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148 Maria Theresia Abb. 233: „Maria Theresia, dazu: allegorische Figuren der Caritas und der Justitia“; Fresko; Marmorsaal (Gebäude der Niederösterreichischen Statthalterei). neuburg das ihr beigegebene Füllhorn – zugleich auch eine Anspielung auf Maria Theresias Kinderreichtum. In der Aufklärung bewirkte die zunehmend rationale Auffas-sung des Herrscheramtes, dass die Erblegitimität in Frage gestellt wurde und in der Folge der genealogisch-dynas-tische Familienbegriff der Habsburger zurücktrat. Nicht Ahnengalerie und Stammbaum legitimierten mehr das Geschlecht, sondern der Familiensinn eines Herrschers, der sowohl auf die unmittelbare Kernfamilie gerichtet war, in der Folge aber auch auf alle Untertanen ausgewei-tet und übertragen werden konnte. In diesem Sinn wurde Maria Theresia im 19. Jahrhundert zunehmend auch als liebende Gattin und fürsorgliche Mutter dargestellt, deren Mitgefühl und mütterliche Sorge auch ihren Unter- Erläuterungstext: „Kaiserin Maria Theresia (1717 – 1780). Links die Caritas, rechts die Gerechtigkeit.“ Vorbild für Kupelwiesers Porträt von Maria Theresia war aller Wahrscheinlichkeit nach das Gemälde Kaiserin Maria Theresia in Witwentracht (1773) von Anton von Maron. Es befand sich ab 1815 in der kaiserlichen Gemäl-desammlung im Belvedere517 und war wohl auch Vorlage für das Titelkupfer in Hormayrs Werk Wien, seine Geschichte und seine Denkwürdigkeiten.518 (Abb. 234) Die Allegorie der Justitia bezieht sich wohl auf Maria The-resias Wahlspruch Iustitia et Clementia (Durch Gerech-tigkeit und Milde), möglicherweise auch auf die Schaf-fung eines Höchstgerichts und die Einführung der Constitution Criminalis, des ersten einheitlichen Straf-rechts in den österreichischen Landen, durch die Herr-scherin. Die Caritas, der ikonographischen Tradition519 ent-sprechend als Mutter mit mehreren Kindern dargestellt, ist – wie in Daniel Grans Deckenfresko im Stift Kloster- 517 Heinz; Schütz (1974) p. 169. 518 Hormayr (1823 – 1825) 4. Bd., Heft 3, Titelkupfer.519 Vgl. die Personifikation der Caritas in Cesare Ripas illustrierter Iconologia von 1764 als Mutter mit drei Kindern, die ein Kind trägt, eines an der Hand hält, und deren drittes Kind sich an ihrem Rock festhält. („Nutrix“) Ripa (1764) 1. Bd., p. 287. Vgl.: Telesko (1993) p. 35.