Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 263 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 263 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Bild der Seite - 263 -

Bild der Seite - 263 - in Das zusammengedrängte Gedenken

Text der Seite - 263 -

263 „Zur Befestigung der Farben auf dem Papier dient das Über­ streichen mit Leimwasser oder Milch, oder nach James Smithson das Überstreichen mit trocknendem Öl, worein Terpentinöl gegeben worden, oder nach Hatchett zu Chelsea das Übergießen mit geistigem Mastixfirniß (Jahrbuch der k.k. polytechn. Inst. Bd. X und XII)935 Der Literaturverweis bezieht sich auf den 10. Band der Jahrbücher des k.k. polytechnischen Institutes in Wien, wo eine Methode zur Fixierung von farbigen Crayonstif-ten auf Papier beschrieben wird, die sich ebenso für Kohle- oder Kreidezeichnungen eignen kann:„Ich selbst hatte gelesen, daß man die Pastellfarben be festigen könne durch Besprengen mit einer Auflösung von Hausenblase; allein diese Operation schien mir langweilig, schmutzig, und versprach noch überdieß ein unvollkommenes Resultat. […] Indem ich über diesen Gegenstand nach­ dachte, both sich mir zuerst die Idee dar, die Rückseite des Gemähldes mit Gummiwasser zu überziehen; da indessen das Gemählde auf geleimtem blauem Papiere sich befand, wel­ ches auf Leinwand geklebt war, so war das Durchdringen jenes Anstriches bis zu den Farben nicht zu erwarten. Ein Öhl aber versprach diese Absicht zu erfüllen, und ein trocknendes Öhl für meinen Zweck ganz passend zu seyn. Ich wandte demnach trocknendes Öhl, mit Terpentinöl vermischt, an; und nachdem dieses im Verlaufe von einem oder zwei Tagen trocken geworden war, versah ich auch die Vorderseite […] mit einem Anstrich jener Mischung, und verwandelte so die Krayon­ Zeichnung in ein Öhlgemälde.“936François Lalanne empfiehlt 1875 in seinem Traktat über Kohlezeichnung in Alkohol gelösten Gummilack937, der mit einem Pinsel an der Rückseite des Papiers aufgetra-gen wird, auf die Vorderseite durchdringt und dort die Kohlepartikel bindet und auf das Blatt fixiert. Auch ein Aufsprühen mittels Blasröhrchen wird erwähnt; es wird jedoch davor gewarnt, zu viel Lösung zu sprühen, da die Kohle dann streifige Schlieren bilden könne.938 Kimmich939 macht 1896 Angaben zur Verwendung von Schellack als Fixiermittel. Dabei werden 100g zersto-ßener weißer Schellack in einem halben Liter Alkohol angesetzt. Die Lösung wird dann mittels eines Zerstäubers erste, hat aber zugleich den Vortheile, dass der Künstler etwaige Fehler in Schatten und Licht, in der Haltung des ganzen Bildes, weit leichter verbessern kann, als wenn er nur nach dem ersten Umrisse arbeitet. Er kann den Effect des fertigen Bildes im Voraus nach der Zeichnung beurtheilen, was schon vielen Werth hat, da die Frescomalerei ausser der ihr immer fremdartig bleibenden Retouche keinerlei Art von Nachhilfe gestattet, wie etwa in der Oelmalerei, wo ein Bild nach misslungenem Effect oft ganz umgearbeitet werden kann.“931 Die Fixierung Die Verwendung von Kohle, Kreide und weichen Bleistif-ten machte es in den meisten Fällen notwendig, die Zeich-nung zu fixieren. Aufgrund der geringen Menge an Mate-rial, die dabei auf den Papierträger aufgebracht wird, gibt es kaum Nachweise oder genauere Angaben über die Zusammensetzung einer solchen Fixierung auf Kartons. Es kann davon ausgegangen werden, dass im 19. Jahrhun-dert das Fixieren allgemein bekannt war, in der zeitge-nössischen technologischen Literatur finden sich aller-dings nur wenige entsprechende Rezepturen. 1753 erfand Loriot eine Methode zur Fixierung, bei der eine Mischung aus verdünntem, heißem Leim und Weingeist mittels einer Bürste auf die Zeichnung gesprüht wurde.932 Von Bernhard Stupanus wird ein Alkohol-Hau-senblasen-Eiweiß-Gemisch beschrieben, und im Neuen Zeichenbuch von 1797 finden sich Rezepturen, bei denen pulverisiertes Gummi Arabicum auf die Zeichnung gestäubt und mit Wasserdampf gefestigt wird, sowie Mischungen aus Kandiszucker und Weingeist oder Eiweiß und Kandiszucker bzw. starkem Fischleim.933 Bonnardot schreibt 1859: „Bevor man die Zeichnungen, deren Linien sehr flüchtig sind, in die Mappe legt, thut man wohl, dieselben erst zu fixieren. Man erreicht diesen Zweck, indem man mit einem weichen Dachspinsel, in ziemlich gummihaltiges Wasser getaucht, die Oberfläche überstreicht. Auf diese Weise ver­ einigen sich die Züge des Stiftes mit der Oberhaut des Papie­ res, aber nicht in solchem Grade, um der Oberfläche das glänzende Aussehen eines Lackes mitzutheilen. Die Opera­ tion muß lebhaft und mit Leichtigkeit ausgeführt werden. […] Man könnte auch noch zum Fixieren der Zeichnung das Verfahren des Leimens anwenden […] Ich habe es manchmal gesehen, daß man Zeichnungen mit schwarzer Kreide, um sie zu fixieren, in ein Brunnenwasser einweichte, welches Kalksalze in Auflösung hielt.“934Eine frühe Rezeptur für eine nicht-wässrige Fixierung findet sich bei Keeß und Blumenbach: 931 Ebd. p. 85.932 Strunk (2002) p. 16ff.933 Neues Zeichenbuch (1797), zit. nach: Strunk (2002) p. 17.934 Bonnardot (1859) p. 89f.935 Keeß; Blumenbach (1829 – 1830), 2. Bd., p. 753.936 Prechtl (1819 – 1839), 10. Bd., p. 119.937 Nach dem Stich der Lackschildlaus eintretende Harzaus-scheidung ostindischer Bäume; Rohstoff für die Gewinnung von Schellack.938 Lalanne, M: Vente speziale fusain. In: Le Fusain, Paris 1875, p. 33 – 40; zit. nach: Burns (1994) p. 119 – 125. 939 Kimmich (1896).
zurück zum  Buch Das zusammengedrängte Gedenken"
Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das zusammengedrängte Gedenken