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Josephinische Mandarine - Bürokratie und Beamte in Österreich
Seite - 276 -
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VII. Josephinismus und Moderne um 1900 276 sere Trost: Seine Seele, befreit von der Gemeinschaft des eigenen leidvollen Kör- pers und erlöst von der Gemeinschaft der überlebenden Leiber, zu nichts nütze als zum Leben – seine große Seele ist zu sich gekommen. Wien, 30. September 1911.“ In den Behörden Wiens dürfte es nur wenige Leser der „Fackel“ gegeben ha- ben, denn im Eisenbahnministerium traf erst am 7. November 1911 eine „Kuratel- anfrage“ des Bezirksgerichts Landstraße über den „angeblichen Tod“ des Beamten Janikowski ein.599 Just im Todesjahr Janikowskis 1911 verfasste Sigmund Freud seine berühmte psychoanalytische Studie über Daniel Paul Schrebers Autobiografie.600 Schreber war Oberlandesgerichtsrat in Chemnitz und Leipzig und hatte bereits 1903 seine Leidensgeschichte in psychiatrischen Kliniken in einem Buch, „Denkwürdigkei- ten eines Nervenkranken“, publiziert. Ähnlichkeiten der Fälle sind nicht von der Hand zu weisen. Freuds Studie erregte in Wien viel Aufsehen. Die Briefe Jani- kowskis aus Steinhof hätten genauso Freuds Interesse finden und die Öffentlich- keit faszinieren können, wären sie bekannt geworden. Für die Autorin eines Buches über bürokratische Eliten wäre es verlockend, mit einem Beamten wie Janikowski abzuschließen: Ein Beamter der Moderne mit der künstlerischen Welt Wiens um 1900 vielfältig verbunden, ein kritischer Intellektueller, ein Fall der viel bestaunten zeitgemäßen psychiatrischen Medizin Wiens, ein polnisch-galizischer Beamter, der die bürgerliche gebildete Welt Wiens repräsentierte und der – obwohl Außenseiter im bürokratischen Getriebe – an die Tradition des aufgeklärten, gebildeten Beamtentums der josephinischen Zeit anschloss. Doch das wissenschaftliche Publikum erwartet anderes. 599 Index der Namen im ARCHIV DES EISENBAHNMINISTERIUM Nr. 52619 /13. Der Akt selbst wurde skartiert. 600 Zu der Studie Freuds „Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiograpisch beschrie- benen Fall von Paranoia“ siehe die Einleitung von SAMULE M. WEBER, DANIEL PAUL SCHREBER, Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken, hg. und eingeleitet von Samuel M. We- ber (Frankfurt/Berlin/Wien 1973, Erstauflage 1903), S. 5–13. Herrn Dr. Hans Haider vielen Dank für den Hinweis auf die Ausgabe von 1973.
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Josephinische Mandarine Bürokratie und Beamte in Österreich
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Josephinische Mandarine
Untertitel
Bürokratie und Beamte in Österreich
Autor
Waltraud Heindl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78950-5
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
336
Schlagwörter
Bürokratie, Beamte, Österreich, Österreich-Ungarn, nationale und politische Identitäten, Loyalitäten, Alltagskultur, Frauen im Staatsdiens, Image
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 11
  2. I. Bürokratie und Beamte – eine Spurensuche Versuch einer Einführung 17
    1. 1. Theoretische Überlegungen 17
    2. 2. Die zwei Realitäten der Bürokratie 24
    3. 3. Definitionen, Details und Daten 26
  3. II. 1848 – ein Wendepunkt für die österreichische Bürokratie? 35
  4. III. Die Bürokratie und das neoabsolutistische Experiment 45
    1. 1. Diskussionen um die bürokratische Neugestaltung 45
    2. 2. Neue Strukturen und Arbeitsfelder. Die Liquidierung der Revolution auf dem Verwaltungsweg 47
    3. 3. Beamtenethos und Beamtenideal der neuen Ära 54
    4. 4. Ziviler Ungehorsam und staatliche Disziplinierung 60
    5. 5. Ausbildung, ökonomische Lage und sozialer Status vor 1867 66
  5. IV. Beamtentum und Verfassungsstaat – ein Neubeginn? 85
    1. 1. Wandel der politischen Strukturen 85
    2. 2. Staatsdiener – Staatsbürger. Neue politische Rechte – neue politische Probleme 87
    3. 3. Widersprechende Loyalitäten: zwischen Kaiser und Staat – Nation/en und Partei/en 90
    4. 4. Parteipolitische Konfliktszenen 99
    5. 5. Nationale Illustrationen 106
    6. 6. Traditionelle Karrieremuster gegen politischen Protektionismus 121
    7. 7. Soziale Privilegierung und dienstliche Disziplinierung: Streiflichter zu den ökonomischen und sozialen Verhältnissen 1873–1914 131
    8. 8. Die ungewohnte Neue: Frauen im Staatsdienst 147
    9. 9. Macht und Ohnmacht. Direkte und indirekte Einflussnahme 154
    10. 10. Generationenkonflikte um 1900 160
  6. V. Das soziale Umfeld 165
    1. 1. Beamte und bürgerliche Gesellschaft 165
    2. 2. Der Alltag im bürokratischen Leben oder die kleinen großen Unterschiede 168
      1. Soziale Distinktionen: Ausbildung, Karriere und Rekrutierung 170
      2. Äußere Zeichen – Für und Wider die Beamtenuniform 177
      3. Umgangsformen im Amt 180
      4. Arbeitszeit und Amtsräume 184
      5. Amtsroutine, Akten und bürokratische Skurrilitäten 187
    3. 3. Verbindende Gemeinsamkeiten – Amtsstil, Kanzleisprache und die Architektur der Amtsgebäude 190
    4. 4. Der private Alltag – das symbolische Kapital 198
      1. Amtsroutine im Privatleben? 198
      2. Bürgerlicher Lebensstandard?
      3. Die Grundbedürfnisse Essen und Wohnen 200
      4. Die Beamtenfamilie: Intimität und Öffentlichkeit 209
      5. Die „gut-bürgerliche“ Gesellschaft – Private Netzwerke 221
      6. Freizeitgestaltung als Netzwerkbildung 229
  7. VI. Inszenierungen 235
    1. 1. Literarische Inszenierungen – Fremdbilder 235
    2. 2. Selbstinszenierungen – Selbstzeugnisse 244
  8. VII. Josephinismus und Moderne um 1900 253
    1. 1. Typisch „josephinische“ Beamteneliten? 253
    2. 2. „Andersgläubige“, Sozialdemokraten und Künstler – ungewöhnliche josephinische Beamte? 260
    3. 3. Ein anderer ungewöhnlicher Beamter – Dr. Ludwig Ritter von Janikowski 267
  9. VIII. Was blieb? – Anstatt eines Schlusswortes 277
    1. Anhang 285
    2. Bildnachweis 285
    3. Abkürzungsverzeichnis 286
      1. I. Die Verwaltung und Organisation des österreichischen Kaiserstaates 287
      2. II. Entwicklung der Gehälter der höheren Beamten nach den Gehaltsreformen 288
    4. Quellen-und Literaturverzeichnis 290
    5. Archivalische Quellen 290
    6. Gedruckte Quellen 291
    7. Autobiografische Schriften 295
    8. Ausgewählte Roman- und Dramenliteratur 298
    9. Sekundärliteratur 299
    10. Sachregister 313
    11. Namenregister 317
    12. Ortsamenregister 321
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