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Auch in Österreich dürfte auf dem Gebiet der
Wand-malerei-Techniken
experimentiert worden sein. Bei Keeß
und Blumenbach etwa findet sich bereits 1830 ein
ent-sprechender
Eintrag:
„Emmanuel Scholz in Sambor: 1822 Privileg auf Erfindung
schnell trocknender Farben aller Art, oder der mineralischen
Mosaik, welche zu Tischler und Schnitzer
Arbeit, Freskoma
lerei […] sehr brauchbar ist.“988
denn er enthüllte mir ein Geheimniß in welchem er dem Gast
nur ferne Andeutung gab, ich schreibe dieß nicht allein nach
Rechnung persönlicher Meinung Schlottauers gegen mich,
sondern auf die Meinung, daß in Österreich eine schöne
große Zukunft welche für ganz Deutschland Heil bringe zu
erwarten sey.“987
Möglicherweise bezieht sich das „Geheimnis“ auf dieses
von Schlotthauer gerade entwickelte Verfahren.
Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion
in der Habsburgermonarchie um 1850
Die Papiere für Skizzen und Vorstudien
Für seine Skizzen und Vorstudien verwendete Leopold
Kupelwieser mit wenigen Ausnahmen dasselbe helle,
gerippte Papier, wobei leichte Variationen in Papierdicke
und Färbung bestehen. Die einzelnen Bögen dürften
bereits vom Künstler selbst zerschnitten worden sein, die
Studienblätter weisen daher teilweise sehr
unterschied-liche
Formate auf. Die Maße der originalen Papierbögen
vor dem Zerschneiden lassen sich aber zumindest
annä-hernd
abschätzen: Die Vorstudie zu Ferdinand I. (Inv. Nr.
7000/1009) ist mit 49,5 cm Höhe das größte Blatt, dabei
sind der obere und der rechte Blattrand Büttenränder.
Weiters weisen auffallend viele Papiere eine Höhe
oder Breite zwischen 32 cm und 35 cm auf. Geht man
davon aus, dass der Künstler einen Bogen Papier in
meh-rere
ungefähr gleich große Teile zerschnitt, müsste die
Breite des originalen Bogens ein Vielfaches von ca. 33 cm
sein. Daraus ergibt sich das Maß der Papierbögen von
mehr als 49,5 cm Höhe und einer Breite von 64 – 70 cm.
Das würde ungefähr einem Groß Regal Format (28 x 20
Zoll bzw. 73,7 x 52,7 cm) entsprechen.
Die Papiere sind handgeschöpft, allerdings lassen sich
durch das Zuschneiden der Bögen in kleinere Formate
nur selten an einer oder höchstens zwei Blattkanten
Büt-tenränder
erkennen. Entlang der Büttenränder ist das
Blatt stets gewellt.
Die Kettdrähte des Papiers haben einen Abstand von
genau 3 cm und weisen keine Schatten auf989, die
Sieb-linien
haben eine Dichte von 8 Linien/cm. Es lassen sich
keine Präferenzen des Künstlers für die Verwendung der
Siebseite oder der Filzseite beim Bezeichnen erkennen,
öfters verwendete er beide Seiten eines Blattes für seine
Studien. Auf 14 dieser Blätter befinden sich beschnittene
Was-serzeichen
mit den Schriftzügen C & I HONIG bzw. einer
Straßburger Lilie990, auf einem Blatt ist der Schriftzug
vollständig erhalten. (Abb. 412, 413)
Ein Vergleich mit Zeichnungen Kupelwiesers aus dem
Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste
Wien ergab, dass Kupelwieser die gerippten
Zeichenpa-piere
der holländischen Papiermacherfamilie Honig –
wie viele andere Künstler des Romantiker-Kreises – vor
allem nach 1840 gerne verwendete.991 Die Familie
Corne-lius
und Jacob Honig produzierte von 1683 bis 1856 in
987 Brief von Leopold Kupelwieser an Erzherzog Ludwig (Konzept);
ohne Datum, ohne Ort. Familienbesitz. Siehe: Feuchtmüller
(1970) p. 225. Eine Kopie des Briefes befindet sich im
Kupel-wieser-Archiv
des Niederösterreichischen Landesmuseums.
988 Keeß; Blumenbach (1829 – 1830) p.
752.989
Durch das sogenannte doppelte Vergé-Sieb (nach 1800) konnten
Faseransammlungen über den Holzstegen des Schöpfsiebes
ver-hindert
werden, indem Metalldrähte zwischen dem Sieb und den
Holzstegen, parallel zu den Kettdrähten, angebracht wurden.
Diese Drähte trennten nun das Sieb von den Stegen, und es
entstanden keine Faseransammlungen über den Holzstegen mehr,
welche als „Schatten“ links und rechts der Kettdrähte
wahrzuneh-men
sind. Vgl.: Hunter (1978) p.
120ff.990
Das Wasserzeichen entspricht dem Wasserzeichen Nr. 408 in der
Sammlung von Churchill. Vgl.: Churchill (1935) p.
CCCIII.991
Vgl.: Beschreibung der Papiere, die Kupelwieser für die
Zeich-nungen
verwendete, welche sich heute im Kupferstichkabinett
der Akademie der bildenden Künste Wien befinden: Reiter
(2006) p. 109 – 124. Ebenso: Holle (2006) p. 446f. Die 1847
entstandene Kopfstudie des heiligen Nikolaus (Inv. Nr. 12516)
von Kupelwieser ist auf einem Papier mit dem Wasserzeichen Lilie
in Schild mit angehängtem Bienenkorb und darunter dem
Schriftzug „C&I HONIG“ ausgeführt. Für die fast zwanzig Jahre
früher entstandene Bleistiftzeichnung Der heilige Franz Xaver als
Kinderfreund (Inv. Nr. 8494) verwendete der Künstler
Zeichenpa-pier
mit dem Straßburger Schild mit Schrägbalken und darunter
ebenfalls dem Schriftzug „C&I HONIG“ als Wasserzeichen.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306