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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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197 3. Verbindende Gemeinsamkeiten Gebäude, oft die schönsten Häuser der Orte“,342 so lautet ein Beispiel. Im Unter- schied dazu hatten die wenigen privaten Sponsoren für Schulbauten wie die Firma Krupp in Berndorf/Niederösterreich eine andere Pädagogik im Auge: Die Firma Krupp ließ jedes Klassenzimmer in der Schule in einem anderen historischen Stil errichten, um die Schüler in leicht fasslicher Form in Stilkunde zu unterweisen. Der Aufwand an finanziellen Mitteln muss sich auf ein Mehrfaches belaufen haben als jener für die Bauten der öffentlichen Hand in ihrem schmucklosen Gewand, die dafür – im Sinne der Secessionisten – „Reinheit“ und „Ehrlichkeit“ demonstrierten. Das Ministerium versagte es sich nicht, besonders die Lehrer auf die große kulturelle Leistung des Staates bei der Förderung der modernen Kunst hinzuwei- sen: „Mit Olbrich und Wagner, Hoffmann, Roller, Myrbach, Lefler kommen neue Ideen auf und suchen die alten zu überwinden. […] Fürwahr, die Kunst hat alle- zeit ein Vaterland und Mutterland in Österreich gehabt […]“,343 heißt es in einer Botschaft an die Lehrer. Der patriotische Zweck der Unterweisung ist nicht zu übersehen. Mit der Entscheidung für den zeitgenössischen Stil hatte sich der Staat als Auf- traggeber der öffentlichen Amtsgebäude – und mit ihm die Bürokratie – tatsäch- lich zum Vorreiter der Moderne entwickelt. Van Heerde spricht daher von einem „österreichischen Stil“ der Formensprache in der Architektur, der besonders bei den öffentlichen Gebäuden zur Geltung komme, trotz des stilistischen Pluralis- mus der österreichischen Kunst dieser Zeit. Im Zusammenhang mit Kunstförde- rung im Allgemeinen förderte der Staat allerdings alle Stile, Neo-Stile, Jugendstil, Moderne, Heimatstil,344 doch die Amtsgebäude mussten sich architektonisch nach außen hin wie der gesamte Staatsapparat einheitlich präsentieren, so wie dieser eben gerne gesehen werden wollte. Sparsamkeit und die Demonstration von Macht des Staates vor dem „Volk“ schlossen einander nicht aus. 342 Van HEERDE, Staat und Kunst, S. 39, zitiert WILHELM AMON, JOSEF KRAFT, JOH. GEORG ROTHAUG, Österreichisches Geschichtsbuch für Bürgerschulen in drei Teilen, III. Teil (Wien 1908), S. 67. 343 Van HEERDE, Staat und Kunst, S. 41, Zitat aus: KARL SCHWALM, Methodisches Handbuch für den Geschichtsunterricht an Bürgerschulen und verwandten Anstalten. In drei Teilen, III. Teil (Wien 1913), S. 319 f. 344 Van HEERDE, Staat und Kunst, S. 233 f.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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