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252 museum überstellten Kartons. Manche Kartons wurden
in dieser Auflistung mit falschen Bildtiteln versehen. Die
Liste lautet:
„1) Heil. Severin; 2) Sturm auf Melk; 3) Heinrich Jasomir
gott [wahrscheinlich war damit der Karton ,Gründung der
Universität Wien‘ gemeint, Anm.]; 4) Rudolf der Stifter und
Friedrich III.; 5) Maximilian I; 6) Rudolf II [wahrscheinlich
war damit das Porträt Rudolf I. gemeint, Anm.]; 7) Maria
Theresia; 8) Albrecht II; 9 – 12) 4 Zwickeln zu 5) – 8) und
die ,Austria‘ umgeben von allegorischen
Gestalten.“890Bei
diesen hier aufgelisteten Werken handelt es sich
genau um jene Kartons, die im Verzeichnis des
Reichs-museums
Niederdonau fehlen891 und die, wie
beschrie-ben,
an der Decke eines Raumes im Palais
Questenberg-Kaunitz
montiert waren.
Die kunsthistorische Beurteilung in dem Text zur
Aus-stellung,
den Feuchtmüller verfasste, steht ganz in der
Wahrnehmungstradition von Kartons im frühen 19.
Jahr-hundert:„An
den Kohlezeichnungen überrascht vor allem die liebe
volle, detaillierte Ausführung, die über die Anforderungen
einer Werkzeichnung hinausgeht. Gerade dadurch sind diese
Kartons nicht nur Vorlagen, sondern selbständige Kunst
werke, die in gewisser Hinsicht deutlicher als die Fresken die
Eigenart des Künstlers wiedergeben. Wir bewundern bei die
ser feinen durchgeistigten linearen Kunst die Meisterschaft
der Komposition, die sich schon in der vorzüglichen Füllung
und Gestaltung der Fläche ausdrückt. Dem leichten Linien
fluß folgend, empfindet der Betrachter immer mehr die Har
monie des zarten Wechselspiels, wobei alles Formale vollkom
men dem seelischen Ausdruck dient.“
Ähnliches bemerkte Feuchtmüller schon in dem 1849
erschienenen Werk über das Niederösterreichische
Land-haus:„[…]
seine [Kupelwiesers, Anm.] künstlerische Bedeutung
[…] erschließt erst sein graphisches Werk. In den Abbildun
gen ist daher auf die mit Kohle gezeichneten Kartons zu den
Fresken zurückgegriffen, denn in der farbigen Ausführung
Am 21. Oktober vermerkte Karl Lechner886 in dem
Akt:„Ich
bin mit der Übernahme der Kartons sehr einverstanden;
sie können jederzeit übernommen werden. Wien, am 21/10
Lechner“
Am selben Tag folgte der
Eintrag:„Herrn
Dr. Kraus mit dem Ersuchen um weitere Veranlas
sung! Wien, am 21. Oktober 1942. Unterzeichnet mit I.A.
Ob. Reg. Rat.
Pindur“Die
Übergabe der Kartons erfolgte bereits am 28.
Okto-ber
1942:„Die
in beiliegender Konsignation verzeichneten 29 Entwürfe
und Kartons zu den Deckenfresken Kupelwiesers wurden am
28. Oktober durch Archivrat Dr. Forstreiter dem Museum des
Reichsgaues Niederdonau übergeben. Wien, am 4. November
1942, unterzeichnet: Lechner, Oberarchivrat.“887
Ausstellungen der Kartons
Weder Anton Kraus noch Fritz Dworschak arbeiteten in
der Folge die Kartons wissenschaftlich auf oder
veran-lassten
eine Restaurierung oder Ausstellung des
Bestan-des;
die Kartons gerieten offenbar erneut in
Vergessen-heit.
Erst im Zuge der Vorbereitungen für eine Ausstellung
anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Fresko-Zyklus
in der Niederösterreichischen Statthalterei stellte Rupert
Feuchtmüller erneut Nachforschungen zu den
verschol-lenen
Kupelwieser-Kartons an und wurde schließlich im
Depot des Bundesdenkmalamtes, das sich im Unteren
Belvedere befand, fündig.
In einer Besprechung der Ausstellung, die 1950
anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der Fresken im
Mar-morsaal
stattfand, schreibt Feuchtmüller:
„Ein glücklicher Umstand hat uns auch die meisterhaft
durchgearbeiteten Kartons zu den Fresken erhalten. Leider
war bis vor zwei Jahren nur ein Teil von ihnen vorhanden. Im
Laufe genauer Untersuchungen im Rahmen der wissenschaft
lichen Vorarbeiten für die Publikation wurde auch den im
Finanzministerium ausgestellten Kupelwieser Zeichnungen
nachgeforscht. Sie waren im Zuge der Kriegsereignisse in ein
Depot gelangt, wo sie unter Carl Rahl verzeichnet lagen. Es
handelte sich aber, wie sich herausstellte, um die seit langem
verschollenen, restlichen Verzeichnungen [sic!] zu den Fres
ken im Marmorsaal. Durch diesen bedeutsamen Fund, der
wieder in den Besitz des Landes gelangte, sind nun die wich
tigsten Kartons […] vereint.“888
In der Übergabebescheinigung des Bundesdenkmalamts
vom Juni 1949889 findet sich eine Liste der vom
Bundes-denkmalamt
an das Niederösterreichische Landes- 886 Karl Lechner (1897 – 1975), Historiker, war der damalige Direktor
(Oberarchivrat) des Archivs des Reichsgaues
Niederdonau.887
Anschlussblatt zu ZI.
IId-1-489-1942.888
Feuchtmüller (1950) p.
42.889
Archiv des Bundesdenkmalamtes, Geschäftszahl 2276/49, Vorzahl
1318/49, Bezugszahl 5101/47 zZl. 2276 v. 1949, 3. Juni
1949.890
Archiv des Bundesdenkmalamtes Wien, Katastralakte zum Palais
Questenberg-Kaunitz, Wien I Johannesgasse 5; Zl: 435/K/42 vom
22/23. Februar
1942.891
Zur Verwechslung der Kartons zu Karl dem Großen und Marc
Aurel mit Odoaker vor dem heiligen Severin, als zweiteilig
ange-nommen,
siehe das vorangegangene Kapitel.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306