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68 Erläuterungstext: „Die drei Erbauer der St. Stephanskirche
zu Wien. Heinrich Jasomirgott (1144) mit dem österreichi
schen Herzogshute und dem Plane des Domes, sitzt auf
einem Werkstücke. Rudolf der IV., der Stifter (1360) steht
in der Mitte und Kaiser Friedrich IV. (1490) mit dem Plane
zu einem der großen Giebel. Jeder an der von ihm erbauten
Stelle am unvollendeten
Thurm.“Die
drei Herrscher sind jeweils vor dem von ihnen
initi-ierten
Bauteil des Stephansdoms angeordnet. Im
Hinter-grund
rechts erkennt man ein Stadttor mit der Inschrift
Fabiana, links die Donau und den darüber aufragenden
Kahlenberg mit der sagenumwobenen Babenberger-Burg
auf der Spitze.
Die Komposition lässt noch deutlich jenes frühe
Schema des Gruppenporträts erkennen, welches in Form
von Entwürfen bzw. Pausen vorliegt.226 (Abb. 96,
97)Durch
die Übersetzung dieses Repräsentationsmotivs in
eine szenische Darstellung entstand ein eigenwilliges
Spannungsfeld zwischen historisch getreuem
Detail-realismus,
einer anachronistischen Zusammenstellung
von Figuren und einer Ortsangabe, die aus mehreren
konkreten geographischen Requisiten zu einer
Ideal-landschaft
österreichischer Identität verdichtet ist.
Die drei Erbauer der St. Stephanskirche
Die zentrale Figur des Gemäldes, Rudolf IV., ist stehend,
dem Betrachter frontal zugewandt dargestellt. Die Linke
deutet nach oben, die Rechte ist zu einer Art
Segnungs-gestus
erhoben, und der Blick ist gen Himmel
gerichtet.Im
6. Skizzenbuch befindet sich eine sehr detailreich
ausgeführte Zeichnung nach der Stifterfigur Rudolfs
im Stephansdom, die Kupelwieser offenbar im Zuge
sei-ner
Vorbereitungsarbeiten zu dem Gemälde angefertigt
hat.227 (Abb.
100)In
Übereinstimmung mit der Skulptur ist Rudolf mit
halblangen Haaren und Bart dargestellt und trägt eine
Rüstung, einen Mantel228 und eine Zackenkrone als
Erz-herzogshut.229
Ganz ähnlich erscheint Rudolf auf dem von
Abb. 95: „Die drei Erbauer der St. Stephanskirche“; Fresko;
Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei).
226 Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/350 bzw.
7000/1040.
227 Niederösterreichisches Landesmuseum: Leopold Kupelwieser,
6. Skizzenbuch, 1847, Inv. Nr. 7000/516. Die Skizze befindet sich
in dem Skizzenbuch unmittelbar vor der Skizze des
Friedrich-Grabes
im Stephansdom. Es erscheint daher wahrscheinlich, dass
Kupelwieser hier die Stifterfigur im Stephansdom als Vorlage
verwendete und nicht das Porträt Rudolfs, das sich zu der Zeit in
der Schatzkammer befand.
228 Der hermelinbesetzte Mantel geht auf eine Beschreibung der
Reichskleinodien von Christoph Gottlieb Murr aus dem Jahr
1796 zurück. Diese Beschreibung wird u.a. zitiert in:
Hefner-Alteneck
(1840 – 1854) 1. Abt., p. 91.
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Buch Das zusammengedrängte Gedenken"
Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306