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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 296 Dieses Argument Hanslicks hat in der analytischen Musikästhetik merk- liche Resultate gezeitigt und bedeutende Denkfiguren angestoßen: das ‚our-song-phenomenon‘ und die ‚heresy of the separable experience‘. Kivy hat die erste Idee, die er aus Hanslicks VMS-Traktat direkt bezog,1523 zur Kritik der strikten ‚arousal theory‘ und der von ihr forcierten Tendenz, in subjektive Annahmen auszuarten, mehrfach verwendet. Ein Teil der affektiven Reakti- onen auf ‚reine‘ Musik basiere nämlich auf individuellen gedanklichen Ver- knüpfungen des spezifischen Musikstücks mit biographischen Begebenheiten: „the music might, because of those special circumstances, or that particular emotional state [beim ersten Hören], arouse a very real emotion like melan- choly or cheerfulness in the listener.“1524 Wenn ein Werk für den betreffenden Rezipienten mit freudigen Erlebnissen verbunden ist – etwa weil diese Musik bei dem ersten Tanz mit der späteren Partnerin gespielt worden ist –, beruht die positive Wirkung der Musik auf zufälligen Umständen, die mit dem Ge- halt des Objekts nichts gemein haben. Der ‚Fakt‘, dass eine affektive Erregung durch ‚reine‘ Musik oft auf „idiosyncratic associations“ bauen würde, wäre auch eine „additional reason for rejecting the arousal theory altogether as a theory of musical expressiveness. […] such advances are simply answers to a set of questions that are different from the question of musical expression.“1525 Kivy irrt sich aber, wenn dieser assoziative Mechanismus von ihm mit Hans- licks Definition ‚pathologisch‘ identifiziert wird. Denn wenn dieser Begriff auch biologisch konnotiert ist,1526 meint dieser trotz allem das passive Erfassen des akustischen Erlebnisses, das mit der ästhetischen Hörleistung kontrastiert wird, die aktiv agiert.1527 Kivys These ist mit konkreten Beispielen sicherlich plausibler darzulegen: Dass mich der 2. Satz von Bachs Suite Nr.  3 BWV 1068 traurig stimmt – und nicht ruhig, besinnlich, deprimiert –, könnte daran lie- gen, dass mit ihm die Beerdigung eines Verwandten musikalisch ausgestaltet wurde; dass Bachs Stück für diesen Anlass geeignet erscheint, ist davon jedoch vollkommen unabhängig und durch dessen immanente musikalische Eigen- schaften und expressive Disposition bestimmt. Analytische Philosophen wei- 1523 Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  23. Diese These sei von den britischen Empiristen (Hobbes, Locke, Hume) prominent vertreten, aber erst durch Hanslick musi- kalisch angewendet worden: ders., Corded Shell (wie Anm.  673), S.  29–33. 1524 Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  111. Vgl.: Ridley, „Expression“ (wie Anm.  1508), S.  219; Derek Matravers, „Arousal Theories“, in Gracyk/Kania, Philosophy and Music (wie Anm.  155), S.  212–222, hier S.  212; Naar, „Art and Emotion“ (wie Anm.  1514), Kap.  3a. 1525 Kivy, Corded Shell (wie Anm.  673), S.  30. 1526 Blaukopf, Empiristische Musikforschung (wie Anm.  90), S.  100–102. 1527 Payzant, „‚Moral‘ Effects“ (wie Anm.  455), S.  86f.; ders., Sixteen Lectures (wie Anm.  12), S.  86 und 143; Landerer, Hanslick und Bolzano (wie Anm.  27), S.  61.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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