Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Page - 192 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 192 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Image of the Page - 192 -

Image of the Page - 192 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text of the Page - 192 -

4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 192 Darum könnte durchaus behauptet werden, dass Kants Begriff der ‚reinen‘ Mu- sik, bei der er semantische Unzulänglichkeit diagnostiziert, tatsächlich aus- nehmend formalistisch beschaffen sei. Dies stempelt jedoch Kants Theorie der ‚schönen Künste‘ noch lange nicht als rigoros formale Ästhetik ab, da Kants Kritik der begrifflichen Inhaltslosigkeit von ‚Musik ohne Text‘ dafür sorgt, dass sie von ihm ästhetisch abgewertet wird.940 Dieser Aspekt von Kants Den- ken, das hier eine traditionelle Ausrichtung dokumentiert, kann aber durch Kants meistens verkannte Erörterung der intrikaten Beziehung von Kunst und Moral zusätzlich illustriert werden. Kants Kritik der Urteilskraft als frühes Bei- spiel für künstlerische Autonomie und diese somit ein „Kantian concept“ zu nennen,941 wie es die „Analytik des Schönen“ und die vier Momente des reflek- tierenden Geschmacksurteils zweifellos nahelegen, erscheint nämlich durchaus schwierig. Nach Kant ist Schönheit ein „Symbol der Sittlichkeit“ (§59). Peter le Huray betonte folglich, dass sich Kant trotz einer gewissenhaften Unterschei- dung von Vernunft, Ästhetik und Ethik von der „time-honoured conclusion that the highest forms of art were those which contribute to ethical ends“, nie- mals vollends trennen konnte,942 sodass Wicks – der Kants Lehre grundsätzlich formalistisch interpretierte – schließlich eingestand: „Kant’s moral interests sig nificantly drive his aesthetic theory.“943 Guyer, der führende ‚englische‘ Ex- perte für Kants Werke, bemerkte ebenfalls: „for Kant, art paradigmatically has moral content, and our response to art is thus by no means a simple harmony between imagination and understanding, but rather a much more complicated play among imagination, understanding, and reason.“944 Diese Lesart findet sich auch in Weatherstons Ausführungen zu Kants Lehre von den kognitiven Fakultäten: Wie bereits erörtert, entsteht das reflektierende Geschmacksurteil und Realismus“ (wie Anm.  43), S.  335. 940 Neubauer, Emancipation (wie Anm.  576), S.  184; Kivy, „‚Affektenlehre‘“ (wie Anm.  887), S.  262; Hamilton, Aesthetics (wie Anm.  267), S.  71f.; Ginsborg, „Kant“ (wie Anm.  900), S.  337; Gracyk, „Popular Music“ (wie Anm.  444), Kap.  1. 941 Yoshida, „Musical Culture“ (wie Anm.  39), S.  189. Vgl.: Beard/Gloag, Musicology (wie Anm.  247), S.  20; Appelqvist, „Kantian Ethos“ (wie Anm.  381), S.  82. 942 Peter le Huray, „The Role of Music in Eighteenth- and Early Nineteenth-Century Aes- thetics“, in PRMA 105 (1978–1979), S.  90–99, hier S.  94. 943 Robert Wicks, „The Divine Inspiration for Kant’s Formalist Theory of Beauty“, in KSO 1 (2015), S.  1–31, hier S.  9. 944 Paul Guyer, „History of Modern Aesthetics“, in Levinson, Handbook of Aesthetics (wie Anm.  384), S.  25–60, hier S.  30. Vgl.: Theodore Greene, „A Reassessment of Kant’s Aes- thetic Theory“, in Whitney/Bowers, Heritage of Kant (wie Anm.  893), S.  323–356, hier S.  335; William Hare, Modern Aesthetics: An Historical Introduction, London 1967, S.  151; Sebastian Gardner, „Aesthetics“, in The Blackwell Companion to Philosophy, hrsg. von Nicholas Bunnin und E.  P. Tsui-James, Oxford/Cambridge, Mass. 1996, S.  229–256, hier S.  233.
back to the  book Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts