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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 231 lismus sowie seiner historischen Entwicklung erarbeiteten, der man aus stra- tegischen Beweggründen das Argument Hanslicks eingliederte. Das jetzige Kapitel, das die Bestimmung des Formalismus auf den Punkt bringt, wird nun die Eigenart von Hanslicks Hypothese genauer erörtern, welche nicht immer durch derartige Interessen sowie deren narrative Funktion geleitet worden ist. Präzise gesagt soll also eruiert werden, welche exakte Variante ‚des‘ ästheti- schen Formalismus Hanslick diskursiv beigelegt wurde und ob er mit einer solch diffusen Kategorie pauschal erfasst werden kann. Zuvor müssen jedoch mehrere Tendenzen geklärt werden, wie Hanslicks Leitspruch der ‚tönend be- wegten Formen‘ oder auch sein Begriff ‚Form‘ generell gelesen wurden. Dass hier eine Debatte vorliegt, die oft schlichte Dualismen benutzt – Form vs. Ge- fühl, Form vs. Inhalt, Form vs. ‚Welt‘ etc. –, belegte bereits Hostinský, der für die eigene Epoche eine regelrechte „Idiosynkrasie“ im Hinblick auf das Wort Form betont und hieraus schließt: „Wie den Materialisten, so dichtet man auch den Formalisten nicht nur Indifferentismus, sondern auch offene Feind- schaft, ja sogar Krieg bis auf’s Messer gegen alle höheren geistigen Interessen an.“ Hostinský schreibt ferner: „So ist denn das Wort ‚Form‘ in der moder- nen Aesthetik nachgerade etwas gar Furchtbares geworden, […] sozusagen der leibhaftige ästhetische Antichrist selbst.“1148 Dass diese allgemeine Einstellung im 20.  Jahrhundert weiterhin verbreitet war, zeigt Tschuliks Äußerung, dass Hanslicks VMS-Traktat oftmals verkürzt mit dem „Schreckenswort ‚formalis- tisch‘“ belegt werde.1149 Zuletzt soll noch Beinroths Musikästhetik zitiert wer- den, welche neben Hanslick etwa auch Hegel vor dem für ihn infamen Vor- wurf ‚reinigte‘, „Zugeständnisse an die Formalästhetik gemacht zu haben“, wobei dessen Wortwahl illustriert, wie formale Ästhetik von ihm generell be- urteilt wurde: Hegel dürfe man nicht zum „Befürworter der Formalästhetik […] degradieren“, wohingegen Hanslick die formale Ästhetik schlichtweg un- terstellt sowie dessen Schrift als formalistische Grundlegung unpassend „de- klassiert“ worden sei.1150 Welche Version ‚des‘ ästhetischen Formalismus ist Hanslick nun tatsäch- lich beigelegt worden? Die einfachste Erwiderung auf diese Frage würde lau- ten, dass Hanslicks VMS-Traktat ein formalistisches Schaffensmodell beim eigentlichen Komponieren befürwortet hat, wie das Keiler fälschlich vermu- tete (Kap.  4.2). Diese verzerrte Auslegung von Hanslicks Argument findet sich aber meistens lediglich bei politischen Diskussionen über eine formalis- tische ‚Degeneration‘ des jeweiligen Musiklebens, die von diversen Systemen 1148 Hostinský, Musikalisch-Schöne (wie Anm.  114), S.  8f. 1149 Tschulik, „Ästhetik und Kritik“ (wie Anm.  21), S.  606. 1150 Beinroth, Musikästhetik (wie Anm.  375), S.  132 und 155.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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