Page - 154 - in Das zusammengedrängte Gedenken

154 Joseph II. Abb. 247: „Joseph II., dazu: allegorische Figuren der Betriebsamkeit und des Eifers“; Fresko; Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei). denen Konvolut von Zeichnungen Leopold Kupelwiesers. Der Entwurf zeigt den Kaiser in zwei unterschiedlichen Rollen zugleich: als menschenfreundlichen Monarchen, der für die Sorgen und Nöte seiner Untertanen stets ein offenes Ohr hat, und als Verwalter seines Reiches.Unter Josephs Regentschaft wurde mithilfe von Armee, Hofadel und einer ausgebauten Beamtenschaft, durch Vereinheitlichung der Verwaltungsstrukturen und die Einführung von Deutsch als Amtssprache die Zentra-lisierung des Kaiserreiches vorangetrieben. Einerseits machten ihn diese zahlreichen und radikalen Reformen, insbesondere die Kirche betreffend, zu einem unpopulä-ren Herrscher; aber schon zu seinen Lebzeiten, und ver-stärkt während des Neoabsolutismus unter Franz I. (II.), wurde Joseph II. andererseits zu einer verklärten Lichtfi-gur der Vernunft. Zeitgenössische Stiche stilisieren ihn durch Licht- und Sonnenmetaphorik oder durch Dar- Erläuterungstext: „Kaiser Joseph II. (1741 – 1790). Links die Betriebsamkeit mit einem Bienenkorbe, rechts der Eifer, eine Jünglingsgestalt mit Flammen in den Händen.“ Das Porträt Josephs II. hat große Ähnlichkeit mit Pompeo Batonis Darstellung des Kaisers in seinem Gemälde Kai­ ser Joseph II. und Großherzog Pietro Leopold von Toskana, das sich zur Entstehungszeit des Wandgemäldes in der kaiserlichen Gemäldesammlung befand. Joseph II., der 1766 das spanische Mantelkleid bei Hof abgeschafft hatte, ließ sich mit Vorliebe in Uniform porträitieren; diese Herrscherdarstellung wurde in der Folge zum offi-ziellen Staatsporträt. Ursprünglich war – laut erstem Programmentwurf – eine historische Szene mit Joseph II. als Deckengemälde geplant; ein entsprechender Entwurf fand sich in dem am Kunstgeschichteinstitut der Universität Graz wiedergefun-