Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 178 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 178 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Bild der Seite - 178 -

Bild der Seite - 178 - in Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich

Text der Seite - 178 -

V. Das soziale Umfeld 178 des General-Rechungs-Directoriums (Vorläufer des Rechnungshofes) in Anspruch genommen. Zu den Uniformen trug man einen Degen und Hüte, die wie Militär- hüte gestülpt wurden. Das Tragen der Uniformen bei feierlichen Gelegenheiten, bei Kontakt mit anderen Ämtern und im Publikumsdienst unterstrich die hier- archische Gliederung der Beamtenschaft. Allerdings deklarierte man die Kostü- mierung verschleiernd als ausdrückliches Recht der „mit dem Titel einer höheren Rangclasse bekleideten aktiven Staatsbeamten“.290 Doch es war offensichtlich: Im Neoabsolutismus war mit dem Tragen der Uniform in der Öffentlichkeit deutlich der Zweck verbunden, der Bürokratie einen militärischen Anstrich zu verleihen, um damit auch visuell zu demonstrieren, dass sie wie Soldaten und Offiziere der Staatsgewalt auf Gedeih und Verderben unterworfen waren. Offenbar huldigte man auch dem Sprichwort „Kleider machen Leute“: Den Beamten sollte mit dem Tragen der Uniform die gewünschte Identität eingeimpft werden. Sie sollten sich als Staatsorgane fühlen und sich dementsprechend benehmen. Aus der ursprüng- lichen Absicht zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die Beamten optisch aus der Masse des Volkes herauszuheben, war nun die Uniform zum Symbol des Gewaltmono- pols des Staates geworden. Ob die Staatsbeamten damals begeistert waren, ist uns nicht bekannt. In den 1870er-Jahren jedoch begannen sie sich gegen das Tragen der Uniformen zur Wehr zu setzen. Die Frage war thematisiert worden, weil sich die Uniformen für den Hafen- und Seesanitätsdienst als unpraktisch erwiesen hatten.291 Die Anschaffung der Uniformen kam die Beamten teuer zu stehen. Darüber hin- ausgehend enthüllt die Opposition gegen die Uniform das neue Selbstverständ- nis der Beamten der liberalen Ära. Abgesehen davon, dass angeblich sowieso nur ein Bruchteil der Beamtenschaft vorschriftsmäßig uniformiert war und dies zumeist nur bei feierlichen Amtshandlungen,292 war den niederen Beamten die Uniform sowieso zu teuer, die anderen aber wehrten sich aus ideologischen Gründen gegen die Uniform als Ausdruck der Gleichstellung der Beamten- schaft mit dem Militär. Die mit dem Tragen der Uniform verbundene Etikette erinnerte, wie vorher gesagt, sehr stark an den Usus der Offiziere, von denen 290 Uniformierungsvorschrift vom 24. August 1849, RGBL. Nr. 377/1849, § 1. 291 MA�RHOFER-PACE, Handbuch I, S. 263. 292 J[ustin]. B�ONSKI, Der österreichische Civilstaatsdienst: ein systematisches Handbuch, enthal- tend sämmtliche, die Anstellung im österr. Civil- Staatsdienste, sowie die dadurch begründeten Rechte und Pflichten betreffenden Bestimmungen, mit Inbegriff der Pensions- und Disciplinar- vorschriften, sammt den einschlägigen Erkenntnissen des Reichsgerichtes und des Verwaltungs- gerichtshofes (Wien 1882), S. 220.
zurück zum  Buch Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich"
Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Josephinische Mandarine