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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 250 brauchbar.1248 Auch wurde schon mehrmals analysiert, dass Hanslicks Hypo- these eine normative Hierarchie von Inhalt und Form dezidiert bestreitet, und dass hier kein ontologischer Musikbegriff, sondern vielmehr eine perspektivische Werkauffassung ausgearbeitet wird. Eine alternative Definition hat die autonomistische Verfahrensweise diver- ser formaler Ästhetiker genutzt, um – wie Claire Detels durch ihren Titel zeigt1249 – ein typisches Kriterium ‚des‘ Formalismus nachzuweisen, wenn auch Meyer bereits betont hat, dass diese beiden ästhetischen Standpunkte keinesfalls koextensiv seien. Dieser hat vielmehr zwischen ‚absolutists‘ und ‚referentia- lists‘ unterschieden, wobei erstere die Meinung vertreten, dass „musical mean- ing […] exclusively within the context of the work itself“ liegen würde, letz- tere jedoch darauf pochen, dass ‚reine‘ Musik auf „concepts, actions, emotional states, and character“ referiere.1250 Meyers Schema betont somit, dass Forma- listen und Emotivisten als ‚absolutists‘ gelten können, sobald sie die Bedeutung des Kunstwerks als „intramusical“ konzipieren, wobei jedoch formale Ästheti- ker die ‚reine‘ Musik als „intellectual“ bestimmen.1251 Dennoch wurden diese beiden Begriffe fortwährend gleichgesetzt, wie Davies und Mothersill exemp- larisch verdeutlichen: Für letztere besagte ästhetischer Formalismus, dass „ele- ments which suggest or establish a link between the artwork and the world should be disregarded“,1252 und für Davies reichen bereits autonomistische Theoriemerkmale, um Beardsley entsprechend einzuordnen, der „artworks as autonomous, as ‚standing on their own‘“ sah.1253 Wenn man die genannten ‚Formalisten‘ inhaltlich vergleicht, wird aber wieder schnell deutlich, dass auch diese generelle Definition nicht deren angeblichen Formalismus demonstriert. Wenn Bells These damit richtig getroffen ist, ist Kants Kritik der Urteilskraft wegen ihrer Verknüpfung von Kunst und Moral keineswegs formalistisch. Für die Situierung Hanslicks als Autonomist wird eine schon näher erörterte 1248 Peter Kivy schreibt hierzu richtig: „That Kant himself was a formalist, in the sense of someone who thinks form is the only art-relevant property, is totally false.“ Ancient Quar- rel (wie Anm.  5), S.  30. 1249 Claire Detels, „Autonomist/Formalist Aesthetics, Music Theory, and the Feminist Para- digm of Soft Boundaries“, in JAC 52 (1994), S.  113–126. 1250 Leonard B. Meyer, Emotion and Meaning in Music, Chicago/London 1956, S.  1. 1251 Ebda., S.  2; Budd, Music and Emotions (wie Anm.  663), S.  XIf.; Dziemidok, „Artistic For- malism“ (wie Anm.  1004), S.  188f.; Nattiez, „Hanslick: Immanence“ (wie Anm.  957), S.  106f.; Gaut, Art, Emotion, Ethics (wie Anm.  437), S.  11. 1252 Mothersill, Beauty Restored (wie Anm.  876), S.  222. Sie betont jedoch auch, dass ästheti- scher Formalismus keine stabile Theorie, sondern vielmehr „a loose association of doc- trines“ ausmache (ebda., S.  226). 1253 Davies, Definitions (wie Anm.  1208), S.  64. Vgl.: Szabados, Wittgenstein as Tone-Poet (wie Anm.  238), S.  93–96.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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