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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 236 dass Form „das Äußere eines Innern“ bezeichne,1175 weswegen eine Form ohne Inhalt „ein Unding“ sei, also „eine Musik als tönendes Nichts“.1176 Wie hier jene vorstehend besprochene Interpretation von Hanslicks Terminus ‚Formen‘ als „Form ohne Gehalt“, als nur akustische Proportion zentral werden konnte, die musikalische Komposition und „physikalische[  ] Seinsweise“ vermeint- lich identifiziere, ist problemlos einzusehen.1177 Dass Karl Gustav Fellerer etwa Ambros’ Gränzen der Musik und Poesie von Hanslicks Argument lobend abhob, da Ambros im Gegensatz zu Hanslick die „beseelte[  ] Form“ erforscht habe,1178 belegt zudem festgefahrene Deutungsmuster im Hinblick auf Hanslicks VMS-Traktat, für die sich Hanslick jedoch partiell selbst schuldig erklärte: „Andererseits ist es, wie ich wohl einsehe, ein mißverständlich Ding, schlecht- weg von der ‚Inhaltslosigkeit‘ der Instrumentalmusik zu sprechen, was auch meiner Schrift die meisten Gegner erweckt hat. Wie ist in der Musik beseelte Form von leerer Form wissenschaftlich zu unterscheiden? Ich hatte die erstere im Auge, meine Gegner warfen mir die letztere vor.“1179 Obwohl Hanslick ein- räumt, dass Schönheit ohne Geistigkeit für die Ästhetik ohne Wert wäre (VMS, S.  78), hat das einzelne Forscher niemals hindern können, Hanslicks Hypothese in genau diesem Sinne aufzufassen: „Er sprach der Musik jede geistige, sym- bol. Bedeutung ab.“1180 Dass diese verwaschene Charakteristik, welche bereits Eugen Schmitz vorbringt, für den die formale Ästhetik jegliche „weitere ‚geis- tige‘ Bedeutung“ von ‚reiner‘ Musik negiere,1181 einer allgemeinen Enzyklopä- die entnommen wurde, zeigt deren erstaunliche Verbreitung umso mehr. Dieses Urteil ist im englischen Sprachraum ebenfalls gegeben, wo die ver- meintliche Reduzierung von ‚reiner‘ Musik auf „empty form“ durch Hans- lick immer wieder kritisch bemerkt wurde.1182 Bereits Albert Gehring hat bei ihm ein „play of tones […] without pointing to or imitating extra-mu- sical realities“ bedauert, während musikalische ‚expressionists‘ auf konkreter Bedeutung insistiert hätten, „which raises it from the level of a worthless kalei- doscopic pastime to that of a true and noble art“.1183 Anders als in der ‚deut- 1175 Hans von Dettelbach, Das Imperium der Töne. Form und Bedeutung der Musik, Graz/Wien 1970, S.  57. 1176 Tenschert, Reich der Musik (wie Anm.  1174), S.  201. 1177 Albrecht von Massow, „Musikalischer Formgehalt“, in AfMw 55/4 (1998), S.  269–288, hier S.  274. 1178 Fellerer, Studien zur Musik (wie Anm.  860), Bd.  1, S.  65. 1179 Hanslick, Aus meinem Leben (wie Anm.  17), S.  155. 1180 Österreich Lexikon, hrsg. von Richard Bamberger und Franz Maier-Bruck, Wien/Mün- chen 1966, Bd.  1, S.  466. 1181 Schmitz, Musikästhetik (wie Anm.  549), S.  2. 1182 Janik, German Music (wie Anm.  526), S.  20. 1183 Gehring, „Emotions in Music“ (wie Anm.  701), S.  414.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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