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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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231 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital in die Bretagne und Normandie, nach Rimini und Venedig sowie nach Südfrank- reich und Holland die Rede.456 Allerdings gibt es die meisten Schilderungen von Auslandsreisen von den Beamten der Staatseisenbahnen, und von denen werden wohl die meisten von den erzählten Reisen Dienstreisen gewesen sein.457 Ein eif- riger Reisender bereits in den 1850er- und 1860er-Jahren war der Historiker, Be- amte im Ministerium des Äußern und (ab 1868) Direktor des Staatsarchivs Alfred Ritter von Arneth, der teils privat, teils aus dienstlichen Gründen nach Nizza, Paris, London und als Bildungsreisender in die Schweiz und nach Italien reiste und ähnlich wie Goethe wichtige kulturelle Städte und Kulturdenkmäler besuch- te.458 Auch Peter Salzgeber reiste mit Frau, wie es scheint dienstlich, schon in den 1850er-Jahren durch Ungarn und Siebenbürgen sowie durch die Steiermark, nach Triest und Venedig sowie nach Tirol und Salzburg. Die etwas späteren Reisen über Norditalien, den Gardasee bis nach Mailand, nach München und weiter an den Bodensee sowie in die Schweiz dürften privater Natur gewesen sein.459 Der Hofbe- amte Friedrich Freiherr von Mayr war von Berufs wegen zu ausgedehnten Reisen innerhalb der Monarchie gezwungen, weil er als Hofzahlmeister die Hofreisen begleiten musste. Diese beanspruchten zu damaligen Zeiten nicht wenig Energie. Dazu kamen noch manchmal monatelange Reisen, etwa in den Orient oder nach Paris. Der sesshafte Mayr war nicht gerne unterwegs.460 Wir sehen, dass die Beam- ten mobiler waren als gemeinhin angenommen wird. Die meisten Staatsdiener gaben es wohl bescheidener und kamen dem damals modernen Trend der Sommerfrische auf dem Land nach. Jeder Urlaub setzte die Bewilligung durch den Vorgesetzten voraus. Diese wurde im Allgemeinen gege- ben, doch erfolgte sie bis zur endgültigen Urlaubsregelung mit der Dienstpragma- tik von 1914 recht willkürlich. Auch diesbezüglich spielten die soziale und finan- zielle Lage sowie die dienstliche Position eine dominierende Rolle: Je höher der 456 FASSE in Laun (Louny). In: VOŠALÍKOVÁ, Von Amts wegen, S. 252; MARKOVÁ- JEŘÁBKOVÁ. In: VOŠALÍKOVÁ, Von Amts wegen, S. 350 f.; siehe auch die Reisen zitiert von MAX FREIHERR von MA�R, Geschichte der Familie Mayr, Manus, S. 305 ff., PA HEN- CKEL-DONNERSMARCK, 457 Dazu MARKOVÁ-JEŘÁBKOVÁ. In: VOŠALÍKOVÁ, Von Amts wegen, S. 341 und 357. 458 ALFRED RITTER von ARNETH, Aus meinem Leben, Band 2: 1850–1890 (Stuttgart 1893), S.   45–56, 163–171 und 218–220. 459 Zur Geschichte der Familie Blühdorn, Briefe, Manus, S. 68 ff. 70 f., 75 f., 78 und 81 f., PA BLECHNER, siehe auch die Reisebeschreibungen bei PLENER, Erinnerungen 1, S. 30, in der frühen Periode. 460 FRIEDRICH FREIHERR von MA�R, Geschichte der Familie Mayr, Manus, S. 18 f., 26–29, PA HENCKEL-DONNERSMARCK.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Josephinische Mandarine
Subtitle
Bürokratie und Beamte in Österreich
Author
Waltraud Heindl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2013
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Size
15.5 x 23.5 cm
Pages
336
Keywords
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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