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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 204 beautiful object, not the feeling of the subject“ übertrug.988 Das mag hier zwar noch nach Hanslicks Opposition zur emotivistischen Musikästhetik klingen, verfehlt jedoch dessen eigentlichen Kritikpunkt, da er sich hier nicht gegen Gefühle des Subjekts (‚feelings of the subject‘), sondern gegen das empfindende Individuum als ästhetischen Gradmesser positioniert, wie Cohen passend über- setzt,989 was Hanslicks Definition dieser häufig ambivalenten Begriffsbildung fraglos einfängt: „Empfindung ist das Wahrnehmen einer bestimmten Sinnes- qualität: eines Tons, einer Farbe. Gefühl das Bewußtwerden einer Förderung oder Hemmung unsres Seelenzustandes, also eines Wohlseins oder Mißbeha- gens“ (VMS, S.  27). Hanslick hat das zentrale Kriterium von Kants Kritik der Urteilskraft – die transzendentale Untersuchung des Subjekts und der apriorischen Bedingungen des reflektierenden Geschmacksurteils – somit direkt negiert und daher dessen ‚Kopernikanische Revolution‘, das Herzstück des Deutschen Idealismus, nie- mals befolgt.990 Bereits Carrière hält reichlich kritisch fest, dass Hanslick die methodische Ausrichtung von Kants Lehre „vornehm ignorirt oder für einen überwundenen Standpunkt hält, nicht in dem Sinne, daß man von demselben aus weiter gegangen wäre, sondern daß man ihn für falsch ansieht“.991 Somit existieren jedenfalls zwei gewichtige Argumente, die die historische Hypo- these einer kausal beschaffenen Entwicklung ‚des‘ musikalischen Formalismus von der Kant’schen Urteilskritik zu Hanslicks VMS-Traktat eklatant schwä- chen. 1.  Kants Lehre von den ‚schönen Künsten‘ kann kaum als ein forma- les Konzept erachtet werden,992 da das Schöne für ihn zum Teil mit morali- schen Vorstellungen und rationalen Begriffen verbunden ist, was ‚reine‘ Musik nicht treffe.993 2.  Hanslicks Vorhaben der szientifischen Musikästhetik, die auf 988 Hanslick/Payzant, Musically Beautiful (wie Anm.  31), S.  2. 989 Hanslick/Cohen, Beautiful in Music (wie Anm.  65), S.  17. Vgl.: Cecil Gray, „The Task of Criticism“, in The Sackbut 1 (1920), S.  9–13, hier S.  13; Baker/Scruton, „Expression“ (wie Anm.  906), S.  326. 990 Schmidt, „Hanslicks Formbegriff“ (wie Anm.  53), S.  91f.; Landerer, Hanslick und Bolzano (wie Anm.  27), S.  96; Klein, Musikphilosophie (wie Anm.  64), S.  27; Panaiotidi, „Alexandr Mikhailov“ (wie Anm. 29), S.  73f. 991 Carrière, Ästhetik (wie Anm.  428), Bd.  2, S.  322. 992 Guyer, „Kant’s Fine Art“ (wie Anm.  894). Für mehrere ähnliche Ansichten vgl.: Bow- man, „Musical ‚Formalism‘“ (wie Anm.  410), S.  44–46; Anthony Savile, Kantian Aesthetics Pursued, Edinburgh 1993, S.  106; Salim Kemal, Kant’s Aesthetic Theory, London ²1997, S.  150; Hamilton, Aesthetics (wie Anm.  267), S.  71; Ginsborg, „Kant“ (wie Anm.  900), S.  335f.; Rothfarb, „Musical Formalism“ (wie Anm.  58), S.  173; Zangwill, Aesthetic Reality (wie Anm.  444), S.  8. 993 Dahlhaus hat den Kant’schen Formalismus zusammengefasst, der auf dem Irrtum basiere, „daß man […] das ästhetische Urteil umstandslos mit dem Kunsturteil gleichsetzte. […] Das Kunsturteil, das nach Kants Überzeugung ethische und praktische Bestimmungs-
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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