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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 265 -
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265 der Karton wird – im Gesamten oder in einzelne Teile zerschnitten – an die Wand geheftet, und entlang der Umrisse werden mit einem spitzen Werkzeug die Linien durch das Papier durch in den feuchten Putz gedrückt. Im Buch von der Frescomalerei wird letztere Methode genau beschrieben, wobei empfohlen wird, die Rückseite des Kartons mit Kohlestaub einzureiben, um die Linien besser sichtbar zu machen. Diese Behandlung der Rück-seite und vor allem auch das Zerschneiden in Tagwerke hinterlassen deutliche Spuren am Karton. In der folgen-den Anleitung aus dem Buch von der Frescomalerei finden sich deshalb Hinweise, wie der Karton nach der Verwen-dung an der Wand in Hinblick auf eine weitere Verwen-dung, Ankäufe oder Ausstellungen wieder in einen prä-sentablen Zustand rückgeführt werden kann. „Sobald er [der Maurer, Anm.] mit seinen Arbeiten [mit dem Bewerfen des Putzes, Anm.] fertig ist, und während er noch arbeitet, schneidet man von seiner Zeichnung ein Stück in der Grösse des heute zu malenden Platzes ab, reibt es auf der Rückseite gut mit Kohlenstaub ein, welchen man dann, um das Ueberflüssige zu vermeiden, wohl abstaubt und be festigt, wenn der Mauerer mit seiner Arbeit indessen zum Schlusse gekommen, das Zeichnungsstück mit Stecknadeln, welche unten, um das Bild fester zu halten, Flecke aus Pap­ pendeckel haben, und fährt sodann mit einem spitzigen Instrumente den Conturen und Umrissen der Zeichnung nach, welcher Umriss sich, wie es schon längst bekannt, hierauf auf der Mauer darstellt. […] Es giebt zwar verschie­ dene Arten von Durchzeichnungen, z. B. die Zeichnung zu durchlöchern und mit Kohlestaub zu bestauben u. s. w., allein unter allen in der Praxis begriffenen haben wir die beschrie­ bene für die beste anerkannt. Die Zeichnung wischt man auf der Rückseite mit dem Zeichnungsschwamme gehörig wieder ab, und bewahrt sie wohl.“948 An anderer Stelle heißt es weiters: „Auch können auf solche Weise verfertigte Cartons vom Künst­ ler oft sehr gut verwerthet werden, wenn man sich die leichte Mühe giebt, nach geschehender Benutzung derselben sie durch Hinterkleben von Papier wieder zu vereinigen. Wir dürfen gewiss behaupten, dass die Cartons zu den historischen Bil­ dern jenes Hofgartens ihre guten Abnehmer finden würden, voraus gesetzt, dass sie auf dieser Manier gefertigt sind.“949 Konzentrationen desselben auf das Papier auf, so dass die zuletzt entstandenen Kartons eine deutlich stärkere Ver-gilbung und größere glänzende Bereiche aufweisen. Wie die Analyse von Rinnspuren auf dem Karton zu dem Porträt Maximilian I. zeigen konnte, verwendete Leopold Kupelwieser als Fixativ ein Naturharz946 – mit großer Wahrscheinlichkeit ein diterpenoides Harz, etwa Kolophonium947 –, das, in Alkohol gelöst, mit einem Sprüh röhrchen aufgesprüht wurde. Die Übertragung an die Wand Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Komposition vom Karton in den feuchten Putz zu übertragen: Entweder wird das Papier entlang der Umrisse perforiert und farbiges Pulver durch diese Löcher auf die Wand gerieben (Spolvero), oder Abb. 398: Gewandstudie von Leopold Kupelwieser; Kohle auf dickem, blauem, geripptem Papier (Packpapier), partieller Auftrag einer Fixierung im Bereich der Kohlezeichnung, 310 x 415 mm; Archiv Kupelwieser Widrich Salzburg (Gerheid Widrich-Kupelwieser und Hans Widrich). 946 Untersuchungsbericht von Robert Linke (Zentrallabor des Öster-reichischen Bundesdenkmalamtes), in: Eyb-Green (2009) p. 451f. und ebd. p. 294. 947 Untersuchungsbericht von Madeleine Dellmour (Institut für Analytische Chemie, Universität Wien) in: Eyb-Green (2009) p. 458 und p. 294. Die Verwendung von Schellack wurde bei dieser Analyse ausgeschlossen.948 Das Buch von der Frescomalerei (ohne Autor 1846) p. 88.949 Ebd. p. 85.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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