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Kunst und Kultur
Das zusammengedrängte Gedenken
Seite - 19 -
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19 sowohl allegorische als auch geschichtliche Darstellun-gen aneinanderzureihen sind. Auch ein weiterer wichti-ger Punkt wird bereits angedeutet: Es sollen Momente aus der österreichischen Geschichte gewählt werden, die „in einer bestimmten Beziehung zur Gegenwart stehen“.34 Ebenso wird die gewünschte Wirkung dieser geschichtli-chen Zusammenschau, des „zusammengedrängten Gedenkens“, bereits formuliert: Der Betrachter soll zur Überzeugung gelangen, dass „jede Regenten Tugend in ihrer schönsten Verherrlichung durch einen höheren Segen zu allen Zeiten in Österreich zu finden ist“.35In der Folge wird die Einteilung der Decke in sieben Bildfelder vorgeschlagen. Eine beigefügte kleine Skizze der Decke zeigt ein rautenförmiges Mittelfeld, das von sechs unregelmäßig fünfeckigen Bildfeldern umgeben ist. (Abb. 2) Dieser Skizze entspricht eine am Kunstgeschichte-institut in Graz aufbewahrte großformatige Bleistiftzeich-nung von Kupelwieser, auf der sich genau diese Auftei-lung der Bildfelder findet und die im Folgenden als erster Gesamtentwurf der Decke bezeichnet wird. (Abb. 7) Die hier ausgeführten Szenen entsprechen sowohl inhaltlich als auch in der Art der Darstellung den im ersten Pro- Abb. 2: Detail aus dem Programm-entwurf I: Aufteilung der Decke; Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a (fol. 1). Die Genese des Bildprogramms Zu dem Freskenzyklus im Marmorsaal gibt es drei eigen-händig von Kupelwieser verfasste Programmentwürfe29, die sich im Niederösterreichischen Landesarchiv befin-den. Zusammen mit zahlreichen Skizzen, Pausen, Aquarel-len und einem Gesamtentwurf für die Wand- und Decken-gemälde aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum bzw. aus Familienbesitz belegen sie die Entwicklung des Gesamtkonzeptes für die Ausgestaltung des Zyklus. In dem am Institut für Kunstgeschichte der Universität Graz wie-derentdeckten Konvolut von über 100 Zeichnungen Leo-pold Kupelwiesers30 befinden sich auch einige Skizzen und Entwürfe, die wichtige Stadien in der Entstehungs-geschichte des Zyklus darstellen und das Verständnis des Konzeptes und des Arbeitsprozesses wesentlich erweitern und ergänzen. Die Programmentwürfe sind nicht datiert, können aber durch Vergleiche und unter Einbeziehung von schriftlichem und bildlichem Quellenmaterial chro-nologisch geordnet und ungefähr datiert werden. Erster Programmentwurf 1847 erhielt Kupelwieser durch den Vizepräsidenten der Hofkammer, Anton Rudolf Freiherr von Münch-Belling-hausen, den Auftrag, Entwürfe für die Ausschmückung des Ratsaales der Niederösterreichischen Landesregierung aus-zuarbeiten.31 Die Wahl der Stoffe wurde dem Künstler frei-gestellt, sofern „die Grundgedanken ernst und geistreich“32 aufgefasst seien. Der erste Programmentwurf dürfte unmittel-bar nach Erteilung dieses Auftrags, also noch 1847, entstan-den sein und ist an den Präsidenten der allgemeinen Hof-kammer, Freiherrn Kübeck von Kübau, adressiert. (Abb. 3–6)Hier werden die Aufteilung der Decke und der Wände skizziert sowie die einzelnen Bildthemen erstmals formu-liert.33 Der Text ist sehr flüchtig geschrieben und enthält zahlreiche Korrekturen, Hinzufügungen und Wiederho-lungen. Wahrscheinlich diente er als Vorlage einer spä-teren Reinschrift. Kupelwieser hatte bereits zu einem früheren Zeitpunkt einen Gesamtentwurf und vier Aqua-rellentwürfe zu dem Zyklus vorgelegt, auf die er im ersten Programmentwurf Bezug nimmt.Am Anfang des Textes stehen allgemeine Überlegun-gen zu der gestellten Aufgabe. Besonders hier zeugen zahlreiche nicht zu Ende geführte oder unvollständige Sätze, Umformulierungen und sprunghafte Wendungen von dem gedanklichen Prozess, der zu Beginn um ver-schiedene Möglichkeiten der Auffassung und Ausgestal-tung kreiste. Schon zu diesem Zeitpunkt stand aber fest, dass zur „möglichst zweckmäßigen Anwendung der Kunst“ 29 Die vollständigen Transskripte der drei Programmentwürfe finden sich im Anhang. Zur besseren Lesbarkeit werden im Folgenden die Zitate aus den Programmentwürfen orthographisch angepasst und leicht bearbeitet wiedergegeben.30 Zur Provenienz und Geschichte des Konvoluts von 114 Zeichnun-gen Leopold Kupelwiesers am Institut für Kunstgeschichte der Universität siehe: Ploder (2007).31 Forstreiter (1930) p. 71ff.32 Kielmannsegg (1891) Einleitung.33 Anmerkung zu den Bildtiteln: Die Titel für die einzelnen Bilder wurden aus den Formulierungen im Erklärungstext zu dem Fres-kenzyklus (Ohne Autor: Die Al­ Fresco­ Malereien im Saale der k. k. Statthalterei zu Wien, ausgeführt von Kupelwieser, Wien, o.J., um 1850) abgeleitet und der heutigen Schreibweise angepasst. Die Bildtitel werden in dieser Form in Überschriften angeführt. Bei Zitaten einzelner Bildtitel im Text wird der Titel verkürzt wiedergegeben und kursiv geschrieben.34 Programmentwurf I, siehe Anhang.35 Ursprünglich hieß es im Text, dass jede Regenten-Tugend in Öster-reich zu finden „war“, das Verb wurde ins Präsens ausgebessert. Programmentwurf I, siehe Anhang.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Das zusammengedrängte Gedenken
Autor
Sigrid Eyb-Green
Verlag
Bibliothek der Provinz
Ort
Weitra
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-99028-075-1
Abmessungen
24.0 x 27.0 cm
Seiten
312
Schlagwörter
Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 13
  2. Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
  3. Die Genese des Bildprogramms 19
  4. Erster Programmentwurf 19
  5. Der zweite Gesamtentwurf 35
  6. Zweiter und dritter Programmentwurf 39
  7. Die Aquarellentwürfe 40
  8. Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
  9. Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
  10. Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
  11. Die gekrönte Austria 47
  12. Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
  13. LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
  14. Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
  15. Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
  16. Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
  17. Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
  18. Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
  19. Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
  20. Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
  21. Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
  22. Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
  23. Die Aufgebote von 1797 125
  24. Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
  25. Der Kongress zu Wien 1814 137
  26. Einleitungzu den Herrscherporträts 143
  27. Rudolf I 144
  28. MariaTheresia 148
  29. Maximilian I 151
  30. Joseph II 154
  31. Albrecht II 156
  32. Ferdinand II 158
  33. Ferdinand I. der Gütige 161
  34. Franz Joseph I 164
  35. Rezensionen 166
  36. Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
  37. Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
  38. Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
  39. Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
  40. Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
  41. Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
  42. Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
  43. Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
  44. Zur Herstellung der Kartons 220
  45. Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
  46. Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
  47. Die Kartons zu den Allegorien 225
  48. Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
  49. Die Kartons zu den beiden Friesen 234
  50. Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
  51. Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
  52. Übergabe aller Kartons 249
  53. Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
  54. Ausstellungen der Kartons 252
  55. Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
  56. Die Papierbahn 257
  57. Die Zeichnung 260
  58. Die Fixierung 263
  59. Die Übertragung an die Wand 265
  60. Die Fresko-Probetafeln 267
  61. Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
  62. Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
  63. Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
  64. Transparentpapiere 276
  65. Papiere für die Kartons 279
  66. Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
  67. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
  68. Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
  69. Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
  70. Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
  71. Literaturverzeichnis 301
  72. Quellenverzeichnis 305
  73. Personenregister 306
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