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der Karton wird – im Gesamten oder in einzelne Teile
zerschnitten – an die Wand geheftet, und entlang der
Umrisse werden mit einem spitzen Werkzeug die Linien
durch das Papier durch in den feuchten Putz gedrückt.
Im Buch von der Frescomalerei wird letztere Methode
genau beschrieben, wobei empfohlen wird, die Rückseite
des Kartons mit Kohlestaub einzureiben, um die Linien
besser sichtbar zu machen. Diese Behandlung der
Rück-seite
und vor allem auch das Zerschneiden in Tagwerke
hinterlassen deutliche Spuren am Karton. In der
folgen-den
Anleitung aus dem Buch von der Frescomalerei finden
sich deshalb Hinweise, wie der Karton nach der
Verwen-dung
an der Wand in Hinblick auf eine weitere
Verwen-dung,
Ankäufe oder Ausstellungen wieder in einen
prä-sentablen
Zustand rückgeführt werden kann.
„Sobald er [der Maurer, Anm.] mit seinen Arbeiten [mit dem
Bewerfen des Putzes, Anm.] fertig ist, und während er noch
arbeitet, schneidet man von seiner Zeichnung ein Stück in
der Grösse des heute zu malenden Platzes ab, reibt es auf
der Rückseite gut mit Kohlenstaub ein, welchen man dann,
um das Ueberflüssige zu vermeiden, wohl abstaubt und
be
festigt, wenn der Mauerer mit seiner Arbeit indessen zum
Schlusse gekommen, das Zeichnungsstück mit Stecknadeln,
welche unten, um das Bild fester zu halten, Flecke aus Pap
pendeckel haben, und fährt sodann mit einem spitzigen
Instrumente den Conturen und Umrissen der Zeichnung
nach, welcher Umriss sich, wie es schon längst bekannt,
hierauf auf der Mauer darstellt. […] Es giebt zwar verschie
dene Arten von Durchzeichnungen, z. B. die Zeichnung zu
durchlöchern und mit Kohlestaub zu bestauben u. s. w., allein
unter allen in der Praxis begriffenen haben wir die beschrie
bene für die beste anerkannt. Die Zeichnung wischt man auf
der Rückseite mit dem Zeichnungsschwamme gehörig wieder
ab, und bewahrt sie wohl.“948
An anderer Stelle heißt es weiters:
„Auch können auf solche Weise verfertigte Cartons vom Künst
ler oft sehr gut verwerthet werden, wenn man sich die leichte
Mühe giebt, nach geschehender Benutzung derselben sie durch
Hinterkleben von Papier wieder zu vereinigen. Wir dürfen
gewiss behaupten, dass die Cartons zu den historischen Bil
dern jenes Hofgartens ihre guten Abnehmer finden würden,
voraus gesetzt, dass sie auf dieser Manier gefertigt sind.“949
Konzentrationen desselben auf das Papier auf, so dass die
zuletzt entstandenen Kartons eine deutlich stärkere
Ver-gilbung
und größere glänzende Bereiche aufweisen.
Wie die Analyse von Rinnspuren auf dem Karton zu
dem Porträt Maximilian I. zeigen konnte, verwendete
Leopold Kupelwieser als Fixativ ein Naturharz946 – mit
großer Wahrscheinlichkeit ein diterpenoides Harz, etwa
Kolophonium947 –, das, in Alkohol gelöst, mit einem
Sprüh röhrchen aufgesprüht wurde.
Die Übertragung an die Wand
Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Komposition vom Karton
in den feuchten Putz zu übertragen: Entweder wird das
Papier entlang der Umrisse perforiert und farbiges Pulver
durch diese Löcher auf die Wand gerieben (Spolvero), oder
Abb. 398: Gewandstudie von Leopold Kupelwieser; Kohle auf dickem, blauem,
geripptem Papier (Packpapier), partieller Auftrag einer Fixierung im Bereich
der Kohlezeichnung, 310 x 415 mm; Archiv Kupelwieser Widrich Salzburg
(Gerheid Widrich-Kupelwieser und Hans Widrich).
946 Untersuchungsbericht von Robert Linke (Zentrallabor des
Öster-reichischen
Bundesdenkmalamtes), in: Eyb-Green (2009) p. 451f.
und ebd. p. 294.
947 Untersuchungsbericht von Madeleine Dellmour (Institut für
Analytische Chemie, Universität Wien) in: Eyb-Green (2009) p.
458 und p. 294. Die Verwendung von Schellack wurde bei dieser
Analyse
ausgeschlossen.948
Das Buch von der Frescomalerei (ohne Autor 1846) p.
88.949
Ebd. p. 85.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306