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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 243 Die gerade zitierte Wendung zeigt aber auch, dass Hanslicks VMS-Traktat mit externen Konzepten ‚des‘ ästhetischen Formalismus konfrontiert wurde, welche jeweils bestimmen, inwieweit Hanslicks Argument als formal gelten sollte. Hamiltons Erklärung legt nahe, dass eine abstrakte Definition ‚des‘ äs- thetischen Formalismus eine „unoccupied classification“ repräsentiert,1215 die mehr vom derzeitigen Fachdiskurs als von ‚formalistischen‘ Ästhetiktraktaten abhängt. Eggers hat das ebenfalls registriert und die inhaltliche Flexibilität der Bezeichnung ‚Formalismus‘ mit folgender Anmerkung kritisiert: „Dieser Be- griff wird meines Erachtens vor allem deswegen so gerne eingesetzt, weil er so wenig greifbar ist.“1216 Auch Franz von Kutschera hat die Heuristik dieses Begriffes, der ein „Feindbild“ ausmache, prinzipiell hinterfragt, da man nur schwer sagen könne, worin selbiger wirklich bestehe: „man findet kaum Auto- ren, die sich selbst als ‚Formalisten‘ bezeichnen, und bei denen, die von anderen so genannt werden, finden sich keine klaren Thesen.“1217 Bei ihm kommt je- doch auch eine typische Strategie der ästhetischen Klassifikation zum Tragen, da er später betont, dass man für die Bestimmung ‚des‘ Formalismus nicht wis- sen müsse, „wer sie vertreten hat, ja ob sie überhaupt irgend jemand vertreten hat“, und geläufige Beispiele aus der analytischen Philosophie (Bell, Fry, Hans- lick) nennt.1218 Dass eine stimmige Definition ‚des‘ ästhetischen Formalismus sehr vage sein muss, um Hanslick, Gurney, Kant, Bell, Fry etc. gleichermaßen einzuschließen, bestätigt ebenfalls Rafael de Clercq: „Although it is difficult to state precisely what formalism consists of in general, formalists share the idea that the class of aesthetically relevant properties of a work of art is smaller or more homogeneous than the class of properties one might be inclined to con- sider.“1219 Allen Beever belegt ferner, dass Formalisten diese Unklarheit ebenso genutzt haben, da er aus der zutreffenden Beobachtung, dass auch Emotivisten den Rückbezug auf Musikstruktur nötig haben, den Sieg ‚des‘ Formalismus proklamiert, was ein ‚non sequitur‘ darstellt.1220 Zuletzt soll noch Larry Shiner zitiert werden, der ebenfalls kenntlich macht, dass eine nebulöse Erklärung ‚des‘ ästhetischen Formalismus dafür sorgt, disparate Konzepte als uniforme Methodik mit identischen Grundsätzen aufzufassen: As a theory of art, formalism was already implicit in Kant’s and Schiller’s call for the disinterested contemplation of form, and in the 1850s, Eduard Hanslick 1215 Ebda., S.  87f. Dies wird noch genauer erörtert. 1216 Eggers, Ludwig Wittgenstein (wie Anm.  237), S.  211. 1217 Kutschera, Ästhetik (wie Anm.  724), S.  172. 1218 Ebda., S.  176 und 478. Zu Bells Lehre vgl.: ebda., S.  172–176. 1219 Clercq, „Aesthetic Properties“ (wie Anm.  437), S.  145. 1220 Allan Beever, „Formalism in Music and Law“, in UTLJ 61/2 (2011), S.  213–239.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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