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Erläuterungstext: „Der Herzog sitzt von Baugehilfen umge
ben, und vor ihm stehen drei männliche Gestalten, durch
welche die drei Fakultäten: Jus, Medizin und Theologie dar
gestellt werden. Im Hintergrunde ist die Schule, in welcher
der Lehrer eben einen Vortrag über die damalige Lehre des
Planetensystems
hält.“Die
Gründung der Universität zu Wien schließt unmittelbar
an das Gemälde Die drei Erbauer der St. Stephanskirche
an. Rudolf IV. wird erneut als Stifter dargestellt, wobei er,
selbst links im Bild sitzend, auf eine Gruppe von drei
Männern weist, die vor ihm stehen. Sie symbolisieren die
drei Fakultäten Philosophie, Medizin und Rechtslehre.
Links hinter Rudolf stehen zwei Baugehilfen, ein Mann
mit Winkelmaß und Maßstock, und ein Knabe, der einen
Bauriss hält. Im Hintergrund ist die Baustelle mit
Gerüs-ten
zu erkennen, wo Arbeiter das Gebäude der neuen
Universität errichten. Rechts im Bild ist bereits eine
Unterrichtssituation dargestellt: ein von Studenten
umgebener Professor deutet auf eine Darstellung des
Pla-netensystems,
in seiner Handhaltung wird der Weisgestus
Rudolfs
wiederholt.Genau
in der Mittelachse des Bildes, noch zusätzlich
betont durch die senkrecht verlaufende Gebäudekante
dahinter, befindet sich die Gestalt der Theologia bzw. der
Philosophia. Die würdige Erscheinung mit langem weißen
Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364)
Abb. 108: „Die Gründung der Universität zu Wien durch Rudolf IV.“;
Fresko; Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei).
Bart ist in einen zeitlosen antiken Umhang gehüllt und
hält eine Schriftrolle in der verhüllten Rechten. Der etwas
jüngere, ebenfalls bärtige Mann in dem weiten
rot-grü-nen
Mantel trägt ein Buch mit der Aufschrift Medizin und
einen Bund Heilkräuter, die ihn als Personifikation der
Heilkunst ausweisen. Der jüngste Mann ganz rechts mit
kurzen Locken und in orange-farbigem Umhang trägt
eine Tafel mit der Aufschrift „IUS. CA. ET. CIV“262; er
repräsentiert die Rechtslehre. Alter und Aussehen der
drei Gestalten verweisen hier auf Herkunft und Tradition
der jeweiligen Disziplin, zugleich nimmt Kupelwieser in
der Dreiergruppe das Motiv der Drei Lebensalter auf und
versinnbildlicht damit die Vollkommenheit von Rudolfs
Stiftung.
Im Gegensatz zu den drei symbolischen Figuren in
zeitlos-antikisierten Gewändern bemühte sich
Kupelwie-ser
bei der Figur Rudolfs IV. um eine möglichst
authenti-sche
Wiedergabe der mittelalterlichen Tracht und
Haar-mode.
Er zeigt den Herzog in engen fleischfarbenen
Beinkleidern und einem kurzen, über den Knien
enden-den
violetten Rock mit gelb verzierter Bordüre. Der rote,
innen mit Hermelin besetzte weite Mantel wird über der
rechten Schulter mit einer Spange zusammengehalten.
262 Kanonische und Zivile Rechtslehre.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306