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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 237 schen‘ Forschung hat sich eine derartige Diagnose zu Hanslick nicht nur aus einer direkten Lektüre gespeist, sondern basierte vermehrt auf der allgemei- nen Bestimmung ‚des‘ ästhetischen Formalismus, dem Hanslicks VMS-Traktat umstandslos eingegliedert wurde. Władysław Tatarkiewicz hat die Eigenschaf- ten des Formalismus etwa folgendermaßen zusammengefasst: „According to extreme formalism, only form is important, or stated negatively, content does not matter.“1184 Dies deckt sich auch mit der zuvor schon zitierten Definition in Fishers Analyse, dass künstlerische Formgebung „the only relevant consider ation“ für ‚die‘ formale Ästhetik sei,1185 was zwar etwa Bells Lehre adäquat einfängt, auf Hanslicks Argument aber lediglich bedingt zutrifft (siehe unten). Das greifbare Verlangen nach einer umfassenden Charakteristik ‚des‘ ästhetischen Formalismus, das sich auch Hospers – „[t]he theory of art known as formalism […] says that form is all-important“1186, – Werhane – „[f]ormalism is often interpreted to mean that an artwork’s most important features are its formal characteristics“1187 – oder noch Beard und Gloag – „[t]he concept of formal- ism signifies an aesthetic perspective that prioritizes formal detail above other factors“1188 – eindeutig anmerken lässt, generiert notwendig undifferenzierte Kategorieraster, die spezifische Standpunkte unter einem unscharfen Schlag- wort summieren. Denn wenn für ‚den‘ ästhetischen Formalismus mehrere Bei- spiele aus den verschiedenen Kunstsparten unterbreitet werden sollen, folgen neben Bells Art geradezu notorisch Kants Kritik der Urteilskraft und Hanslicks VMS-Traktat, der ein ideales Muster für den jeweils abstrakt bestimmten For- malismus repräsentiere. Bei Hanslick findet sich aber kein „Primat der ‚Form‘ vor dem ‚Inhalt‘“,1189 was die genannten Kritikpunkte großteils entkräftet, welche einem textfrem- den Denkschema entstammen, bei dem diese Begriffe im Hinblick auf ‚reine‘ Musik als separate Bereiche gefasst werden, was Hanslicks Definition ihrer Identität außer Acht lässt. Inhalt ohne Form ist für ihn ebenso wenig existent wie Form ohne Inhalt, zumal beide Faktoren bei ‚reiner‘ Musik zu „untrenn- barer Einheit verschmolzen“ sind (VMS, S.  165). Doch auch wenn diese defi- nitorische Besonderheit absichtlich verworfen und Hanslicks Argument aus externer Perspektive kritisiert wird, kann unmöglich behauptet werden, dass 1184 Władysław Tatarkiewicz, „Form in the History of Aesthetics“, in DHI 2 (1973), S.  216– 225, hier S.  221. 1185 Fisher, Reflecting on Art (wie Anm.  410), S.  250. 1186 Hospers, Understanding (wie Anm.  557), S.  114. 1187 Werhane, Issues in Art (wie Anm.  844), S.  100. 1188 Beard/Gloag, Musicology (wie Anm.  247), S.  65. 1189 Schirpenbach, Ästhetische Regulation (wie Anm.  421), S.  16. Siehe dann aber: ebda., S.  71 und 81.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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