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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
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VII. Josephinismus und Moderne um 1900 264 richtsbeamte Adolf Ignaz von Tschabuschnigg (1809–1877), Beamter am Landes- gericht in Klagenfurt, am Stadt- und Landrecht in Triest, am Oberlandesgericht in Graz und am Obersten Gerichtshof in Wien, Reichsratsabgeordneter und kurze Zeit (1870) Justizminister, hinterließ Abhandlungen sowie ein reiches schriftstel- lerisches Œuvre.555 Wer bringt heute noch den berühmten Dichter, Kulturkritiker und Freund vieler Künstler, Richard (seit 1918 von, 1874–1942) Schaukal mit Bü- rokratie in Verbindung, der 20 Jahre lang ein erfolgreicher Beamter, Ministerial- rat im Ministerratspräsidium, war? Um die Liste der heute noch bekannten oder längst vergessenen Dichterbeamten kursorisch fortzusetzen, sei der Senatspräsi- dent Kurt Frieberger ebenso genannt wie der Mittelschullehrer Robert Hamer- ling, der Sektionschef (im Unterrichtsministerium) Thaddäus Rittner, Hofrat Otto Stoessl und der Richter Anton Wildgans.556 Der Usus, Künstler zu Beamten zu ernennen, bildete eine Fortsetzung der josephinischen und vormärzlichen Per- sonalpolitik, die allerdings damals als eine Art Kunst- und Sozialförderung durch den Staat gedacht war. Künstlerisch begabte oder wissenschaftlich interessierte Männer wurden in die Amtsstuben geholt, um einer traurigen brotlosen Existenz in Armut zu entgehen: Die Dichter Aloys Blumauer, Joseph Franz von Ratschky, der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall, Eduard von Bauernfeld, Ignaz Franz Castelli, Franz Grillparzer und Adalbert Stifter waren Beamte, die – im Un- terschied zu den dichtenden Beamten der zweiten Jahrhunderthälfte – in erster Linie Künstler waren und mit ihrem Dienst im Staat nur ihr Brot erwarben.557 Katholische, kaisertreue Patrioten und gut ausgebildete Juristen waren zwar die Wunschvorstellung für den Staatsdienst. Diese mochten auch die Mehrheit gebildet haben. Trotzdem waren unter den bürokratischen Eliten ungewöhn liche Exemplare vertreten, die ungewöhnliche Wege gingen. Je später es im monarchi- schen Zeitalter wurde, desto differenzierter und disparater gestaltete sich der Be- amtenapparat. Konservative, kaisertreue Einstellung wurde bekanntlich als hohe Beamtentugend gepriesen. Gerade deshalb verblüfft, dass immer wieder die Rede auch HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 220 und 329; über den Text der Thronrede ÉVA SO- MOG�I, Vom Zentralismus zum Dualismus. Der Weg der deutschösterreichischen Liberalen zum Ausgleich von 1867 (= Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, Beiheft 13), S. 19. 555 Siehe ADOLF RITTER von TSCHABUSCHNIGG, zusammengestellt von Primus Heinz Kucher, S. 335 ff., siehe auch Kapitel „Traditionelle Karrieremuster“. 556 Bei SCHIMETSCHEK, Der österreichische Beamte, S. 194. 557 HEINDL, Gehorsame Rebellen, S. 326–331. KARLHEINZ ROSSBACHER, Literatur und Li- beralismus. Zur Kultur der Ringstraßenzeit (Wien 1992).
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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