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260 duktionsmethode, sondern hauptsächlich die
verwende-ten
Materialien für die Qualität des Papiers
verantwort-lich
seien:„Wenn
auch bei Gelegenheit dieser Ausstellung der Streit
über die Vorzüge des Maschinen oder Hadernpapiers wieder
aufgenommen wurde, so dürfte die Bemerkung nicht über
flüssig sein, daß durch die Erörterungen bei Gelegenheit der
Berliner und der Wiener Ausstellung wohl ziemlich zur
Gewissheit erhoben ist, daß Maschinenpapier gleichfalls alle
Bedingungen der Haltbarkeit in sich vereinigen kann. Findet
man daher brüchiges Maschinenpapier, so ist mit Gewissheit
anzunehmen, daß entweder bei der Bleiche ein schädlicher
Überschuß von Kalk in der Chlorflüssigkeit gewesen ist, oder
daß man eine zu scharfe Appretur angewendet hat, oder weil
man schon beim Trocknen des Papiers dasselbe zu stark
angespannt und die Wirkung des Dampfs nicht gehörig gere
gelt hat.“916
Zu Beginn der 1860er Jahre schließlich empfiehlt Johann
Friedrich Schall die Verwendung von Rollenpapier
spezi-ell
für Kartonzeichnungen.917 Diese Entwicklung spiegelt
sich in der Auswahl der Papiere bei der Herstellung von
großformatigen Papierbahnen für Kartons wider. Die
größtenteils in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
entstandenen Kartons von Julius Schnorr von Carolsfeld,
Moritz von Schwind und Joseph von Führich sind auf
Papierbahnen aus zusammenmontierten
handgeschöpf-ten
Einzelbögen ausgeführt. Cornelius zeichnete seine
Glyptothek-Kartons ebenfalls noch auf Bahnen aus
hand-geschöpften
Blättern, verwendete Endlos-Papier aber
bereits als Kaschierung, und zeichnete schließlich 1861
seinen Karton für das Gemälde Luther auf dem Reichstag
zu Worms für das Münchner Maximilianeum auf zwei
150 cm breite Bahnen von Maschinenpapier.918 Auch
Kupelwieser zeichnete 1847/48 die weniger bedeutenden
Kartons für den Statthalterei-Zyklus bereits direkt auf
Rollenpapier, und Ludwig Schnorr von Carolsfeld sowie
Friedrich Overbeck benutzten für ihre Kartons für die
Landhauskapelle in Wien (1845) bzw. die Kathedrale in
Djakovo (1861) schon ausschließlich maschinell
herge-stellte
Papiere. (Abb. 395)
Die Zeichnung
Die Ausführung der Kartonzeichnung selbst erfolgte
meist mit Kohle, schwarzer Kreide, Bleistift, Rötel oder
einer Mischtechnik der genannten Materialien, in
man-chen
Fällen wurden auch Weißhöhungen mit weißer
Kreide gesetzt. Die am häufigsten zu beobachtende
Tech-nik
ist jedoch die der Kohlezeichnung. Schon Vasari Abb. 395:
Ludwig Ferdinand
Schnorr von Carolsfeld:
„Hl. Severin“; Karton
für ein Glasfenster in
der Kapelle des
Nieder-österreichischen
Land-hauses
(Wien);
Nö. Landesmuseum,
Inv. Nr. 4545c (II),
Foto: Letizia Fischer.
erwähnt in seiner Beschreibung der Kartonzeichnung die
Verwendung von Kohle:
„Then […] the artist proceeds, with a long rod, having a
piece of charcoal at the end, to transfer to the cartoon […]
all that in the small drawing is shown on the small scale.“919
Kupelwieser führte seine Kartons mit Ausnahme der
Bleistiftlinien der Hilfskonstruktionen zu den Architek-
916 Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe Ausstellung
in Wien 1845. Wien 1845, p.
66f.917
Schall (1863) p.
20.918
Seeliger (1999) p.
94.919
Brown (1960) p. 213.
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Das zusammengedrängte Gedenken
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Das zusammengedrängte Gedenken
- Author
- Sigrid Eyb-Green
- Publisher
- Bibliothek der Provinz
- Location
- Weitra
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-99028-075-1
- Size
- 24.0 x 27.0 cm
- Pages
- 312
- Keywords
- Leopold Kupelwieser, Freskenzyklus, Geschichtsdarstellung, 19. Jahrhundert, Werkprozess, Karton, Fresko, Papier, Wien
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Einleitung 13
- Zur Baugeschichte der Niederösterreichischen Statthalterei 15
- Die Genese des Bildprogramms 19
- Erster Programmentwurf 19
- Der zweite Gesamtentwurf 35
- Zweiter und dritter Programmentwurf 39
- Die Aquarellentwürfe 40
- Der Freskenzyklus Einleitung und Überblick 43
- Zu den schriftlichen und bildlichen Quellen Leopold Kupelwiesers 45
- Die einzelnen Bildfelder: Bezüge, Quellen, Intentionen 47
- Die gekrönte Austria 47
- Odoakervor dem heiligen Severin (465 – 470) 56
- LeopoldI. stürmt Melk (984) 63
- Die drei Erbauer der St. Stephanskirche 68
- Die Gründung der Universität Wien durch Rudolf IV. (1364) 77
- Kaiser Marc Aurel: Markomannenschlacht und Tod 81
- Zug Karls des Großen gegen die Hunnawaren 85
- Leopold erhält von Otto II. die Ostmark zum Lehen 90
- Rudolf I. verleiht die Lehen an Albrecht I 95
- Das öffentliche Gericht zu Tulln (1200) 100
- Ferdinand I. setzt 1540 die niederösterreichische Regierung ein 109
- Die Türkenkriege der Jahre 1529, 1683 und 1697 116
- Die Aufgebote von 1797 125
- Erzherzog Karl in der Schlacht von Aspern 132
- Der Kongress zu Wien 1814 137
- Einleitungzu den Herrscherporträts 143
- Rudolf I 144
- MariaTheresia 148
- Maximilian I 151
- Joseph II 154
- Albrecht II 156
- Ferdinand II 158
- Ferdinand I. der Gütige 161
- Franz Joseph I 164
- Rezensionen 166
- Fresko und Karton als Formen öffentlicher Kunst Das Fresko: zur Konstruktion eines Gattungsbegriffs 167
- Die Praxis nazarenischer Wandmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Technik und Stil 168
- Öffentliche Kunst im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Publikum 174
- Formen der Öffentlichkeit: Leopold Kupelwieser und die Situation der Geschichtsmalerei in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 175
- Leopold Kupelwiesers Statthalterei-Zyklus und Entwurf einer Geschichtshalle: österreichische Identitäten und ihre Inszenierungen 188
- Zum Problem der „geschichtlichen Wahrheit“ in der Geschichtsmalerei 199
- Kupelwiesers Statthalterei-Kartons im Kontext nazarenischer Kartonkunst: „Vom Wesen des Kunstwerks“ 201
- Materialtechnologische Aspekte Der Arbeitsprozess im Überblick: Kartonzeichnungen, Probetafeln und Freskoarbeiten 215
- Zur Herstellung der Kartons 220
- Die Kartons zu den fünf Hauptgemälden der Decke 220
- Fünf Kartons zu Herrscherporträts: Rudolf I., Maximilian I., Ferdinand II., Maria Theresia und Joseph II 224
- Die Kartons zu den Allegorien 225
- Die Kartons zu den historischen Gemälden an den Wänden 231
- Die Kartons zu den beiden Friesen 234
- Die weitere Verwendung von neun Kartons als Deckenbilder im Palais Questenberg-Kaunitz 235
- Die Präsentation der Kartons an der Decke des Palais Questenberg-Kaunitz Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1940 244
- Übergabe aller Kartons 249
- Zur Aufbewahrung jener Kartons, die nicht im Palais Questenberg-Kaunitz präsentiert wurden 249
- Ausstellungen der Kartons 252
- Herstellung und Verwendung von Kartons für Wand- und Deckengemälde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Beispiele und Quellenliteratur 257
- Die Papierbahn 257
- Die Zeichnung 260
- Die Fixierung 263
- Die Übertragung an die Wand 265
- Die Fresko-Probetafeln 267
- Kupelwiesers Palette und Maltechnik 270
- Kupelwiesers Papiere: Ein Überblick über die Papierproduktion in der Habsburgermonarchie um 1850 273
- Die Papiere für Skizzen und Vorstudien 273
- Transparentpapiere 276
- Papiere für die Kartons 279
- Anhang: Programmentwürfe und Korrespondenzen Nö. Landesarchiv, Varia 8/1a: Programmentwurf I 294
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1b: Programmentwurf II 296
- Nö. Landesarchiv, Varia 8/1c: Programmentwurf III 297
- Nö. Landesarchiv, Varia 8: Schreiben von Leopold Kupelwieser an Freiherrn Kübeck von Kübau 297
- Nö.Landesarchiv, Varia 8: Anweisung Kübeck von Kübaus an Freiherrn Talatzko von Gestiecek 298
- Literaturverzeichnis 301
- Quellenverzeichnis 305
- Personenregister 306