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2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED)
Die 1673 von Christiaan Huygens postulierte Wellentheorie des Lichts20 als Gegenstück
zur Newton’schen Korpuskeltheorie kann als Wegbereiter für zwei wichtige Entde-
ckungen gelten, die für das Durchführen und Verstehen heutiger Elektronenbeugungs-
experimente unentbehrlich sind.
Diese knüpfen zum einen an den 1802 von Thomas Young durchgeführten Doppel-
spaltversuch21 an, bei dem kohärentes Licht gebeugt wird. Der Prozess der konstrukti-
ven und destruktiven, Licht auslöschenden Interferenz der Wellenfront führt hier ab-
hängig vom Spaltmaß und der Wellenlänge des Lichts zu einem charakteristischen Beu-
gungsmuster. Bei monochromatischem Licht besteht es aus hellen und dunklen Berei-
chen. Zum anderen stützen sie sich auf den Beitrag von Louis-Victor de Broglie, dem
1924 ein weiterer Durchbruch gelang, indem er das Konzept des Welle-Teilchen-
Dualismus auf alle bewegten Objekte mit Ruhemasse – wie auch Elektronen – erweiter-
te und ihnen eine impulsabhängige Wellenlänge zuschreibt.22 Experimentell untermau-
ert wurde die Theorie der „Materiewellen“ 1927 durch das Davisson-Germer-
Experiment23, das die Bragg’schen Vorhersagen für Beugung von Röntgenstrahlen an
einem Nickelkristall erstmals auch für Elektronen zeigte. Sie verhalten sich unter be-
stimmten Bedingungen demzufolge entsprechend wie elektromagnetische Strahlung.
Der Potenzialgradient des elektrischen Feldes jedes Atoms im Nickelkristall verursacht
die Ablenkung der Elektronenflugbahnen. In Analogie zum Young’schen Doppelspalt-
versuch wirkt das Atom hier wie ein Spalt und die Elektronen wie ein Lichtstrahl. Die
Beugung an Atom-Paaren führt in gleicher Weise zu Interferenzmustern.
Die ersten Beugungsexperimente in der Gasphase zur Strukturaufklärung erfolgten mit
Röntgenstrahlen an kleinen Molekülen (z.B. CCl4, GeCl4, C6H6) durch Peter Debye
192924. Ein Jahr später wiederholten Herman F. Marks und R. Wierl das Experiment25
unter Verwendung von Elektronenstrahlen in beeindruckender Kürze. Im Ergebnis zeig-
te sich: Wofür Debye eine Datenakkumulationszeit von circa zehn Stunden benötigte,
reichten Marks & Wierl wenige Sekunden. Der Wirkungsquerschnitt der Elektronen-
beugung bei einer kinetischen Energie von 40 keV liegt um vier bis sechs Größenord-
nungen über dem der Röntgenstrahlung, was ursächlich dem Umstand geschuldet ist,
dass die Elektronenbeugung am gesamten elektrostatischen Potenzial des Atoms statt-
findet, wohingegen die Röntgenbeugung lediglich an der Elektronendichte erfolgt.
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333