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4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff?
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developed in a prescribed [!] formâ.1155 Wenn dies auch eine ungewöhnliche
Auffassung reprĂ€sentiert, findet sich diese noch in Szabadosâ BeitrĂ€gen zum
âFormalismusâ Wittgensteins, welche zeigen sollen, dass Hanslicks VMS-Trak-
tat von Wittgenstein eindeutig abgelehnt wurde. Szabadosâ Bemerkung ist fĂŒr
die erörterte Thematik insofern typisch, als er nur implizit definiert, was mit
dem musikalischen âFormalismusâ auĂer einem vagen Bezug auf die âformal
structureâ ĂŒberhaupt bezeichnet sei. Erst Szabadosâ Berufung auf die folgende
Passage von Wittgenstein macht Szabadosâ Auslegung wirklich einsichtig:
âI canât imagine that the old large forms (string quartet, symphony, oratorio
etc.) will be able to play any role [fĂŒr die zukĂŒnftige musikalische Entwick-
lung]. If something comes it will have to be â I think â simple, transparent.
In a certain sense, naked.â Denn Szabados erklĂ€rt weiter, dass Wittgensteins
Beanstandung der âold large formsâ dessen âdoubts about musical formalismâ
bestĂ€tigen wĂŒrde, âwhile the second goes on to repudiate it. The first not only
accents the contingency of musical forms and envisages different conceptions
of music, but by invoking transparency suggests that no hidden or concealed
form needs to be uncovered for musical understanding.â1156 Inwiefern Witt-
gensteins ErlÀuterungen hier aber Hanslicks Argument bestreiten, der genau
solche Punkte selbst betont, wird erst dann vollstÀndig erkennbar, wenn man
die âtönend bewegten Formenâ als musikalische Architektonik missversteht,
als Streichquartett, Symphonie, Oratorium etc. Dass Hanslicks Definition der
âFormâ dem musikalischen Schematismus keineswegs entsprochen hat, sie von
ihm somit nicht als ârigid system of immutable factors, but rather as a system
of changing relationsâ bestimmt wurde, muss nicht erneut erörtert werden.1157
Mit der Fehldeutung von Hanslicks Terminus der âFormâ als musikalische
âArchitektonikâ ist dann auch der Ă€lteste Irrtum hinsichtlich seines angeblichen
Formalismus verbunden: âHanslicks âTonarabeskeââ, die Seidl als mathematische
Strukturierung des âSymmetrisch-, Architektonisch- und Plastisch- Schönenâ1158
oder auch noch Gunter Scholtz als âklingende Mathematikâ auffasste.1159 Sams
hatte diese verkĂŒrzte Deutung durch seinen Grove-Eintrag nachhaltig befördert:
âHanslickâs aesthetics enshrined the classical ideals of orderliness and formal
perfection. Even melody [âŠ] was admired less for its continuity of flow than
1155 Julius Portnoy, The Philosopher and Music: A Historical Outline, New York 1954, S. 175.
1156 Szabados, âMusical Formalismâ (wie Anm. 240), S. 651 und 654f.
1157 BujiÄ, European Thought (wie Anm. 155), S. 10. Vgl.: Redmann, Methodologie Musikanalyse
(wie Anm. 244), S. 19; Nattiez, âHanslick: Immanenceâ (wie Anm. 957), S. 106; Appel-
qvist, âKantian Ethosâ (wie Anm. 381), S. 81.
1158 Seidl, Vom Musikalisch-Erhabenen (wie Anm. 14), S. 2.
1159 Gunter Scholtz, Schleiermachers Musikphilosophie, Göttingen 1981, S. 76.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423