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„Zur Befestigung der Farben auf dem Papier dient das Über
streichen mit Leimwasser oder Milch, oder nach James
Smithson das Überstreichen mit trocknendem Öl, worein
Terpentinöl gegeben worden, oder nach Hatchett zu Chelsea
das Übergießen mit geistigem Mastixfirniß (Jahrbuch der
k.k. polytechn. Inst. Bd. X und XII)935
Der Literaturverweis bezieht sich auf den 10. Band der
Jahrbücher des k.k. polytechnischen Institutes in Wien,
wo eine Methode zur Fixierung von farbigen
Crayonstif-ten
auf Papier beschrieben wird, die sich ebenso für
Kohle- oder Kreidezeichnungen eignen
kann:„Ich
selbst hatte gelesen, daß man die Pastellfarben
be
festigen könne durch Besprengen mit einer Auflösung von
Hausenblase; allein diese Operation schien mir langweilig,
schmutzig, und versprach noch überdieß ein unvollkommenes
Resultat. […] Indem ich über diesen Gegenstand nach
dachte, both sich mir zuerst die Idee dar, die Rückseite des
Gemähldes mit Gummiwasser zu überziehen; da indessen das
Gemählde auf geleimtem blauem Papiere sich befand, wel
ches auf Leinwand geklebt war, so war das Durchdringen
jenes Anstriches bis zu den Farben nicht zu erwarten. Ein Öhl
aber versprach diese Absicht zu erfüllen, und ein trocknendes
Öhl für meinen Zweck ganz passend zu seyn. Ich wandte
demnach trocknendes Öhl, mit Terpentinöl vermischt, an;
und nachdem dieses im Verlaufe von einem oder zwei Tagen
trocken geworden war, versah ich auch die Vorderseite […]
mit einem Anstrich jener Mischung, und verwandelte so die
Krayon Zeichnung in ein
Öhlgemälde.“936François
Lalanne empfiehlt 1875 in seinem Traktat über
Kohlezeichnung in Alkohol gelösten Gummilack937, der
mit einem Pinsel an der Rückseite des Papiers
aufgetra-gen
wird, auf die Vorderseite durchdringt und dort die
Kohlepartikel bindet und auf das Blatt fixiert. Auch ein
Aufsprühen mittels Blasröhrchen wird erwähnt; es wird
jedoch davor gewarnt, zu viel Lösung zu sprühen, da die
Kohle dann streifige Schlieren bilden könne.938
Kimmich939 macht 1896 Angaben zur Verwendung
von Schellack als Fixiermittel. Dabei werden 100g
zersto-ßener
weißer Schellack in einem halben Liter Alkohol
angesetzt. Die Lösung wird dann mittels eines Zerstäubers
erste, hat aber zugleich den Vortheile, dass der Künstler
etwaige Fehler in Schatten und Licht, in der Haltung des
ganzen Bildes, weit leichter verbessern kann, als wenn er nur
nach dem ersten Umrisse arbeitet. Er kann den Effect des
fertigen Bildes im Voraus nach der Zeichnung beurtheilen,
was schon vielen Werth hat, da die Frescomalerei ausser der
ihr immer fremdartig bleibenden Retouche keinerlei Art von
Nachhilfe gestattet, wie etwa in der Oelmalerei, wo ein Bild
nach misslungenem Effect oft ganz umgearbeitet werden
kann.“931
Die Fixierung
Die Verwendung von Kohle, Kreide und weichen
Bleistif-ten
machte es in den meisten Fällen notwendig, die
Zeich-nung
zu fixieren. Aufgrund der geringen Menge an
Mate-rial,
die dabei auf den Papierträger aufgebracht wird, gibt
es kaum Nachweise oder genauere Angaben über die
Zusammensetzung einer solchen Fixierung auf Kartons.
Es kann davon ausgegangen werden, dass im 19.
Jahrhun-dert
das Fixieren allgemein bekannt war, in der
zeitge-nössischen
technologischen Literatur finden sich
aller-dings
nur wenige entsprechende Rezepturen.
1753 erfand Loriot eine Methode zur Fixierung, bei
der eine Mischung aus verdünntem, heißem Leim und
Weingeist mittels einer Bürste auf die Zeichnung gesprüht
wurde.932 Von Bernhard Stupanus wird ein
Alkohol-Hau-senblasen-Eiweiß-Gemisch
beschrieben, und im Neuen
Zeichenbuch von 1797 finden sich Rezepturen, bei denen
pulverisiertes Gummi Arabicum auf die Zeichnung
gestäubt und mit Wasserdampf gefestigt wird, sowie
Mischungen aus Kandiszucker und Weingeist oder Eiweiß
und Kandiszucker bzw. starkem Fischleim.933 Bonnardot
schreibt 1859:
„Bevor man die Zeichnungen, deren Linien sehr flüchtig
sind, in die Mappe legt, thut man wohl, dieselben erst zu
fixieren. Man erreicht diesen Zweck, indem man mit einem
weichen Dachspinsel, in ziemlich gummihaltiges Wasser
getaucht, die Oberfläche überstreicht. Auf diese Weise ver
einigen sich die Züge des Stiftes mit der Oberhaut des Papie
res, aber nicht in solchem Grade, um der Oberfläche das
glänzende Aussehen eines Lackes mitzutheilen. Die Opera
tion muß lebhaft und mit Leichtigkeit ausgeführt werden.
[…] Man könnte auch noch zum Fixieren der Zeichnung das
Verfahren des Leimens anwenden […] Ich habe es manchmal
gesehen, daß man Zeichnungen mit schwarzer Kreide, um
sie zu fixieren, in ein Brunnenwasser einweichte, welches
Kalksalze in Auflösung
hielt.“934Eine
frühe Rezeptur für eine nicht-wässrige Fixierung
findet sich bei Keeß und Blumenbach: 931 Ebd. p.
85.932
Strunk (2002) p.
16ff.933
Neues Zeichenbuch (1797), zit. nach: Strunk (2002) p.
17.934
Bonnardot (1859) p.
89f.935
Keeß; Blumenbach (1829 – 1830), 2. Bd., p.
753.936
Prechtl (1819 – 1839), 10. Bd., p.
119.937
Nach dem Stich der Lackschildlaus eintretende
Harzaus-scheidung
ostindischer Bäume; Rohstoff für die Gewinnung von
Schellack.938
Lalanne, M: Vente speziale fusain. In: Le Fusain, Paris 1875,
p. 33 – 40; zit. nach: Burns (1994) p. 119 – 125.
939 Kimmich (1896).
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Autor
- Sigrid Eyb-Green
- Verlag
- Bibliothek der Provinz
- Ort
- Weitra
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Abmessungen
- 24.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 312
- Schlagwörter
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306