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Thaler das Rieß. Eine größere Sorte, Colombier, 32 Zoll
breit und 21 1/2 Zoll hoch, kostet 92 bis 94 Thaler. Die
Manufaktur betreibt die Verfertigung dieses Papiers bereits
im Großen, und man kann es durch Herrn Scherz in Quan
titäten zu 20 und mehrern Rieß bekommen.“1016
Stephan Seeliger berichtet in seinem Aufsatz über Gustav
Heinrich Naekes um 1820 entstandene Zeichnungen von
der Vorliebe des Künstlers für besonders dünnes, glattes,
durchsichtiges Papier, das er auch nicht in allen Fällen
zum Pausen benutzte, sondern generell seiner Feinheit
und Glätte wegen bevorzugte.1017
Zusammenfassung
Leopold Kupelwieser arbeitete für seine Vorstudien zu
den Fresken im Allgemeinen auf sehr hochwertigem
Zei-chenpapier
und gebrauchte das Material in auffallend
sparsamer Weise: So etwa zerschnitt er die einzelnen
Bögen in mehrere Teile und nutzte dabei auch noch sehr
kleine Formate für Studien oder Skizzen. Oft bezeichnete
er auch beide Seiten eines Blattes, verwendete die
Rück-seiten
von früher entstandenen Zeichnungen (Inv. Nr.
7000/1234) oder Reste von zerschnittenen Blättern (Inv.
Nr. 7000/1035). (Abb. 420, 421)
Für eine Studie zu dem Bild Das öffentliche Gericht zu
Tulln montierte er ein Blatt aus 4 verschiedenen kleineren
Teilen zusammen (Inv. Nr. 7000/1225). (Abb. 422, 423)
Nur selten verwendete Kupelwieser farbige Papiere für
seine Studien, in diesen Fällen setzte er Weißhöhungen
ein, um Plastizitäten herauszuarbeiten. Seine
Aquarellstu-dien
führte er auf dickem Aquarellpapier aus.
Zu Beginn seiner Entwurfsarbeiten für den
Fresken-zyklus
setzte Kupelwieser oft Transparentpapiere ein, um
Kompositionsskizzen durchzupausen und dann
weiterzu-entwickeln.
Es handelt sich dabei wahrscheinlich um
industriell hergestellte Papiere, die den Vorteil hatten,
nicht so schnell zu vergilben wie selbst hergestellte
Paus-papiere.
In Wien gab es um die Mitte des 19. Jahrhunderts
bereits ungefähr 20 Papierfachgeschäfte, die sich
teil-weise
sogar auf den Handel mit Zeichenpapieren
spezia-lisiert
hatten.1018
Papiere für die Kartons
Für die Kartons zu dem Freskenzyklus verwendete
Kupel-wieser
eine Vielzahl sowohl weißer als auch farbiger
Papiere, die teils handgeschöpft und teils schon
maschi-nell
produziert wurden. Die große Bandbreite an unter- schiedlichen Papieren spiegelt die Entwicklung eines
Industriezweiges wider, dessen
Produktionsbedingun-gen
und Verfahren um die Mitte des 19. Jahrhunderts
vom Umbruch durch die fortschreitende
Industrialisie-rung
geprägt sind. Zum Teil war die Papierherstellung
noch ganz in alten Handwerkstraditionen verhaftet
und wurde manuell in Papiermühlen betrieben, zum
Teil hatten sich die Herstellungsprozesse aber bereits
durch Fortschritte in den Gebieten der Technik und
der sich gerade etablierenden chemischen Industrie
radikal verändert, wobei besonders der Übergang von
Abb. 420: Studie zu dem Gemälde
„Die Türkenkriege“; Bleistift, geripptes
Papier, 310 x 315 mm; Nö.
Landes-museum,
Inv. Nr. 7000/1235 (verso).
Abb. 421: Studie zu der allegorischen
Figur „Weibliche Figur mit den Kronen
Ungarns und Böhmens“; Bleistift,
geripptes Papier, 310 x 315 mm;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/1235.
1016 Krünitz (1807) 106. Bd., p.
770f.1017
Seeliger (2009) p.
327ff.1018
Krawany (1923) p. 164f.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306