Seite - 226 - in Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
Bild der Seite - 226 -
Text der Seite - 226 -
226 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen
6.2 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe
geschlossenschaliger Kupfercluster (Cu55±x−, x = 1–2)
Geometrisch geschlossene Cluster mit einigen wenigen hinzugefügten Atomen auf ihrer
Oberfläche erfahren zusätzlichen Stress auf ihre Struktur. Bedingt durch die geringe
Koordinationsumgebung der Adatome dringen diese wenn möglich in die Oberfläche
des Clusters (teilweise) ein. Ein gespanntes System dieser Art besitzt eine verminderte
Aktivierungsbarriere für die Oberflächendiffusion einzelner Atome. Das Schmelzen von
kleinen Metallclustern ist ein komplexer und bis heute nur wenig systematisch unter-
suchter Vorgang. Isomerisierungsprozesse wie z.B. Oberflächendiffusion oder Oberflä-
chenpenetration können vorgelagert oder Teil einer Verflüssigung sein. Eine strikte
Trennung beider ist in finiten Systemen dieser Größe nicht möglich. In größeren Me-
tallclustern beginnt der Schmelzvorgang in der äußersten Atomschicht.331,332 In diesem
Bereich der Struktur sind die Teilchen thermisch einfach anregbar, da hier lediglich
geringe Energiedifferenzen durch ein Verschieben der Atome aus ihrer optimalen Posi-
tion entstehen. Weiteres Hinzuführen von Wärme erhöht den Anteil mobiler Atome, der
feste Kern schrumpft dabei kontinuierlich. Die spezifische Wärmekapazität c(T) zeigt
im Gegensatz zum Festkörper ein flaches Maximum, das über einen breiten Tempera-
turbereich verläuft, und die Entropie des Systems steigt parallel stetig. In Analogie zur
Schmelzpunkterniedrigung von Legierungen können zusätzliche oder fehlende Atome
in der Struktur als Defekte der Cluster interpretiert werden. Ihre Positionen sind auf der
Oberfläche des Partikels relativ mobil und unterstützen das Schmelzen an der Vakuum-
schnittstelle. Die mikroskopischen Aspekte des Anschmelzens (premelting) von Clus-
tern mit nahezu geschlossener Oberfläche wurden bereits unter Verwendung eines Dif-
fusionsmodells von Fehlstellen interpretiert.333,334 Auf gleiche Weise untersuchten Evers
et al. den Einfluss zusätzlicher Adatome auf einem Mackayikosaeder (Al55) mit Hilfe
von Monte-Carlo-Simulationen.335
Für die Kupferclusteranionen Cu54– bis Cu58– wurden temperaturabhängige Messungen
bei T = 90K, 400K und z.T. 530K durchgeführt (siehe Abbildung 163). Es zeigte sich
eine thermisch induzierte Veränderung des sMexp-Funktionsverlaufs, die nicht nur auf
eine Dämpfung der Amplitude beschränkt ist. Die Tieftemperaturmessungen (95K) zei-
gen, dass im untersuchten Größenbereich eine Variation von 1–2 Atompositionen expe-
rimentell nicht unterschieden werden kann (siehe Abschnitt 6.1.1). Mögliche Kandi-
datstrukturen leiten sich vom zweischaligen, 55-atomigen Mackayikosaeder ab (siehe
Kapitel 5.5), der entweder um 1–3 Adatome auf einer dritten Schale erweitert wird,
zurück zum
Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333