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Erläuterungstext: „Das erste schmale Längsfeld ist durch
einen römischen Meilenzeiger mit der Inschrift Vindobona
und der Jahreszahl CLXXX in zwei Hälften getheilt. Die eine
dieser Hälften zeigt den Übergang Markus Aurelius über die
Donau und die Markomannen und Quadenschlacht und die
andere den Tod jenes berühmten Römer Kaisers. Es ist durch
jenes Gemälde die Geschichte in Österreich, und der heran
nahende Untergang des ehemaligen Weltreiches angedeutet,
durch dessen Folgen Österreich seine selbständige Entwick
lung erhielt.“
Der lange schmale Fries ist als Grisaille-Malerei auf
rot-braunem
Grund mit weißen Höhungen ausgeführt und
formuliert das Bildgeschehen mit den stilistischen
Mit-teln
eines antiken Reliefs. Dargestellt ist die Schlacht
gegen die vertragsbrüchigen Quaden (172 v. Chr.)
wäh-rend
des ersten Markomannenkriegs (166 – 180 v. Chr.),
in dem das römische Heer unter Kaiser Marc Aurel die
römischen Grenzbefestigungen an der Donau gegen die
nach Pannonien eingefallenen germanischen Stämme
verteidigte. Im linken Bildteil ist die Überquerung der
Donau durch die Römer mithilfe einer Schiffsbrücke
dar-gestellt.
Im Mittelteil dieses Bildfeldes befindet sich die
Figur eines sitzenden alten Mannes, der in der Rechten
einen Krug hält, aus dem sich ein Wasserstrahl ergießt.
Die Krieger auf dem Fries sind bildparallel und in
Profilansicht angeordnet, links Markomannen in ihren
Tierfellen, mit Äxten und Keulen bewaffnet, rechts
römi-sche
Soldaten mit Helmen, ausgerüstet mit Schwertern
und Schilden. Kupelwieser verdichtete hier zwei
überlie-ferte
Ereignisse, das Übersetzen der Donau in der Nähe
Carnuntums und die Entscheidungsschlacht gegen die
Quaden.Der
rechte Bildteil zeigt den Tod Marc Aurels. Das
Thema ist nach der antiken Bildformel der Beweinung des
toten Helden, etwa im Sinne von Andromache betrauert den
Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod
Abb. 117: „Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod“; Fresko;
Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei).
Tod des Hektor, gestaltet. Auch hier sind alle Figuren
bildparallel angeordnet. Der sterbende Kaiser liegt in der
Mitte auf einer Liege, zu seinem Kopf und zu seinen
Füßen befinden sich trauernde Frauen, ganz rechts im
Bild steht eine weitere Frau mit einem leeren Krug in der
Hand und wendet sich, ihr Gesicht mit der Linken
bede-ckend,
ab. Am Fußenden der Liege stehen zwei Krieger,
ein Dritter betritt soeben das Zelt, das durch eine
Stoff-Draperie
im Hintergrund angedeutet wird.
Die beiden Bildhälften sind durch einen römischen
Meilenstein mit der Jahreszahl der
Entscheidungs-schlacht,
die zugleich das Todesjahr Marc Aurels angibt,
voneinander getrennt.
Abb. 118: Detail aus dem zweiten Gesamtentwurf für die Wand-
und Decken gemälde: Bildfeld „Marc Aurel stirbt in Wien 180“;
Bleistift, geripptes Papier, gesamt 418 x 569 mm;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/348.
Zur Darstellung des Themas in der historischen
Literatur der erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
In Zusammenhang mit Marc Aurels Markomannenkriegen
und seinem Feldzug gegen die Quaden finden sich in der
historischen Literatur des frühen 19. Jahrhunderts meist
Beschreibungen des Übergangs über die Donau und der
sogenannten Wunderschlacht. In Leopold Kupelwiesers
Fries findet sich ein Hinweis auf dieses Ereignis in der
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306