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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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1. Theoretische Überlegungen 21 Position in der Gesellschaft ermöglicht. Die Beamten sind, wie erwähnt, unmit- telbar zwischen Staat und Gesellschaft angesiedelt, an der Schnittstelle von Politik und gesellschaftlicher Entwicklung. Genau diese Position macht das eigentliche Spannende der Beamtengeschichte aus und gestaltet die Geschichte der Bürokra- tie auch in der franzisko-josephinischen Epoche zu einem Drama. Eliten gab es in allen Sparten der Verwaltung: in der Gemeinde-, Bezirks-, Lan- des- und Zentralverwaltung. Es kam auf die einzelnen Individuen an, ob und wie sie an der Macht in Staat und Gesellschaft interessiert waren und sich selbst in- volvierten. Die Entscheidungsbefugnisse waren selbstverständlich in den höheren und hohen Ebenen weitreichender als in den niederen. Ohne näher auf die wichtigen sozialwissenschaftlichen Begriffe der Elitenfor- schung eingehen zu wollen8 – auf das Beamtentum bezogen hatten sich die Eliten selbstverständlich durch die traditionellen Beamtenqualitäten auszuzeichnen. Die staatstheoretischen Überlegungen, wie ein idealer Beamter beschaffen zu sein habe, reichen weit in die neuzeitliche Geschichte bis zu den Anti-Machiavelli-Schriften zurück. Für Österreich spielten die Vorstellungen des Justus Lipsius, von dem noch die Rede sein wird,9 eine besondere Rolle. Unter anderem sind korrekte Pflichter- füllung, Gehorsamkeit und Loyalität selbstverständliche Tugenden. Wahre Elitebe- amte verfügten über weitaus mehr: über visionäre und ethische Vorstellungen zu Gesellschaft und Politik, vorausschauende Gestaltungskraft, Anpassungsfähigkeit an den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandel der Zeit, so- mit über einen außergewöhnlichen Charakter – im besten Fall gehören sie zu den charismatischen Persönlichkeiten. Man wende nicht ein, dass es das innerhalb der Bürokratie nicht gäbe. Es gibt sie heute, die Elitebeamten, und es gab sie damals, ihre Leistungen werden allerdings jeweils von der Politik, der sie dienen, verdeckt, genauso wie ihre nicht erbrachten Leistungen durch das System kaschiert werden. Diesen beiden Phänomenen, den großen Erfolgen sowie auch den Defiziten, auf die Spur zu kommen, stellte für mich eine reizvolle Aufgabe dar. Eine lineare Fortschrittsgeschichte der Bürokratie und des Beamtentums gibt es nicht. Die Veränderungen sind außerdem eine Erscheinung der longue durée (Fernand Braudel). Sie sind gekennzeichnet von großen Schritten, auch Rück- schritten, und kleinen Bewegungen. So wechselten Perioden der Reform mit sol- 8 Ich verweise auf die Auseinandersetzung mit dem wichtigen sozialwissenschaftlichen Begriff bei GERNOT STIMMER, Eliten in Österreich, 1848–1970, 2 Bände (= Studien zu Politik und Verwaltung 57/I und 57/II, Wien/Köln/Graz 1997) I, S. 16–52. 9 Siehe Kapitel „Widersprechende Loyalitäten“.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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