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Erläuterungstext: „Das Bildnis Sr. Majestät Kaiser Ferdi
nands des Gütigen (1793). Links von demselben stellen zwei
Knaben mit einem Granatapfel die Bruderliebe dar und zur
Rechten schwebt eine weibliche Gestalt, welche die Gottes
furcht andeutet.“
Kupelwieser setzte mit diesem Porträt jenem Herrscher
ein Denkmal, in dessen Regentschaft der Auftrag für den
Freskenzyklus und der Beginn der Arbeiten fielen. Er
hatte bereits 1843 ein Porträt Ferdinands gemalt539, in
dem er den Herrscher im Kaiserornat darstellte. Aufgrund
seiner Physiognomie musste der Kaiser zwangläufig stets
stark idealisiert präsentiert
werden.Die
Allegorie der Bruderliebe in Gestalt zweier
Kna-ben
mit einem Granatapfel könnte eine Anspielung darauf
sein, dass wegen Ferdinands eingeschränkter
Handlungs-fähigkeit
sein Bruder Erzherzog Franz Karl zusammen mit
Metternich und anderen Beratern in der Staatskonferenz
die Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Ferdinand
verzichtete 1848 zugunsten Franz Josephs, des Sohnes
seines Bruders Franz Karl, auf den Thron.
Ferdinand I. der Gütige
Kupelwieser verwendete für das Motiv der Bruderliebe
Porträts seiner beiden Söhne Karl und Paul, die er in zwei
sehr sorgfältig gezeichneten Studien540 vorbereitete und
auch auf dem Karton mit Weißhöhungen besonders zart
durchmodellierte. (Abb. 261,
262)Das
Thema der Bruderliebe taucht als immer
wieder-kehrender
Topos in der literarischen Auseinandersetzung
mit der Geschichte der Habsburger auf. Am bekanntesten
ist das Gedicht Kaiser Albrechts Hund von Heinrich
Joseph von Collin: Der Lieblingshund des Kaisers wird in
dieser legendenhaften Erzählung von seinem Sohn
Leo-pold
unabsichtlich getötet – ein Vergehen, auf das die
Todesstrafe stand. Der ältere Sohn Friedrich versucht
Abb. 260: „Ferdinand I., dazu: Allegorie der Bruderliebe und allegorische Figur der Gottesfurcht“;
Fresko; Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei).
539 Das Gemälde ist nicht im Werkverzeichnis Rupert Feuchtmüllers
aufgelistet. Es befindet sich im Heeresgeschichtlichen Museum
(BI 11. 015). Vgl.: Telesko (2006) p. 197, Anm.
300.540
Modellstudie Paul Kupelwieser, Bleistift, 34 x 26 cm, beschriftet
auf der Rückseite von fremder Hand: „Leopold Kupelwieser, Skizze
eines Engels für den Regierungssaal, Modell Paul Kupelwieser, 1848.“
Familienbesitz. (siehe Abb. 262) Modellstudie Karl Kupelwieser,
Bleistift, oval, 33 x 26 cm, unbezeichnet. Privatbesitz M.K. Wien.
Beides in: Feuchtmüller (1970) p. 277.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306