor- gestellt, hängt allein das Wohlgefallen, welches die bloße Reflexion über eine solche Menge einander begleitender oder folgender Empfindungen mit diesem Spiele derselben als für jedermann gültige Bedingung seiner Schönheit ver- knüpft; und sie ist es allein, nach welcher der Geschmack sich ein Recht über das Urteil von jedermann zum voraus auszusprechen anmaßen darf.939 932 Ebda., S.  222 (§53, A328). 933 Ebda., S.  74f. (§13, A223). 934 Ebda., S.  223 (§53, A328). 935 Ebda., S.  222 (§53, A328). 936 Ebda., S.  222 (§53, A328), S.  224 (§53, A330). 937 Ebda., S.  224 (§53, A329). Giordanetti betont jedoch zu Recht, dass sich Kants Worte auf die affektive Wirkung der musikalischen Komposition konzentrieren und nicht auf deren strukturelle Verfasstheit: „Musik bei Kant“, in MK 11 (2007), S.  123–136, hier S.  128. 938 Vgl.: „Die Mathematik regelt blos den elementaren Stoff zu geistfähiger Behandlung und spielt verborgen in den einfachsten Verhältnissen, aber der musikalische Gedanke kommt ohne sie ans Licht“ (VMS, S.  97). Vgl.: Landerer/Zangwill, „Deleted Ending“ (wie Anm.  67), S.  88f. 939 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  223 (§53, A329). Vgl.: Wilfing, „Idealismus
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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