Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Page - 144 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 144 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Image of the Page - 144 -

Image of the Page - 144 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text of the Page - 144 -

IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 144 12-jähriger Dienstzeit, oder wenn sie im Dienst verwundet wurden, Anspruch auf die Stelle eines Dieners oder im niederen Kanzleidienst. Als Gefängniswärter Frosch, einem ehemaligen Militär, wurde diesem Dienerstatus von Johann Strauss in der „Fledermaus“ ein künstlerisches Denkmal gesetzt. Es gab allerdings noch eine Gruppe unterhalb dieser Kategorie in der Hierar- chie, das waren die Aushilfsdiener, die nur wenig Taggeld (2 bis 3,60 Kronen) be- zogen, keine Krankenversicherung und keinen Anspruch auf Versorgung, sondern nur auf „Gnadengaben“ hatten. In der Praxis gab es sogar Aushilfsdienerinnen, die wohl die Letzten in der Stufenleiter bildeten. Im Gesetz waren sie allerdings nicht vorhanden. Aus den nüchternen Tatsachen der Gehaltsregulierungen lässt sich die erstaun- liche Tendenz ablesen, dass im Zeitraum zwischen 1873 und 1914 die untersten Rangklassen signifikante Steigerungen erhielten. Die Besoldung der letzten (XI.) Rangklasse war von 2.200 Goldkronen im Jahr 1873 auf 2.920 Goldkronen im Jahr 1907 gestiegen, obwohl angesichts der Masse an Subalternbeamten die Erhö- hungen ihrer Besoldung das Staatsbudget nicht wenig belastete: Obwohl bei der Einschätzung der Beamtenzahlen Vorsicht geboten ist, gibt es Annahmen, dass in den 1890er-Jahren gut zwei Drittel der Staatsdiener den niederen Rang- und Gehaltsklassen angehörten, und nur 30,4 % waren im Jahr 1901 im Konzeptdienst, also in den höheren (akademisch vorgebildeten) Kategorien, anzutreffen.185 Die Reden im Abgeordnetenhaus des Reichsrates waren deutlich: Die kleinen Beam- ten waren einerseits ihrer hohen Zahl wegen als Wahlvolk attraktiv geworden, deren Wohlwollen zu sichern sich für die Parteien lohnte, andererseits hatten sie in den Beamtenvereinen eine sehr effektive (fast gewerkschaftliche) Vertretung, die für ihr Fortkommen sorgte. Mit den Gehältern der beiden ersten höchsten Rangklassen, in die die politi- schen Ämter fielen, ging man von 1873 bis zum Ende der Monarchie mit äußerster Zurückhaltung um, das heißt, dass die Gehälter im gesamten Zeitraum nicht er- höht wurden, die Zulagen allerdings, wie erwähnt, oft die Gehälter übertrafen. So kamen auch die hohen und höchsten Beamten – wie es auf den ersten Blick den Anschein haben könnte – nicht zu kurz. Seit den Zeiten Josephs II. zieht sich bei den bürokratischen Eliten traditionsgemäß die Theorie, der Staat habe vorrangig soziale Aufgaben zu erfüllen, wie ein roter Faden durch die Geschichte. Die Be- amteneliten trugen die prinzipiell positive offizielle Einstellung zum Sozialstaat – trotz Gründerzeit und Liberalismus – weiter und profitierten davon letztlich 185 Zahlen bei MEGNER, Beamte, S. 345 ff.
back to the  book Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine