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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur-Theorie 319 keinesfalls zwingend verbunden seien,1631 diese sich also nicht wechselseitig komplettieren, sondern logisch distinkt sind. Wenn Hanslicks Trennung von Expression und Schönheit nicht zugleich bedeutet, dass Letztere historisch indifferent sei (Kap.  2.1), hat die „Verschiedenheit der GefĂŒhlswirkung“ fĂŒr ihn trotz allem wenig mit der „musikalische[n] SchĂ€tzung“ von Mozarts Werken gemein, deren Ă€sthetische QualitĂ€ten „fĂŒr sich nicht alterirt“ wurden: „Der Zusammenhang musikalischer Werke mit gewissen Stimmungen besteht also nicht immer, ĂŒberall nothwendig, als ein absolut Zwingendes, es ist vielmehr unvergleichlich wandelbarer als in jeder andern Kunst“ (VMS 61881, S.  33).1632 Kurz darauf findet sich auch das wichtigste Argument Hanslicks, das vom analytischen Musikdiskurs als ‚argument from disagreement‘ aufgenommen wurde und das eine experimentelle ‚Feldforschung‘ zur fraglichen ObjektivitĂ€t des Bezugs von GefĂŒhl und Musik rhetorisch vorschlĂ€gt. Hanslick ver mutet, dass eine Umfrage zum emotionalen Affektgehalt eines gegebenen Musik- stĂŒcks selbst unter kundigen Zuhörern zu erstaunlich differenten Ergebnissen fĂŒhren mĂŒsste, womit die objektive GĂŒltigkeit von musikalischer ExpressivitĂ€t ĂŒberaus fraglich scheint. Denn wenn wohl alle ĂŒber die Ă€sthetische ‚Perfektion‘ eines StĂŒcks einig wĂ€ren, wĂ€re sein Inhalt doch letztendlich unbestimmt: „Wer tritt hinzu und getraut sich, ein bestimmtes GefĂŒhl als Inhalt dieser Themen aufzuzeigen? Der Eine wird ‚Liebe‘ sagen. Möglich. Der Andere meint ‚Sehn- sucht‘. Vielleicht. Der Dritte fĂŒhlt ‚Andacht‘. Niemand kann das widerlegen. Und so fort. Heißt dies nur [i.e. nun] ein bestimmtes GefĂŒhl darstellen, wenn Niemand weiß, was eigentlich dargestellt wird?“ (VMS, S.  51f.). Wie bereits gezeigt, heißt dies aber nicht, dass musikalische ExpressivitĂ€t durchweg inexis- tent wĂ€re, sondern lediglich, dass diese nicht definitiv gegeben ist, dass sie zwar der Musik als strukturelle Eigenschaft innewohnt, aber eben nicht allgemein verbindlich ist, da die Dynamik von GefĂŒhl und Musik fĂŒr die eindeutige Zuordnung niemals genĂŒge: Diese sei „nur eine Eigenschaft, ein Moment des GefĂŒhls, nicht dieses selbst. [
] Nicht Liebe, sondern nur eine Bewegung kann sie schildern, welche bei der Liebe, oder auch einem andern Affekt vorkommen kann, immer jedoch das Unwesentliche seines Charakters ist“ (VMS, S.  47).1633 1631 Cook, „Musical Meaning“ (wie Anm.  1135), S.  174. 1632 Hanslicks Argument und sein hier skizziertes Fallbeispiel finden sich auch bei Hospers, „Artistic Expression“ (wie Anm.  1510), S.  330f., wieder und konnten dadurch nachhaltig fortwirken, da Hospers’ Aufsatz zur analytischen KernlektĂŒre zĂ€hlt. 1633 Dieser Gedanke findet sich etwa auch bei affektiven Deutungen von ganzen StĂŒcken, exakter gesagt bei den SĂ€tzen der Sonate, die vermeintlich verschiedene „Seelenzu- stĂ€nde“ reprĂ€sentiere: „Die Deutung paßt manchmal, öfter auch nicht, niemals mit Nothwendigkeit. Dies aber wird immer mit Nothwendigkeit passen, daß vier TonsĂ€tze zu einem Ganzen verbunden sind, welche nach musikalisch-Ă€sthetischen Gesetzen sich abzuheben und zu steigern haben.“ VMS, S.  88.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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