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224 Decke bestehen. Es handelt sich um dickes, grobes, stark
strukturiertes Papier mit Blattmaßen von 79,5 x 58,5 cm
bis 88,5 x 65 cm. Ein mit Zirkel und Bleistift
konstruier-ter
Kreis legte die Position des Porträts auf dem Blatt fest.
Es sind einige Bleistiftmarkierungen vorhanden, die
offenbar dazu dienten, den Mittelpunkt des Kreises
fest-zulegen.
(Abb. 308)
So wie die zuvor beschriebenen Kartons zu den
Decken-gemälden
wurden auch die Porträts in Kohle ausgeführt,
die Gesichtszüge wurden durch Verwischen und
nach-trägliches
Entfernen der Kohle sehr sorgfältig
durch-modelliert.
Für die Portraits fertigte Kupelwieser keine
Skizzen oder Vorstudien an, lediglich für das Porträt
Maximilians I. existiert ein Aquarellentwurf, der im
Kar-ton
jedoch abgewandelt wurde.836
die sich in den grundlegenden Arbeitsschritten bis ins
19. Jahrhundert kaum veränderte.
Wahrscheinlich wurden die Kartons nach Fertigstellung
der Zeichnung an der Wand belassen und gleich fixiert,
da jede weitere Handhabung einer unfixierten
Kohle-zeichnung
dieses Formats dazu geführt hätte, dass Striche
verwischen oder Fingerabdrücke entstehen. Auf keinem
der Kartons konnten entsprechende Spuren gefunden
werden.Da
auch beim Aufbringen eines Fixativs mit einem
Pinsel Striche und vor allem Flächen mit viel
Zeichen-medium
leicht verwischen und dieses Phänomen
eben-falls
auf keinem Karton beobachtet werden kann, wird
davon ausgegangen, dass das Fixativ mittels Blasröhrchen
aufgesprüht wurde.
Im rechten unteren Teil des Kartons zu Maximilian I.
bildet das Fixativ zwei Rinnspuren, die vertikal von oben
nach unten führen. Auch dies ist als weiterer Hinweis
darauf zu werten, dass die Kartons in vertikaler Lage
mittels Sprühröhrchen fixiert wurden. (Abb. 307)
Analysen von Proben der Rinnspuren ergaben, dass es
sich bei dem Fixiermaterial wahrscheinlich um
Kolopho-nium
handelt.835
Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I.,
Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und
Joseph II.
Die Kartons zu den Herrscherporträts bestanden zu
Beginn alle aus nur einem Blatt oder zwei
zusammenmon-tierten
Blättern, vergleichbar mit dem Karton Porträt
Joseph II., der als einziger Porträtkarton der Sammlung
des Niederösterreichischen Landesmuseums noch das
ursprüngliche kleinere Format hat.
Das Papier, das Kupelwieser für die Kartons zu den
Herrscherporträts verwendete, entspricht dem Papier,
aus dem auch die Kartons für die fünf Hauptgemälde der Abb. 308: Kreis und Markierungen auf dem Karton „Joseph II.“;
die grünen Linien entsprechen den Bleistift-Markierungen, die
Blattgrenzen sind blau gekennzeichnet; Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 795.
835 Untersuchungsbericht von Robert Linke (Zentrallabor des
Öster-reichischen
Bundesdenkmalamtes), in: Eyb-Green (2009) p. 451f.
und ebd. p. 294. Weiters: Untersuchungsbericht von Madeleine
Dellmour (Institut für Analytische Chemie, Universität Wien) in:
Eyb-Green (2009) p. 458 und p.
294.836
Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7000/342.
Abb. 307: Karton „Porträt Maximilian I.“: Rinnspuren des Fixativs;
Nö. Landesmuseum, Inv. Nr. 768.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306