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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 282 kritisiert. Denn weil man die begriffliche Bestimmtheit von ‚reiner‘ Musik allgemein bezweifelt, hat man sich auf die parallele Annahme berufen, dass Musik „unbestimmte“ Emotionen darzustellen hat, was Hanslick entschieden zurĂŒckweist, denn „‚Unbestimmtes‘ ‚darstellen‘ ist ein Widerspruch“. Wenn damit jedoch einzig gesagt werden soll, dass ‚reine‘ Musik die „Bewegung des FĂŒhlens“ strukturell imitieren kann, wird dies von ihm vollstĂ€ndig anerkannt (VMS, S.  62).1441 An dieser Stelle findet sich eine zusĂ€tzliche Verkennung der tatsĂ€chlichen Implikationen von Hanslicks Argument, die aus der bekannten Hypothese Hanslicks hervorging, dass auch ‚reine‘ Musik die Dynamik von GefĂŒhlen direkt abbilden könne (VMS, S.  46f.). Bayer und Klengel haben diesen scheinbaren Kompromiss aufgegriffen, um zu behaupten, dass also auch allge- meine Emotionen musikalisch darstellbar seien:1442 Wenn Musik die emotiona- len Dynamismen unmittelbar wiedergeben kann, „vermag sie eben auch allge- meine Typen der GefĂŒhle oder, wenn man lieber will, unbestimmte GefĂŒhle darzustellen“.1443 Diese These ist schlichtweg irrefĂŒhrend und folgt nicht aus Hanslicks Aussagen: Zwar kann ‚reine‘ Musik die motorischen Kennzeichen des ‚unbestimmten‘ Affektzustands (abklingend, ansteigend, stĂŒrmisch) ‚abbil- den‘, jedoch allein damit keine unzweideutige GefĂŒhlsregung reprĂ€sentieren, die vom kognitiven Gegenstand legitimiert wird:1444 „Bewegung ist aber nur eine Eigenschaft, ein Moment des GefĂŒhls, nicht dieses selbst. [
] Nicht Liebe, sondern nur eine Bewegung kann sie schildern, welche bei der Liebe, oder auch bei einem andern Affekt vorkommen kann, immer jedoch das Unwesentliche seines Charakters ist“ (VMS, S.  47). Dass auch noch spĂ€tere Autoren meinen, dass ‚reine‘ Musik eine spezielle Emotion „frei oder frei geworden von einem realen Anlasse“1445 und „unge- genstĂ€ndliche Empfindungen“1446 verstĂ€ndlich ausdrĂŒcken kann,1447 erstaunt deshalb weniger als die betreffende Beurteilung durch Albert Wellek. Der Musikpsychologe hat den „positivistisch angehauchte[n] Intellektualismus“ in Hanslicks VMS-Traktat deutlich kritisiert und zum kognitiven Argument Hanslicks lediglich bemerkt, dass es „so zeitgebunden und ĂŒberlebt“ sei, „daß es nicht verlohnt, auf alle enthaltenen IrrtĂŒmer heute noch einzugehen“.1448 1441 Landerer, Hanslick und Bolzano (wie Anm.  27), S.  56; Wilfing, „GefĂŒhl und Musik“ (wie Anm.  141), S.  35–38; Sousa, „Schopenhauerian“ (wie Anm.  831), S.  225f. 1442 Josef Bayer, Aesthetik in Umrissen. Zur allgemeineren philosophischen Orientierung auf dem Gebiete der Kunst, Prag 1856–1863, Bd.  1, S.  319. 1443 Paul Klengel, Zur Aesthetik der Tonkunst, Leipzig 1876, S.  24. 1444 Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  217f. 1445 Bukofzer, GemĂŒtsbewegung (wie Anm.  387), S.  245. 1446 Kutschera, Ästhetik (wie Anm.  724), S.  529. 1447 HĂŒbner, Schöpfung (wie Anm.  441), S.  35. 1448 Wellek, Musikpsychologie (wie Anm.  342), S.  237 und 205.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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