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5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik
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falls nachweist (Kap.Â
4.3) – hat die negative Definition der analytischen Metho-
dologie zur pauschalen Darstellung der Gegenpartei beigetragen, die „eine Art
Kulisse“ bietet, die „dem Effekt des eigenen Auftritts dienen soll. Die analy-
tische Ästhetik neigt dazu, ihre historischen Vorgänger zu einem monochro-
men Hintergrund zu stilisieren, vor dem sie selbst sich dann (im Komplemen-
tärkontrast) möglichst vorteilhaft abheben kann.“1302 Roholt verwies auf die
inkonsistente Beschaffenheit einer derartigen Trennung, die als heuristische
Verkürzung gefasst werden müsste, da man die eine Seite als methodische Ori-
entierung, die andere jedoch anhand geographischer Gegebenheiten charak-
terisiert: „There is no unified Continental philosophical tradition.“1303 Neben
dieser erheblichen Schwierigkeit muss aber ebenso bedacht werden, dass auch
die analytische Philosophie nicht durch homogene Prinzipien, sondern viel-
mehr von einigen wenigen „Themen, Positionen und Argumentationsformen“
zusammengehalten wird, womit neben kanonischen Schriftstellern vornehm-
lich methodische und stilistische ‚Richtlinien‘ für die analytische Denkweise
zentral scheinen.1304 Føllesdal lehnte jedoch selbst diese unpräzise Definition
als universales Kennzeichen ab und definiert dagegen analytische Philosophie
als das rationale Verfahren der theoretischen Argumentation, das man mit
bestimmten Denkschulen keineswegs gleichsetzen kann, da es bei den distink-
testen Strömungen von der Antike bis zur Moderne auftrete: „Whether one is
an analytic philosopher depends on what importance one ascribes to argument
and justification.“1305 Das zentrale Merkmal besteht hierbei jedoch im positiven
Verhältnis zur empirischen Wissenschaft, deren methodische Transparenz als
ideales Modell des ‚vernünftigen‘ Fachdiskurses charakterisiert wird. Für Neil
Levy ist die wissenschaftliche Grundorientierung gar der eigentliche Gegen-
satz zum ‚kontinentalen‘ Philosophieren, das „the hegemony of science in
modern culture“ niemals wirklich gebilligt hätte1306 und das für David Cooper
gar mit „anti-scientism“ konvergiert.1307
1302 Lüdeking, Analytische Philosophie (wie Anm. 6), S. 17.
1303 Tiger C. Roholt, „Continental Philosophy and Music“, in Gracyk/Kania, Philosophy and
Music (wie Anm. 155), S. 284–293, hier S. 284. Vgl.: Williams, „Second Look“ (wie
Anm. 1298), S. 25f.; Critchley, „Introduction: Philosophy“ (wie Anm. 1299), S. 5f.
1304 Misselhorn, „Probleme der Ästhetik (I)“ (wie Anm.Â
1012), S.Â
509. Vgl.: Åhlberg, „Nature
and Limits“ (wie Anm. 436), S. 10; Searle, „United States“ (wie Anm. 1298), S. 12.
1305 Føllesdal, „Analytic Philosophy“ (wie Anm. 1246), S. 14. Vgl.: Richard Shusterman,
„Analytic Aesthetics: Retrospect and Prospect“, in JAC 46 (1987), S. 115–124, hier S. 116.
1306 Neil Levy, „Analytic and Continental Philosophy: Explaining the Differences“, in Meta-
philosophy 34/3 (2003), S. 284–304, hier S. 288.
1307 David E. Cooper, „The Presidential Address: Analytical and Continental Philosophy“, in
PAS 94 (1994), S. 1–18, hier S. 9. Vgl.: Critchley, „Introduction: Philosophy“ (wie
Anm. 1299), S. 12f., sowie primär Roholt, „On the Divide“ (wie Anm. 1078).
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Title
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Subtitle
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Author
- Alexander Wilfing
- Publisher
- Hollitzer Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Size
- 16.0 x 24.0 cm
- Pages
- 434
- Keywords
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Category
- Biographien
Table of contents
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423