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4 Heuristik der Clusterstrukturfindung
Metallcluster können als eine neue Art von Material verstanden werden, die sich in ih-
ren chemischen und physikalischen Eigenschaften stark vom einzelnen Atom oder auch
dem Festkörper untereinander unterscheiden. Die Struktur der Cluster ist dafür maßgeb-
lich verantwortlich und sie zu kennen stellt eine notwendige Vorbedingung für das Ver-
ständnis und die Verwendung dieser Materialen dar.
Eine Vielzahl experimenteller Methoden wie die in dieser Arbeit durchgeführte Elekt-
ronenbeugung9,55 aber auch weitere wie Ionenmobilität (IMS, ion mobility spectrome-
try)56, Photoelektronenspektroskopie (PE-Spektroskopie)57,58, Schwingungsphotodeple-
tion- oder Photoionisationsspektroskopie sind dafür verfügbar. Alle benötigen Kandi-
datstrukturen zur Interpretation der experimentellen Ergebnisse.
Das Finden der thermodynamisch günstigsten Gleichgewichtsstruktur von Metall-
clustern stellt ein Problem in der Kategorie der NP-vollständigen Probleme59 dar (NP,
nichtdeterministisch polynomiell). D.h. die Rechenzeit, die zur Analyse des Konfigura-
tionsraums benötigt wird, steigt exponentiell mit der Clustergröße (Atomzahl). Diese
Art von Problemen lässt sich vermutlich nicht effizient lösen. Es wurden einige globale
Optimierungsverfahren zur Struktursuche für eine Temperatur von Null Kelvin entwi-
ckelt: Monte Carlo (MC)60, Moleküldynamik (MD)61, simulated annealing (SA)62,63
sowie der in Abschnitt 4.2 vertiefte Genetische Algorithmus (GA)64,65.
Die Methoden verwenden i.d.R. ab initio-Verfahren, bei denen die Elektronenstruktur
für fixierte Kernkoordinaten (Born-Oppenheimer-Näherung66) bestimmt wird, und über
den wirkenden Kraftgradienten die Atompositionen schrittweise relaxiert werden. Für
Cluster ist die Dichtefunktionaltheorie (DFT) gebräuchlich. Ihre Anwendbarkeit ist auf-
grund der hohen Kosten jedoch begrenzt, sodass ab einer bestimmten Clustergröße an-
dere Modellpotenziale (Zweikörper- oder semiempirische Potenziale) verwendet wer-
den müssen. In den folgenden Abschnitten sollen die beiden für diese Arbeit relevanten
Konzepte genauer vorgestellt werden.
4.1 Dichtefunktionaltheorie
Die im Jahre 1926 von Erwin Schrödinger67 verwendete Wellenmechanik zur Beschrei-
bung elektronischer Vielteilchensysteme stellt den Beginn der Hartree-Fock-Theorie
und zahlreicher aufbauender Entwicklungen, sog. Post-Hartree-Fock-Methoden, dar.
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Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333