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286 Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen
A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379
Für den Cluster Sn13+ konnte gezeigt werden, dass unter den experimentellen Bedingun-
gen (T = 95K und T = 296K) mehrere Isomere aus verschiedenen Strukturfamilien
gleichzeitig vorliegen (siehe Abbildung 192). Die Ergebnisse sind mit Ionenmobilitäts-
messungen von R. Kelting bei Raumtemperatur konsistent, wenngleich die Mischungs-
verhältnisse leicht verschoben sind. Die mit DFT-Methoden berechnete elektronische
Grundzustandskonfiguration (Ih-Struktur) besitzt ein einfach besetztes ag-HOMO, so-
dass kein Jahn-Teller-Effekt erster Ordnung zu erwarten wäre. Aufgrund eines relativ
kleinen HOMO-LUMO-Energieabstands können jedoch Jahn-Teller-Verzerrungen zwei-
ter Ordnung vermutet werden. Die Struktursuche mit einem GA liefert zahlreiche Iso-
mere der Ih-Familie (D3d-, Th-, C2h-, Ci-Symmetrien) in einem Energieintervall von
0,04 eV. In einem Abstand von ca. +0,29 eV erscheint ein C1-Bindungsmotiv, dessen
Grundstruktur sich aus einem verzerrten dreifach überkappten trigonalen Prisma zu-
sammensetzt, das eine Seitenfläche mit einer pentagonalen Bipyramide teilt. Eine ver-
gleichbare Struktur wurde für den anionischen Cluster Sn13− gefunden.373
Im Falle tiefer Temperaturen (95K) ist die Ih-Familie mit einem Anteil von 28% prä-
sent, wohingegen die C1-Struktur mit 72% Anteil das Hauptisomer darstellt. Bei Raum-
temperatur verschiebt sich das Verhältnis zum Ih-Isomer (49:51). Als Interpretation des
experimentellen Befunds können drei Erklärungsmöglichkeiten angeführt werden: 1.
Der GA hat nicht das energetisch günstigste und im Beugungsexperiment vorliegende
Sn13+-Isomer gefunden. 2. Die DFT-berechneten relativen Energien beider Strukturfa-
milien präferieren die falsche Struktur. Die energetische Reihenfolge ist in Wahrheit
invertiert und der Abstand zwischen beiden Isomeren kleiner. 3. In beiden Experimen-
ten (TIED, IMS) liegt nicht die thermodynamische Gleichgewichtsstruktur bzw.
Gleichgewichtsverteilung mehrerer Isomere vor.
Da temperaturvariierte Beugungsdaten durch eine Verschiebung des Isomerengemischs
Ih/C1 sehr gut interpretierbar sind, ist die erste Erklärung mit hoher Sicherheit auszu-
schließen. Ein einzelnes Isomer müsste mindestens einen Strukturwechsel durchlaufen,
um die Änderungen der sMexp-Funktion zu erklären. Da zu höheren Temperaturen der
Anteil der ikosaedrischen Struktur tendenziell zunimmt, ist eine durch DFT nicht
korrekt wiedergegebene energetische Reihenfolge wahrscheinlich. Bei tiefen Tempe-
raturen (T → 0K) sollte der Anteil des elektronisch günstigsten Isomers stets am größ-
ten sein, sofern sich die Schwingungsenergieverteilungen (Frequenzen) nicht zu sehr
unterscheiden.
Man kann nicht mit absoluter Sicherheit ausschließen, dass aufgrund einer hohen Ener-
giebarriere der Isomerisierung ein Teil der Zinnclusterionen in einer metastabilen Kon-
figuration über die Zeitskala des Experiments gefangen sind. In diesem Fall würde der
höhere Anteil des Ih-Isomers bei Raumtemperatur einer schnelleren Kinetik der Um-
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Buch Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung"
Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Titel
- Aufklärung der Struktur von Metallclusterionen in der Gasphase mittels Elektronenbeugung
- Autor
- Thomas Rapps
- Verlag
- KIT Scientific Publishing
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-86644-878-0
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 390
- Schlagwörter
- Elektronenbeugung, Nano-Metallcluster, Gasphase, massenselektiv, Strukturbestimmung
- Kategorien
- Naturwissenschaften Chemie
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1 Einleitung 1
- 2 Elektronenbeugung in der Gasphase (GED) 5
- 3 Das TIED-Experiment 15
- 4 Heuristik der Clusterstrukturfindung 35
- 5 Strukturen von Metallclusterionen 45
- 5.1 Kleine Käfigstrukturen magnetisch dotierter Goldcluster (M@Aun−, M = Fe, Co, Ni; n = 12–15) 45
- 5.2 Ladungsabhängige Strukturunterschiede von kleinen Bismutclustern 68
- 5.3 Palladiumcluster (Pdn−/+, 13 ≤ n ≤ 147) 91
- 5.4 Wasserstoffadsorptionseigenschaften von massenselektierten Palladiumclustern 128
- 5.5 3d-/4d-/5d-Übergangsmetallcluster aus 55 Atomen 152
- 5.6 Strukturelle Entwicklung später Übergangsmetallcluster (Co, Ni, Cu, Ag) 184
- 6 Der Temperatureinfluss auf die Gleichgewichtsstruktur von Metallclusterionen 205
- 7 Statistische Untersuchungen zur Datenanalyse 259
- 8 Zusammenfassung und Ausblick 273
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- A.1 Entwicklung der Clusterstruktur verschiedener Elemente der Gruppe 14 (Si, Sn, Pb) 279
- A.2 Schmelzen des Clusters Pb55− 283
- A.3 Der Zinncluster Sn13+ 379 286
- A.4 Strukturmotiv von Clustern des bcc-Elements Tantal 288
- A.5 Thermisch induzierte Oberflächenrekonstruktion beinahe geschlossenschaliger Silbercluster (Ag55±x−, x = 1–2) 290
- A.6 Möglicher Strukturübergang bei Silberclusterionen (Agn−, n = 80–98) 295
- A.7 Reine Goldcluster größer 20 Atome 296
- Anhang B: Apparative Entwicklung 305
- Anhang C: Einfluss der Fallengeometrie auf große Streuwinkel 311
- Anhang D: CNA-Analyse des zehnatomigen Strukturensembles 313
- Anhang A: Beugungsdaten weiterer Metallclusterionen 279
- Abbildungsverzeichnis 321
- Tabellenverzeichnis 331
- Literaturverzeichnis 333