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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 295 Gefühl und Musik grundsätzlich nachweisbar und welches Quantum dieser affektiven Reaktionen tatsächlich ästhetisch ist (VMS, S.  111). Die erste Frage wird dahingehend problematisiert, dass jene physiologischen, psychologischen und neurologischen Zusammenhänge, die als emotionale Konsequenz aus dem akustischen Höreindruck hervorgehen, bis dato noch nicht genügend erforscht sind – was auf die moderne Forschung weiterhin bedingt zutrifft1521 –, sodass daraus keine direkten Schlüsse auf musikalische Expressivität gezogen werden können (VMS, S.  113–124). Damit wird auch Frage  2 unmittelbar thematisiert und die Reaktion des Zuhörers mit der physischen Einwirkung des akustischen Ereignisses legitimiert, die Hanslick als ‚elementarisch‘ charakterisiert (VMS, S.  127–129). Da ein ästhetisches Hörerlebnis jedoch immer primär geistiges Genießen sein muss, kann der körperlich begründete Musikeffekt als objektive Grundlage der Ästhetik von Hanslick schließlich entkräftet werden: „Weit sei es von uns, die Rechte des Gefühls an die Musik verkürzen zu wollen.“ Dieses Gefühl ist aber erst dann wirklich relevant, wenn „es sich seiner ästhetischen Herkunft bewußt bleibt, d.h. der Freude an einem und zwar gerade diesem bestimmten Schönen“ (VMS, S.  127). Den Fokus der ästhetischen Hörerfahrung muss also eine musikalische Komposition, nicht deren emotionale Perzeption ausmachen, die als Ausstrahlen der Anschauung von Hanslick akzeptiert, aber zugleich nivelliert wird: Die Zahl derer, welche auf solche Art Musik hören oder eigentlich fühlen, ist sehr bedeutend. Indem sie das Elementarische der Musik in passiver Empfäng- lichkeit auf sich wirken lassen, gerathen sie in eine vage, nur durch den Charak- ter des Tonstücks bestimmte übersinnlich-sinnliche Erregung. Ihr Verhalten gegen die Musik ist nicht anschauend, sondern pathologisch: ein stetes Dämmern, Fühlen, Schwärmen, ein Hangen und Bangen in klingendem Nichts. Lassen wir an dem Gefühlsmusiker mehrere Tonstücke gleichen, etwa rauschend fröhli- chen Charakters vorbeiziehen, so wird er in dem Banne desselben Eindrucks verbleiben. Nur was diesen Stücken gleichartig ist, also die Bewegung des rau- schend Fröhlichen assimilirt sich seinem Fühlen, während das Besondere jeder Tondichtung, das künstlerisch Individuelle seiner Auffassung entschwindet (VMS, S.  128).1522 1521 Die ‚musical contagion‘ in Davies’ Theorie, die von ihm der empirischen Psychologie zugeschoben wurde, wird auch dort als weiterhin ungelöst betrachtet. Vgl.: Juslin, „Emotional Responses“ (wie Anm.  1421), S.  136; Juslin/Sloboda, „Past, Present, Future“ (wie Anm.  1466), S.  942. Siehe dazu auch schon: Kivy, Sound Sentiment (wie Anm.  414), S.  212. 1522 Wie etwa auch Theodore Gracyk betont: „Eduard Hanslick appears to have been on the right track: if expression is elemental in music, it will be the same thing, over and over, and it will not sustain the aesthetic interest of more informed listeners.“ On Music (wie Anm.  968), S.  95. Vgl.: Payzant, „‚Moral‘ Effects“ (wie Anm.  455), S.  89 und Kap.  3.4.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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