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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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225 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital zen Rudolf Moritz Szeps, der Industriellengattin Josephine Wertheimstein, in dem von deren Tochter Fanny Wertheimstein oder jenem der Tochter der Szeps, Bertha Zuckerkandls, Kunstkritikerin und politisch engagierte Journalistin, Auf- nahme fand? Der Zugang zu den entsprechenden Salons war ein Zeichen, Mit- glied der aufgeklärten, liberalen, kultivierten bürgerlichen Gesellschaft zu sein. Viele höhere Ränge der Bürokratie hatten zu diesen „bürgerlichen“ Salons wohl kaum engere Beziehungen. Diese bildeten eher das Refugium von Künstlern und Wissenschaftlern. Der bereits viel besprochene Wilhelm August von Hartel, be- kanntlich gerühmter Altphilologe, Professor an der Universität Wien und Direk- tor der Hofbibliothek, später (1900–1905) Minister für Cultus und Unterricht, dürfte wohl eher als kultivierter Gelehrter und liberaler Minister, der den moder- nen Künsten gegenüber aufgeschlossen war, und weniger als Beamter im Salon der Bertha von Zuckerkandl ein gern gesehener Gast gewesen sein.435 Gesellschaften „zu geben“, Salons zu halten oder wenigstens zu Tee oder Kaf- fee zu laden, Bälle oder Tanzkränzchen zu inszenieren, stellte den einen Teil des gesellschaftlichen Lebens dar, bei dem „man“ sich traf. Genauso gehörte es zum guten Ton, bei den kulturellen Veranstaltungen in „Burg und Oper“, bei den phil- harmonischen und anderen prominenten Konzerten gesehen zu werden und hier mit klugen Urteilen „Kultur“ zu beweisen sowie in Wohltätigkeitsvereinen und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen präsent zu sein. Die Wohltätigkeit war das un- bestrittene Feld der Frauen gemäß dem fürsorglichen, mütterlichen Geschlechts- charakter, den ihr die bürgerliche Gesellschaft zuschrieb. Hier konnten die Frauen ihre entsprechenden Erfahrungen einbringen, neue sammeln, ihr Organisations- talent, das in der Familienarbeit geschult war, für öffentliche Arbeit entfalten. Die Wohltätigkeits- und kulturellen Vereine boten den Frauen die Möglichkeit, die Grenzen „ihres“ Bereichs des Privaten zu überschreiten und in der Öffentlichkeit aufzutreten.436 Von den politischen Vereinen waren sie ausgeschlossen. 435 Ein Überblick über die Salonkultur der späten Jahre der Monarchie bei ERNST CASTEL- LITZ, Formen der Geselligkeit in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Salon und Salonière – Kaffeehaus und Kaffeehausgänger (phil. Diplomarbeit, Universität Wien 1998), im Besonderen S.  55–99. 436 MARGRET FRIEDRICH, „Vereinigung der Kräfte, Sammlung des kleinen Guten zu einem gemeinschaftlichen Vermögen, kurz die Assoziation ist hier die einzige Rettung“. Zur Tätigkeit und Bedeutung der Frauenvereine im 19. Jahrhundert in Metropole und Provinz. In: Bürgerliche Frauenkultur im 19. Jahrhundert, hg. von Brigitte Wallnig-Mazohl (= L’Homme Schriften 2, Wien /Köln/Weimar 1995), S. 125–173; PIETER M. JUDSON, Die unpolitische Bürgerin im politisierenden Verein. Zu einigen Paradoxa des bürgerlichen Weltbildes im 19. Jahrhundert. In: „Durch Arbeit, Besitz, Wissen und Gerechtigkeit“, hg. von Hannes Stekl, Peter Urbanitsch,
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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