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Erläuterungstext: „Leopold I. vom Hause Babenberg stürmt
mit einer Zahl von fränkischen Rittern die von den Magyaren
besetzte Burg Medelike, bevor deren Anführer, Geisa, zum
Entsatze heranrücken konnte und trieb dann die Ungarn bis
nach dem heutigen Haimburg (Hunnenburg), wo von da an
bis jetzt die Gränze zwischen Ungarn und Oesterreich fest
stand.“
Die beiden zentralen Figuren des Gemäldes, Leopold I.
und ein magyarischer Krieger, sind als Gegensatzpaar
bildparallel in der Mitte der Komposition angeordnet.
Dabei überragt die hoch aufgerichtete Gestalt Leopolds
das umgebende Schlachtengetümmel und wird zusätzlich
durch die bildlichen Leerstellen über und unter seiner
Figur betont. Anders als im Karton, wo rechts neben ihm
noch ein Schwert in die Luft ragt, umfängt im
ausgeführ-ten
Fresko nur der Himmel seinen Kopf und den
erhobe-nen
Arm. Während Leopold mit der Linken seinen Feind
zurückhält, holt er rechts mit dem Schwert zum Schlag
aus. Der magyarische Krieger sinkt vor ihm zu Boden und
holt dabei noch rechts mit der Streitaxt weit aus, wird
aber mitten in der Bewegung durch Leopolds Griff am
Schlag gehindert. Der linke Arm mit dem Schild ist zur
Seite gesunken und der Krieger, nun wehrlos geworden,
muss sich ergeben. In diesem Figurenpaar verdichtet
Leo-pold
Kupelwieser den Verlauf der Schlacht und nimmt
den Ausgang vorweg. Während die vorwärts gerichtete
Leopold I. stürmt Melk (984)
Abb. 85: „Leopold I. stürmt Melk“; Fresko; Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei).
Bewegung Leopolds und seine Gesichtszüge, im Profil
wiedergegeben, Entschlossenheit und Tatkraft
ausdrü-cken,
spiegelt sich im Antlitz des überwältigten Feindes
die Überraschung über den Angriff und in seiner Haltung
Unterlegenheit.
Hinter Leopold, in der linken Bildhälfte, erstürmen
weitere Ritter die feindliche Burg und klettern über die
Mauern, während am rechten Bildrand die magyarischen
Krieger vor dem Angriff zurückweichen und buchstäblich
an den Bildrand gedrängt werden. Am Boden im Vorder-
und Mittelgrund liegen bereits zahlreiche Verwundete
und Getötete. Im Hintergrund rechts ragt ein Turm der
Burg auf, links ist die Landschaft mit der Donau
ange-deutet,
an deren Ufer weitere Ritter aus dem Heer
Leo-polds
heranrücken. Ein Krieger links im Mittelgrund
klettert eben über die letzte Mauer und hält ein Banner
mit dem Kreuzzeichen hoch, das symbolträchtig über der
Donaulandschaft weht und gleichsam den Ausgang der
Schlacht symbolisiert.
Bezüglich Kleidung und Waffentracht bemühte sich
Kupelwieser, den Wissensstand seiner Zeit zu
berücksich-tigen.
Dementsprechend stellte er Leopold und seine
Ritter in Kettenhemden dar, die den ganzen Körper bis
zu den Knien bedecken, mit konischen Helmen und
Nasenschutz, ausgerüstet mit langen Schwertern und
unten spitz zulaufenden Schilden. Entsprechende
Rüs-tungen
und Waffen aus der Ambraser Sammlung waren
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Buch Das zusammengedrängte Gedenken"
Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306