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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 222 der „anti-organicist“ also erst zum „arch-organicist“ werden musste.1095 Das hat Allan Keiler vehement bestritten, der Pastilles Deutung als „absurdity“ definierte, für Schenker einen konstanten Musikbegriff behauptete und für die diskutierte ‚Entgleisung‘ eine kontextuelle Interpretation erarbeitete: „Schen- ker’s anti-organicist position […] has to be seen as based on arguments that are constructed within a somewhat contrived and unsystematic philosophical framework, in order to stand in opposition to ideas of Hanslick and others.“1096 Korsyn und Cook hielten jedoch fest,1097 dass man den ‚Geist‘-Essay Schenkers nur mit großen Mühen als „vigorous attack on the formalism of Eduard Hans- lick“ fassen könne,1098 da sich hier eher parallele Konzepte finden ließen, wel- che Keiler schlichtweg missdeutete. Wenn man nun aber nicht Keilers Lesart von Schenker, sondern diejenige von Hanslicks VMS-Traktat exakter studiert, wird klar, dass Keilers Artikel eine typische Strategie im Umgang mit Hans- lick auf den Punkt bringt. Denn Hanslicks Formbegriff wird hier als abstrakter Terminus begriffen, der dem Gehalt von Musik begrifflich opponiere: „Form is an abstraction, externalized from the idiosyncratic or unique quality of indivi- dual pieces, that serves to summarize broad stylistic features.“1099 Da Hanslicks Ansichten zur Identität von Inhalt und Form mit derartigen Konzepten jedoch nichts gemein haben, können Schenkers Bedenken zur histo- rischen Vorherrschaft eines solch technischen Formbegriffs nicht einmal indirekt als negative Wertung Hanslicks gefasst werden, der von Keiler inkorrekt refe- riert wird. Schenkers Betonung des ‚individual content‘ – der das thematische Musikmaterial bezeichnet – ist mit Hanslicks Argument durchaus vereinbar, das Keilers Deutung zum Trotz keine theoretische Überhöhung der ‚generali- zing form‘ nötig macht, die für Hanslick keineswegs wesentlich war.1100 Erst am Ende von Hanslicks VMS-Traktat trennt dieser den „ursprünglich logischen“ vom „specifisch musikalischen“ Formbegriff – der „Architektonik der verbun- denen Einzelheiten und Gruppen, aus welchen das Tonstück besteht, näher also: die Symmetrie dieser Theile in ihrer Reihenfolge, Contrastirung, Wiederkehr und Durchführung“ –, der mit dem ‚Inhalt‘, den musikalischen Hauptthemen sowie deren kunstvoller Verarbeitung, kontrastiert (VMS, S.  167). Hanslick hatte 1095 William Pastille, „Heinrich Schenker, Anti-Organicist“, in 19thCM 8/1 (1984), S.  29–36, hier S.  32. 1096 Allan Keiler, „The Origins of Schenker’s Thought: How Man is Musical“, in JMT 33/2 (1989), S.  273–298, hier S.  291 und 289. 1097 Kevin Korsyn, „Schenker’s Organicism Reexamined“, in Intégral 7 (1993), S.  82–118, hier S.  109; Cook, Schenker Project (wie Anm.  33), S.  48. 1098 Keiler, „Schenker’s Thought“ (wie Anm.  1096), S.  291. 1099 Ebda., S.  286. 1100 Ebda., S.  286.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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