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diesem Zeitpunkt waren also alle Kartons noch vereint,
erst danach wurden die neun Kartons für die Decke im
Palais Questenberg-Kaunitz entnommen. Sechs der
Kar-tons
gingen zu einem späteren Zeitpunkt verloren: die
allegorischen Figuren Sieg, Eifer und Betriebsamkeit
sowie Porträts von Ferdinand II., Ferdinand I. dem
Güti-gen
und Franz Joseph I. Im Übernahmeprotokoll vom
Museum des Reichsgaues Niederdonau scheinen diese
sechs Kartons nicht mehr auf.
Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im
Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden
Die Kartons, die nicht an der Decke eines Raumes im
Palais Questenberg-Kaunitz montiert wurden, verblieben
nach ihrer Verwendung zunächst im
Niederösterreich-Archiv.
Es konnten in den Akten des
Niederösterreichi-schen
Landesarchivs keine Hinweise auf einen Ankauf
oder eine Schenkung der Kartons gefunden werden.
Die Kartons zu seinen Freskogemälden verblieben in den
meisten anderen Fällen im Besitz des Künstlers, wie
die Auflistung im Katalog der Nachlass-Ausstellung
zeigt.871
Aktenvermerken hervorgeht, war die Befestigung der
Kar-tons
mit Reißnägeln ohne Spannrahmen direkt an der
Holzdecke erfolgt. Der Zierrahmen überdeckt den Rand
des Kartons genau bis zu dem aufgemalten Zierrand, die
über den Rand des Kartons überstehende
Kaschierlein-wand
wird am unteren Rand des Zierrahmens wieder
sichtbar. Es ist anzunehmen, dass im 19. Jahrhundert für
die Präsentation der Kartons in dem Salon des Palais
Questenberg-Kaunitz eine Zwischendecke aus Holz
ein-gezogen
worden war, welche im Zuge der Umbauarbeiten
im Jahr 1940 wieder entfernt wurde. Bei dem
Deckenfrag-ment,
das auf dem Foto erkennbar ist, handelt es sich
wahrscheinlich um einen Teil dieser Holzdecke.
In weiterer Folge wurde der Karton Leopold I. stürmt
Melk von dem Deckenfragment entfernt und das
Decken-stück
als Rückwand für die Befestigung der beiden
ande-ren
Kartons verwendet (Die der Erbauer der St. Stephans
kirche und Die Gründung der Universität Wien). Diese
beiden Kartons sind auf dem Foto bereits an allen vier
Rändern stark beschnitten und mit Reißnägeln auf das
Deckenfragment montiert, der Zierrahmen überlappt
dabei die Kartons an keiner Stelle. Es handelt sich hier
folglich nicht um die ursprüngliche Montage aus dem
19. Jahrhundert.
Übergabe aller Kartons
Die Übergabe der Kartons von Leopold Kupelwieser an
den Auftraggeber bzw. das Niederösterreich-Archiv
erfolgte in Form von zwei Rollen, auf denen jeweils
ein-mal
15 und einmal 8 Kartons zusammengerollt wurden.
Auf der Rückseite der beiden jeweils äußersten Kartons
dieser Rollen wurden Zettel mit vier Siegeln
Kupelwie-sers
befestigt, auf denen der Inhalt der Rolle angegeben
war. Die Kartons wurden dabei mit römischen Ziffern
nummeriert. Auf der Rückseite des Kartons Gottesfurcht
befindet sich noch der beschriebene Zettel mit vier
Sie-geln;
der Text, in der Handschrift des Künstlers, lautet:
„Kartons XVI–XXIII“. (Abb. 383)
In der zweiten Rolle müssen die Kartons mit den
Num-mern
I–XV aufgerollt gewesen sein; der Karton Der Kon
gress zu Wien 1814, der ursprünglich869 das größte
For-mat
hatte, war der äußerste Karton der Rolle. Auf der
Rückseite des Kartons befinden sich noch Reste der vier
Siegel, mit denen der Zettel mit der Auflistung
ursprüng-lich
befestigt war. In dieser Rolle befanden sich
wahr-scheinlich
die Kartons zu den sieben Deckengemälden
und zu den acht historischen Szenen der Wandgemälde.
Die erste Rolle enthielt die Kartons zu den acht
Herr-scherporträts
und den dazugehörigen Allegorien.870 Zu Abb. 383: Rückseite des Kartons „Gottesfurcht“: Auflistung der Kartons
in der Rolle; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 762.
869 Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der Karton in zwei Teile
zerschnitten.870
Ein Herrscherporträt wurde zusammen mit den beiden
dazuge-hörigen
Allegorien unter einer römischen Zahl vermerkt. Acht
Porträtkartons mit je zwei dazugehörenden Allegoriekartons
ergeben 24 Kartons für die zweite Rolle.
871 Vgl. Feuchtmüller (1970) p. 215f.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306