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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 258 -
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VII. Josephinismus und Moderne um 1900 258 treuen zeitgenössischen Beamten, des Statthalters in Triest und Oberösterreich Erasmus Freiherr von Handel (1860–1928), urteilt Hussarek längst nachdem die Monarchie untergegangen und Handel verstorben war, im Jahr 1930, über dessen Beamtenmoral folgendermaßen: „Handel war ein Mann der Verwaltung allerers- ten Ranges“, der „mit scharf durchdringendem Blick“ die Aufgaben erfasst und der seine „volle Tatkraft“ in den Dienst der Sache stellte. Unter ihm hätte auch die Beamtenschaft des Landes „mit der größten Hingabe an eine peinlich korrekte und verständnisvolle Amtsführung“ ihre Aufgaben erfüllt. „Jeder einzelne wusste, dass seinem Landeschef nichts an seiner Amtsführung entgehen werde und dass seine Bemühungen unter den gegebenen Verhältnissen für das allgemeine Wohl nachdrücklich zu wirken Anerkennung, jede Saumseligkeit oder Nachlässigkeit schärfsten Tadel finden würde. Für Handel war Verwaltung eine hohe Kunst, an die er neben tiefem Wissen, reicher Erfahrung und feinstem Takt auch die ganze Wärme seines Herzens wendete. Namentlich war er auch ein Meister in der Wür- digung des Verhältnisses zwischen Staatsganzen und dessen einzelnen Ländern und ein unermüdlicher Vertreter dessen, was beiden frommt.“536 Hatte Hussarek den „Hirtenbrief“ Josephs II. vom Jahr 1783 mit dessen Vorstellungen, wie ein idealer Beamter seinen Dienst zu verrichten habe, vor sich, als er diese Zeilen schrieb? Wir lesen von klarer Erfassung der Verwaltungsaufgabe, von „voller Tat- kraft“ für den Dienst der Sache und des Staates, von „peinlich korrekter und [zu- gleich] verständnisvoller Amtsführung“, von der Vorbildwirkung, die von diesem Landeschef ausging, von der „hohen Kunst der Verwaltung“, die nicht nur Wissen und Erfahrung, sondern auch die „Wärme des Herzens“ erforderte. Fast wörtliche Wiederholungen des Hirtenbriefs!537 Handel und Hussarek-Heinlein standen für so manche andere bürokratische Eliten. Auch im beginnenden 20. Jahrhundert war für einen guten Beamten ohne Zweifel das josephinische Beamtenethos nicht vergessen, er hatte es internalisiert! Handel beschreibt in seinen „Erinnerungen“538 seine berufliche Karriere, die zeigt, dass er sich in die Reihe jener Beamten einreihen lässt, deren Leben und Karriere typisch verlief. Er war Sohn eines Beamten, des k. k. Statthaltereisekretärs und (deutsch-liberalen) Reichsratsabgeordneen Sigmund Freiherr von Handel, 536 Hussarek gab auszugsweise die Lebenserinnerungen Handels heraus: ERINNERUNGEN DES ERASMUS FREIHERR von HANDEL, hg. von Univ.-Prof. Dr. Max Freiherr Hussarek von Heinlein, österreichischer Ministerpräsident a. D. In: Jahrbuch der Österreichischen Leo-Gesell- schaft (1930), S. 39. 537 Zitate aus dem Hirtenbrief bei HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 26 f. 538 Nachlass Handel, Karton 1. HHSTA.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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