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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
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215 tons entstanden. Mehrere Indizien sprechen dafür, dass Kupelwieser mit der Ausführung dieses Kartons begann: Die Tatsache, dass dieser Karton eine kleinteiligere Ras-terung als alle anderen Kartons aufweist, mit besonders vielen Vorstudien vorbereitet wurde und sich hier meh-rere Pentimente finden, könnte so gedeutet werden, dass Kupelwieser anfänglich besonders genau arbeitete und noch kleinere Unsicherheiten überwinden musste. Mög-licherweise ging eine entsprechende Datierung oder der Bleistift-Vermerk „Nr. 1“ bei der späteren Formatverän-derung verloren. Dieser Vermutung folgend wäre der Karton Die gekrönte Austria in das Jahr 1847 zu datieren. Die Sonntagsblätter berichten in ihrer Ausgabe vom 5. September 1847 von den Arbeiten am Freskenzyklus und stellen abschließend fest: „die Cartons hierzu liegen vollendet vor“, was allerdings dem Datumvermerk auf dem Karton Die Gründung der Universität widerspricht.Kupelwieser arbeitete von März bis zum 6. Oktober 1848 an den Fresken im Marmorsaal, musste aber seine Arbeit aufgrund der politischen Ereignisse für längere Zeit unterbrechen. Erst am 5. Jänner 1849 wird Kupel-wieser wieder eine größere Akonto-Zahlung mit der Begründung gewährt, dass die Kartonarbeiten als Vorar-beiten zu den Fresko-Malereien zu diesem Zeitpunkt bereits fortgeschritten waren.808 In seinem nicht datier-ten Brief an die Kaiserwitwe Carolina Augusta erwähnt Kupelwieser, dass er nach der Beruhigung der politischen Lage nach der Übergabe der Stadt809 wieder einen Karton beendet habe.810 Der Zeitpunkt, an dem Leopold Kupelwieser mit der Arbeit an den Kartons begann, ist nicht genau rekonstru-ierbar. Die einzelnen historischen Szenen in ihrer endgül-tigen Auswahl und Zusammenstellung finden sich schon im zweiten Programmentwurf, der vor den 16. Januar 1848 zu datieren ist.Zumindest ein Karton dürfte bereits entstanden sein, bevor die einzelnen Bildthemen des Programms seitens der Regierungsbehörden im Schreiben vom 12. März 1848807 festgelegt worden waren. Auf dem Karton Odoaker vor dem heiligen Seve rin ist in der rechten unteren Ecke in Kupel-wiesers Handschrift mit Bleistift „Nr. 2“ und „’47“ vermerkt, auf dem Karton Die Gründung der Universität befindet sich eben falls in der rechten unteren Ecke die Datierung „4 – 48“ und die Nummerierung „Nr. 3“ in Bleistift. (Abb. 292) Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten Abb. 292: Detail: Bleistiftbeschriftung auf dem Karton „Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV.“; Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 765. Der Karton Die drei Erbauer der St. Stephanskirche ist in der rechten unteren Ecke in Bleistift mit „Nr. 4“ gekenn-zeichnet, der Karton Leopold I. stürmt Melk ebenfalls in der rechten unteren Ecke mit „Nr. 5“, keiner der drei zuletzt genannten Kartons ist jedoch datiert. Es ist anzu-nehmen, dass die erwähnten vier Kartons zu den Haupt-gemälden der Decke zeitlich unmittelbar aufeinander folgend am Beginn der Vorbereitungsarbeiten zu den Freskomalereien entstanden. Der Karton zur Austria-Allegorie, dem zentralen Gemälde der Decke, ist wahrscheinlich in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit den genannten vier Kar- 807 Niederösterreichisches Landesarchiv Präs. K. 74/Zl 47 (1849) Akt 571/848 vom 12. März 1848, adressiert an den Präsidenten der niederösterreichischen Regierung Freiherrn von Talatzko, gez. Hofkammerpräsident Baron Kübeck von Kübau.808 Am 5. Januar 1849 ordnete Edler von Waldheim an, eine größere Akonto-Zahlung an Kupelwieser zu überweisen, da seine Karton-arbeiten als Vorarbeiten für die Freskomalereien fortgeschritten waren. Vgl.: Niederösterreichisches Landesarchiv, Reg. A, Präs. d. NÖ. Reg., Zl. 47 P 849 vom 5. Januar 1849, gez. Waldheim.809 31. Oktober 1848.810 „[…] allein seyt dem 6t Oktober war es mir nicht mehr möglich diese Gemüthsruhe festzuhalten […]. Seyt der Übergabe der Stadt ist es wieder ruhig […] und ich kann wieder meiner Kunst leben, ich habe einen Carton beendet und fahre darin fort […].“ Nicht datierter Brief an die Kaiserwitwe Carolina Augusta, in Familienbesitz. Zit. nach: Feuchtmüller (1970) p. 56.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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