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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 148 -
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148 IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? von Postmeistern und kleinen Beamten, doch schnell weitete sich dieses weibli- che Berufsfeld aus. 1878 gab es bereits 140 Frauen im Telegrafendienst, die man dafür für besonders geeignet erachtete, weil sie meist gute Französischkenntnisse besaßen und, so meinte man, zarte Frauenhände das Tippen von Morsezeichen bestens bewältigten. Die Postenbesetzung mit weiblichen Angestellten erwies sich als rentabel für den Staat. Zunächst arbeiteten die Frauen gegen geringes Taggeld, später gegen eine weit geringere Besoldung als Männer. Um 1900 versahen bereits 8.950 Frauen den Dienst für den Staat oder für staatsnahe Betriebe, allerdings stand ihnen nach wie vor ein recht enges Ange- bot an Berufen zur Verfügung. 5 % finden wir als Beschäftigte bei den Staatsbah- nen, 3 % bei der Postsparkasse, bei der Polizeidirektion Wien arbeiteten 91 (1 %) weibliche Angestellte, in der Handelsstatistik, im statistischen Dienst sowie in der Statthalterei für Niederösterreich in Wien gab es gar nur 40 Frauen, das war ein halbes Prozent der dort Beschäftigten. Die nichtärarischen Postanstalten, also der nicht „echte“ Staatsdienst, mit 56 % weiblichen Angestellten war nach wie vor das größte Berufsfeld für Frauen. Die Einführung des Telefons eröffnete den Frauen weitere Möglichkeiten. Sie wurden ihrer hellen, gut verständlichen Stimmen we- gen bevorzugt aufgenommen, und ab 1898 konnten die „echten“ Postbeamtinnen definitiv gestellt werden,197 weil sich das Handelsministerium vermutlich die billi- gen Arbeitskräfte sichern wollte. Das war ein schüchterner Anfang und ein langer Weg, der vor den Frauen im Staatsdienst lag, denn die echten Karrieren blieben ihnen weiter verschlossen. Grundsätzlich lag es an der mangelnden höheren schulischen Vorbildung, denn sie hatten am Beginn der 1890er-Jahre weder Zugang zu den Gymnasien, dessen Besuch für die mittlere Beamtenlaufbahn verlangt wurde, und schon gar nicht zu den Universitäten und Hochschulen, deren Absolvierung für den höheren Dienst zwingend vorgeschrieben war.198 1897 stand zwar den Frauen der Zugang zur phi- losophischen Fakultät, 1900 der zur medizinischen Fakultät und zu den pharma- zeutischen Studien der Universität offen, und bald nach der Jahrhundertwende 197 HEIDI NIEDERKOFLER, „… und halten wir es für äußerst peinlich, einen bestehen- den Spalt in die Öffentlichkeit zu zerren“; Annäherungen an die Postbeamtinnen-Vereine, Beamtinnensektion und Reichsverein (phil. Diplomarbeit, Universität Wien 2000), S. 28 f. CHRISTIANE STEINER, Die Anfänge der Frauenarbeit im Staatsdienst am Beispiel der ös- terreichischen Post- und Telegraphenanstalt 1869–1919 (phil. Diplomarbeit, Universität Wien 1994), S. 75. Ich danke für diesbezügliche Anregungen meiner ehemaligen Studentin Mag.a Dr.in Ilsemarie Walter. 198 Siehe Kapitel „Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status“.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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