Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Page - 13 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 13 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Image of the Page - 13 -

Image of the Page - 13 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Text of the Page - 13 -

13 Einleitung 1847 wurde der niederösterreichische Künstler Leopold Kupelwieser (1796–1862) damit beauftragt, den großen Sitzungssaal im neuen Gebäude der Niederösterreichi-schen Statthalterei mit einem Freskenzyklus zur Öster-reichischen Geschichte auszuschmücken. Während in Deutschland zu dieser Zeit bereits mehrere bedeutende Geschichtszyklen realisiert worden waren, stellte dieses Unternehmen in der österreichischen Monarchie das erste umfassende künstlerische Projekt dieser Art dar. Kupelwieser entwarf selbst das Programm für die insge-samt 23 Bildfelder und legte dabei eine zeitliche Achse von der Römerzeit bis in das frühe 19. Jahrhundert, wäh-rend er die Geschichte des Habsburgerreichs in histori-schen Ereignissen verdichtete, die in unmittelbarem Bezug zu den Kernländern Niederösterreich und Wien stehen. Dieses außergewöhnliche Werk, an dem Kupelwieser fast drei Jahre arbeitete, erhielt – im Gegensatz zu den in Deutschland entstandenen Geschichtszyklen – schon bei der Fertigstellung nur wenig Aufmerksamkeit; nicht zuletzt weil der Zenit der monumentalen Geschichtsma-lerei1 bereits überschritten und der Zyklus im Übrigen zu keiner Zeit öffentlich zugänglich war. Auch die Kunstwis-senschaft befasste sich mit dem Werk eher am Rande, vor allem in Zusammenhang mit der sich ab etwa 1820 ent-wickelnden „Vaterländischen Malerei“. Im Folgenden sei ein kurzer Überblick über die vorhandene Literatur mit ihren unterschiedlichen methodischen Ansätzen, diver-sen Fokussierungen sowie teils widersprüchlichen Inter-pretationen gegeben:Rupert Feuchtmüller behandelt den Freskenzyklus bereits in seinem Beitrag in den Kulturberichten aus Niederösterreich anlässlich einer Ausstellung zu dessen 100-jährigem Bestehen im November 1950 (Feucht-müller 1950, p. 41ff.). Der Text beschreibt hauptsächlich die einzelnen Bildfelder und geht auch kurz auf die Kar-tons zu den Wand- und Deckengemälden ein. In seiner 1970 erschienenen Kupelwieser-Monographie Leopold Kupelwieser und die Kunst der österreichischen Spät­ romantik führt Feuchtmüller dann einerseits die persön-lichen Lebensumstände des Künstlers während seiner Arbeit in der Statthalterei aus, die von den Wirrnissen des Revolutionsjahres 1848 geprägt waren (Feucht-müller 1970, p. 59), andererseits stellt er den Fresken-zyklus in den Kontext nazarenischer Kunst, vor allem in Zusammenhang mit den Fresken im Casino Massimo, und fügt eine kurze Deutung des Dekorationsschemas an, die im Wesentlichen auf dem Erläuterungstext zu der Stichfolge von ca. 18502 beruht (Feucht müller 1970, p. 130f.).Drei Jahre später widmet Eckart Vancsa Kupelwiesers Freskenzyklus ein Kapitel in seiner Dissertation Aspekte der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts in Wien (Vancsa 1973, p. 154ff.). Auch er stellt Bezüge zu den nazareni-schen Fresken im Casino Massimo her, erweitert aber das Vergleichsspektrum auf „nachnazarenische“ Malerei und ideale Geschichtsmalerei, insbesondere finden die Münchner Hofarkadenfresken von Peter Cornelius und die Karlsfresken von Alfred Rethel in Aachen Erwähnung. Weiters beschäftigt sich Vancsa eingehender und kriti-scher als Feuchtmüller vor ihm mit dem Programm des Freskenzyklus und widerspricht dabei vor allem im Zusammenhang mit der Zuordnung einzelner histori-scher Szenen zu allegorischen Figuren im zentralen Deckengemälde Feuchtmüllers Interpretation. Einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus stellen Silvia Petrins Aufsätze Leopold Kupelwiesers Allegorien und „Aus dem unerschöpflichen Born der österreichischen Geschichte…“ in den NÖ Kulturberichten bzw. im Jahrbuch für Landes-kunde von Niederösterreich dar (Petrin 1993, p. 10f. und Petrin 1996, p. 529ff.). Die Autorin veröffentlicht hier erstmals Auszüge aus den drei von Kupelwieser hand-schriftlich verfassten Programm entwürfen, die bis dahin völlig unbekannt waren und erst 1993 bei einer Auktion des Wiener Dorotheums vom Niederösterreichischen Landesarchiv erworben wurden. In ihrem 1996 erschie-nenen Aufsatz geht Petrin auch ausführlicher auf die Umstände und die Genese der Auftragerteilung ein, erör-tert Aufgaben der daran beteiligten österreichischen Zentralverwaltungseinheiten und beleuchtet die Rolle direkt involvierter Personen wie Freiherr Kübeck von Kübau oder Freiherr von Münch-Bellinghausen. In der Folge zitiert die Autorin Ausschnitte aus den Programm-entwürfen und bringt diese auch verschiedentlich mit einzelnen Skizzen und Entwürfen zu den unterschied-lichen Bildthemen in Verbindung. Als besonders ver-dienstvoll müssen an dieser Stelle die historische Kommentierung von Kupelwiesers Texten sowie die his- 1 Im Folgenden wird der Begriff „Geschichtsmalerei“ bevorzugt, um die geschichtlich orientierte Historienmalerei des 19. Jahrhunderts von der allgemeinen Kunstgattung der „Historienmalerei“, die in der Renaissance ihren Ursprung hat, abzugrenzen. Dazu: Fastert (2000) p. 9.2 Erläuterungstext zur Stichfolge: Die Al­ Fresco­ Malereien im Saale der k. k. Statthalterei zu Wien, ausgeführt von Kupelwieser. Wien, o.J. (um 1850) o.S.
back to the  book Das zusammengedrängte Gedenken"
Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Das zusammengedrängte Gedenken
Author
Sigrid Eyb-Green
Publisher
Bibliothek der Provinz
Location
Weitra
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Size
24.0 x 27.0 cm
Pages
312
Keywords
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das zusammengedrängte Gedenken