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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur-Theorie 313 from Hanslick“ begriffen wurde, welche mit dem von Hanslick vermeintlich übersehenen ‚Possession‘-Blickwinkel ergänzt werden musste, was Davies zur gänzlichen Übernahme von Kivys Lesart führt.1602 Dass Hanslicks Hypothese eines inhärenten ‚enhanced formalism‘ von diesen beiden Autoren schlichtweg missachtet wurde,1603 kann also auch mit der übertriebenen Interpretation der Hanslick’schen ‚Formalästhetik‘ erklärt werden, die Hanslick zu Unrecht eine rigorose Position attestiert. Besonders prägnant wird ihre übersteigerte Text- deutung bei Hanslicks Argument zur begrenzten Autonomie von Musik und Text, die dadurch bezeugt wird, dass man ein und dasselbe Musikstück mit divergenten Dichtungen in Verbindung bringen könnte, ohne seine ästhetische Schönheit aufzuheben (Kap.  2.3). Obwohl Hanslick nur die Unschärfe von lite- rarisch fundierter Expressivität diagnostiziert, da musikalische Dynamismen ohne eine textliche Lenkung auf diverse Gefühle passen können, wird dies von Kivy als „idea that any music is suitable to any expressive text“ verstanden.1604 Hanslick hat aber nur allgemein behauptet: „Man wird z.B. in einer sehr wirk- samen dramatischen Melodie, welche Zorn auszudrücken hat, an und für sich keinen weiteren psychischen Ausdruck finden, als den einer raschen, leiden- schaftlichen Bewegung. Worte einer leidenschaftlich bewegten Liebe, also das gerade Gegentheil, werden vielleicht gleich richtig durch dieselbe Melodie interpretirt sein“ (VMS ²1858, S.  55). Auf Hanslicks Hypothese zur lediglich bedingten Autonomie von Musik und Text, welche dieses intrikate Verhältnis nicht rundweg beliebig auffasst, folgt dann auch eine zentrale Passage, welche seinen Ansatz endgültig klarstellt: „Die ausdrucksvollsten Gesangsstellen werden, losgelöst von ihrem Text uns höchstens rathen lassen, welches Gefühl sie ausdrücken. Sie gleichen Silhouet- ten, deren Original wir meistens erst erkennen, wenn man uns gesagt hat, wer das sei“ (VMS, S.  57f.). Hanslicks Gleichnis erhellt prompt, dass Kivys Lesart keinesfalls zutreffend ist: Wenngleich Silhouetten keine verifizierbare Identi- fikation des schattenhaft Dargestellten ermöglichen, ist doch klar, dass nicht jeder willkürliche Gegenstand als angemessene Interpretation einer gegebenen Silhouette in Frage kommt. Runde Silhouetten können folglich verschiedene 1602 Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  204 und 221. 1603 Rinderle, der mit den Thesen von Davies und Kivy bestens vertraut war, hat den partiel- len ‚enhanced formalism‘ bei Hanslick ebenfalls übersehen: Rinderle, „Theorien“ (wie Anm.  1286), S.  215. Erst Kivys Notiz der Rosen-Analogie führt dazu, dass von ihm eine betreffende Orientierung zumindest angedacht wurde, wobei auch hier die essentielle Ergänzung der zweiten Auflage aus dem Jahr 1858 nirgends genannt wird: ders., Expres- sivität (wie Anm.  674), S.  95. 1604 Kivy, Ancient Quarrel (wie Anm.  5), S.  9. Vgl.: Davies, Musical Meaning (wie Anm.  450), S.  206; Zehentreiter, Musikästhetik (wie Anm.  729), S.  83.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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