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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 322 Inkongruenz verschiedener musikalischer Gefühlsbegriffe, sondern vertritt einzig, dass auf ein gegebenes Musikstück mehrere teils konträre Emotionen passen können. Kivys These zum Konnex von Gefühl und Musik ist hier aber derartig abstrakt, dass kaum klar wird, ob Hanslick diese tatsächlich abgelehnt hätte. Denn für Kivy ist keineswegs wesentlich, dass zwei Menschen uneins wären, ob das Gesicht des Hundes „petulant childish disappointment“ oder „deep brooding melancholy“ signalisiere: „What is important for our purpo- ses is the general agreement on all hands that the face of the Saint Bernard is expressive of sadness and not joy. That is the kind and degree of agreement required for the theory of musical expressiveness to be presented here.“1642 Dass man bei zwei gegensätzlichen Affektbegriffen (traurig/lustig) sicherlich vermuten kann, dass eine weitreichende Einheitlichkeit bei der praktischen Anwendung auf präsentierte Gegenstände vorherrscht, ist nicht der Punkt von Hanslicks Argument. Denn wenn eine Komposition süß oder sauer, hart oder weich, weiß oder schwarz genannt wird, kann eine (wohl verblüffende) Einhelligkeit zwischen mehreren Probanden ebenso erwartet werden. Ist nun aber auch Säuerlichkeit, Weichheit, Schwärze etc. ein objektives Spezifikum in Kivys Sinne?1643 Ohne dieses gewiss zentrale Problem von binären Begriffen als wegwei- send abzuwägen, konstatiert Kivy ein „general agreement about gross distinc- tions […]. That two critics should disagree about whether a theme is expres- sive of ‚noble grief‘ or ‚abject sorrow‘ does not worry me much.“1644 Es kann aber schwerlich akzeptiert werden, dass diese äußerst wichtige Differenz nur als Frage der Perspektive klassifiziert wird, bei der zudem unklar scheint, wo musikalische Expressivität von Kivy auf der ‚meps‘-Ebene belegt worden ist und wie die Abstufungen von Bestimmtheit – was sind ‚geps‘, ‚meps‘, ‚seps‘ und worin liegen deren Grenzen – eindeutig separiert werden können.1645 Kivys Fazit zu Hanslicks Hypothese, die ein „complete disarray“ von emotionalen Schilderungen identifiziere,1646 lautet trotz allem: „Hanslick was absolutely right in thinking that the argument from total [!] disagreement over the expres- sive properties of music to the conclusion that music does not possess expres- sive properties is a valid argument. What he was wrong about was thinking 1642 Ebda., S.  48. 1643 Zur wichtigen Differenz von ‚besser passend‘ und ‚objektiv zwingend‘ vergleiche prinzi- piell: Appelqvist, „Music Wine“ (wie Anm.  392), S.  33. Zu Davies’ Position, der mit der empirischen Psychologie argumentiert, siehe weiter unten. 1644 Kivy, Corded Shell (wie Anm.  673), S.  47. Vgl.: ders., „Hanslick Denying“ (wie Anm.  1599), S.  7; ders., New Essays (wie Anm.  399), S.  95f. 1645 Ahonen, Musical Communication (wie Anm.  239), S.  92. 1646 Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  26.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Title
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Subtitle
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Author
Alexander Wilfing
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Size
16.0 x 24.0 cm
Pages
434
Keywords
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Category
Biographien

Table of contents

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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